Der sexhungrige Werwolf!
sich zu bewegen.
Sie schob sich mit ihrem Körper in eine aufrechte Position, drückte mit den Armen und Händen über sich die Last Stück für Stück zur Seite.
Der Deckel öffnete sich und ihre Hände und ihr Gesicht spürten einen frischen Luftzug. Verzweifelt hustete sie, atmete ein, wischte sich die Augen.
Der schwere Sargdeckel fiel krachend auf den Boden des Leichenwagens.
Sie überlegte, was geschehen war. Wie war sie dort hingekommen?
Dann begann ihr Geist zu erwachen und sie erinnerte sich an die Bilder der vergangenen Stunden. Der Alptraum war verflogen.
In einer engen Gefängniszelle hatte sie in der vergangenen Nacht zwei Frauen getötet. Anschließend hatte sie einem Arzt die Kehle mit einem Skalpell durchschnitten und konnte sich in diesem Leichenwagen verstecken. Ihr war die Flucht aus dem Gefängnis gelungen.
Sie hörte an den Fahrgeräuschen des Autos, dass sie sich in höherer Geschwindigkeit bewegten.
Dann blickte sie neben sich und erkannte Heike, eines ihrer Mordopfer.
Zufrieden lächelte sie.
Ich bin Beliar Báthory und habe meine Feinde getötet.
Leise und vorsichtig kletterte sie aus dem kalten Eisensarg. Der Deckel lag neben ihr an die Wand gelehnt. Sie hob ihn hoch und legte ihn wieder auf den Sarg. Dann versteckte sie sich in einer Ecke und überlegte.
Hatte der Lärm des fallenden Sargdeckels dem Fahrer ihre Anwesenheit verraten?
Wie lange die Fahrt bereits dauerte, war ihr nicht bewusst. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren.
Der große Wagen bremste mehrfach, fuhr wieder an, und bremste wieder. Immer häufiger im Wechsel. Sie schienen München erreicht zu haben. Die Rechtsmedizin befand sich in der Nußbaumstraße, in der Nähe des Stadtzentrums. Von hier würde sie in den Münchner Stadtteil Hasenbergl fahren um nach dem Verräter Bernhard zu suchen.
Er sollte bald ihre Rache spüren.
Ihre Augen zogen sich zornig zu Schlitzen, als sie an den jungen Mann dachte. Er hatte sie angezeigt und für ihre Verurteilung gesorgt. Sie hat ihm für diesen Verrat eine spezielle Rache versprochen. Und diese wollte sie noch in dieser Nacht ausführen. Wenn ihre Flucht aus dem Gefängnis bekannt wurde, würde die Polizei den Kronzeugen Bernhard schützen. Das erschwerte ihren Racheplan.
Nein! Noch heute Nacht musste sie Bernhard finden.
Der große Leichenwagen stoppte. Dann hörte sie, wie sich ein quietschendes Tor öffnete. Der Wagen fuhr wieder an und neigte sich leicht nach vorne. Sie bewegten sich nach unten, in Kellerräume oder eine Tiefgarage.
Nach wenigen Augenblicken bremste der Wagen und der Motor wurde abgestellt. Beliar spürte ihre Anspannung und versteckte sich noch tiefer in der Dunkelheit hinter einem Sarg.
Es verging eine längere Zeit, bis sich die Heckklappen öffneten. Gedämpftes Neonlicht beleuchtete den Innenraum. Bely kniff die Augen etwas zusammen.
„Komm langsam raus“, hörte sie eine tiefe männliche Stimme rufen.
Sie duckte sich noch tiefer hinter den Sarg und hoffte, dass nicht sie mit dem Ruf gemeint war.
„Ich habe dich in Lilienthal gesehen. Du bist heimlich in meinen Leichenwagen geschlichen. Während der Fahrt habe ich den Lärm gehört, den du veranstaltet hast. Also komm endlich raus“, die Stimme klang härter und fordernder.
Beliar griff in den weißen Arztkittel. In der rechten Tasche hatte sie zwei Skalpelle verborgen. Das Kleinere schob sie vorsichtig unter die Sohle in ihrem rechten Turnschuhe. Das Zweite nahm sie als Waffe in ihre Hand.
„Komm raus oder wir holen die Polizei. Wir wollen dir nichts Böses tun, sondern nur mit dir reden.“
Aufgrund der Mehrzahl in der Satzformulierung vermutete Bely, dass es sich um mindestens zwei Personen handeln musste.
Ihr blieb keine andere Wahl.
Sie erhob sich langsam und blickte in die Helligkeit einer unterirdischen Tiefgarage.
„Los, komm endlich raus. Wir haben bald keine Geduld mehr!“
Beliar stolzierte mit selbstbewussten Schritten um den Sarg und stieg aus dem Heck des Leichenwagens.
Vor dem Auto standen zwei Männer. Der blonde Mann im schwarzen Sakko schien der Fahrer gewesen zu sein. Der zweite Mann war wesentlich kleiner und trug einen weißen Kittel. Mit seiner kleinen Nickelbrille und der gebückten Haltung wirkte er wie ein Mitarbeiter der Rechtsmedizin.
Der blonde Mann hielt in der rechten Hand eine kleine Pistole.
Beide Männer betrachteten neugierig das Mädchen.
„Was für ein hübscher Käfer. Warum hast du dich in meinem Wagen versteckt?“
Bely schwieg,
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