Der sexhungrige Werwolf!
Bett. Auf dem Nachttisch lag ein Blatt Papier. Mit einer eleganten Handschrift stand darauf geschrieben:
„Ich hoffe, es geht dir besser. Als ich dich heute Nacht an meinem Schlosstor gefunden habe, warst du am Ende deiner Kräfte. Ich konnte deine Wunden versorgen. Wenn du Hunger verspüren solltest, geh aus dem Zimmer und den Gang hinunter. Am Ende ist eine Tür. Wenn du sie öffnest, kommst du in das Speisezimmer. Nach deinem Frühstück erwarte ich dich in der Bibliothek.“
Levinia legte den Brief beiseite und starrte aus dem Fenster. Sie erinnerte sich nur allzu deutlich an die letzte Nacht. An die Person an ihrem Bett, an die Fürsorge, die ihr der Unbekannte entgegen gebracht hatte.
Entschlossen blickte sie an sich herunter. Verärgert und ein wenig erschrocken stellte sie fest, dass ihre Kleider, die sie bei der Verfolgung des Wolfes angehabt hatte, zerrissen und verdreckt waren.
Ob die Kleidung, die in der Kiste lag, ihr passen würde? Vorsichtig griff sie nach der obersten Schicht und staunte, als sie plötzlich ein Kleid aus weißem Stoff in der Hand hielt. Es war kostbar und vornehm gearbeitet. An den Ärmeln waren gestickte Muster eingenäht und um die Taille verlief ein dünner Gürtel mit Rankenmuster.
Ein wenig unschlüssig betrachtete die junge Frau das Kleid. Sie musste etwas anderes anziehen, wenn sie sich mit ihrem Retter unterhalten wollte. Unmöglich konnte sie das anlassen, was sie gerade trug. Doch das Kleid sah kostbar aus. Bestimmt war es nicht für sie bestimmt.
Sorgsam legte sie das Kleid wieder zusammen und verstaute es in der Kiste. Dann suchte sich Levinia eine Bluse und einen knöchellangen Rock heraus.
Nachdem sie sich umgezogen hatte, öffnete sie die Tür ihres Zimmers und trat auf den Gang hinaus. Der lange, schmale Flur in dem sie sich befand, war mit dunklem Holz vertäfelt. Der Boden war mit einem dunklem Teppich ausgelegt. Alles wirkte teuer und edel.
Levinia ging den Gang bis zu seinem Ende. Wie in dem Brief beschrieben, war dort eine Tür aus Eschenholz. Die junge Frau öffnete diese und fand sich in einem länglichen Zimmer mit einem langen Tisch und mehreren Stühlen wieder. Auf der Tafel standen ein Gedeck, sowie ein Brotkorb und eine Platte mit Wurst und Käse. In einem offenen Kamin prasselte ein Feuer. Als Levinia das Essen betrachtete, bemerkte sie, dass sie hungrig war. Rasch setzte sie sich hin und verbrachte die nächsten Minuten damit, sich satt zu essen.
Nach dem Frühstück stellte Levinia den Stuhl zurück und ging wieder auf den Gang hinaus. Sie sah den Flur hinunter. Rechts von ihr war eine Tür aus hellem Holz, die wohl in die Bibliothek führte. Auf der linken Gangseite waren zwei Türen; die hintere war die ihres Zimmers, wohin die vordere führte, wusste die junge Frau nicht.
Plötzlich überkam Levinia ein seltsamer Drang herauszufinden, wer ihr Gastgeber war. So steuerte sie auf die Bibliothek zu. Als sie den Raum betrat, stockte ihr unwillkürlich der Atem. Das, was sie hier sah, überstieg selbst ihre kühnsten Träume.
An den Wänden in dem großen Raum waren hohe Bücherregale angebracht, in denen tausende von Werken standen. Die Wand rechts war freigelassen worden; dort war ein großes Fenster, das vom Boden bis zur Decke reichte und die ganze Wand ausfüllte. Vom Fenster aus hatte man einen traumhaften Blick über das Altmühltal.
„Die Aussicht ist wunderbar, nicht wahr?“, ertönte eine Stimme von vorne. Levinia zuckte leicht zusammen; sie hatte vergessen, dass sie sich hier nicht allein befand. Rasch wandte sie den Kopf um zu sehen, wer sie angesprochen hatte.
An der hinteren Wand des Raumes war in einer breiten Lücke zwischen den Regalen ein Kamin in die Wand gemauert worden. Helle Flammen knisterten darin. Links von ihm stand ein Mann. Mit freundlichem Gesichtsausdruck sah er zu Levinia hinüber. Die Achtzehnjährige nickte. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Irgendetwas war an diesem Mann, was ihr die Möglichkeit nahm, einen klaren Gedanken zu fassen.
Sie betrachtete ihn vorsichtig.
Sein Gesicht war sehr markant und edel. Die tief liegenden, dunklen Augen und die vornehme Ausstrahlung ließen alten Adel vermuten.
Der Körper schien sehr muskulös zu sein. Er hatte lange, tiefschwarze Haare, die im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Seine Kleidung war einfach; schwarze Hose und Stiefel, sowie ein weißes Hemd aus reinem Stoff.
Er winkte Levinia näher zu kommen.
Die Achtzehnjährige ging auf den
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