Der sexhungrige Werwolf!
Mann zu, der sich umgewandt und in einen Sessel gesetzt hatte, der vor dem Kamin stand. Ein paar Schritte vor dem Kamin blieb sie stehen. Der Mann schien ihre Unsicherheit zu bemerken, denn er drehte ihr sein Gesicht zu und bedeutete ihr freundlich, in dem anderen Sessel Platz zu nehmen, der dem seinen gegenüber stand.
Levinia setzte sich und blickte den Mann neugierig an. Dieser erwiderte ihren Blick freundlich und offen. Sein Alter zu schätzen war unmöglich.
„Ich freue mich, dass es dir wieder besser geht“, sagte der Mann leise. „Die Wunde sollte mittlerweile komplett verheilt sein.“
Levinia sah ihn ein wenig erstaunt an, doch ihr Gegenüber lächelte nur leicht. Ihr fiel auf, dass sich seine Lippen nur wenig verzogen, sodass man seine Zähne nicht sehen konnte.
„Wo bin ich hier und wer sind sie?“, fragte sie. Dann wurde sie leicht rot, da ihr diese direkte Frage etwas peinlich war.
„Du bist in Schloss Willburg. Ich heiße Dastan of Phellan und bin der Hausherr. Wir befinden uns direkt zwischen Eichstätt und Mörnsheim.“
Die Achtzehnjährige zuckte leicht erschrocken zusammen. Schon als kleines Mädchen war ihr und den anderen Kinder ihres Dorfes beigebracht worden, dass die Nähe von Schloss Willburg kein Ort zum Spielen war.
Wilde Tiere lebten hier und suchten nach Beute. Und noch andere Wesen, deren Namen selbst die Alten in ihrem Heim am wärmenden Feuer nicht aussprachen, sollten hier ihr Unwesen treiben.
Ein lang gezogenes Heulen ertönte von draußen.
Angstvoll saß sie in dem Sessel und blickte mit weit aufgerissenen Augen zum Fenster. Das Heulen klang nahe; seit der letzten Nacht fürchtete sie sich vor diesen Tieren.
Der Schlossherr legte vorsichtig eine Hand auf ihren Arm und sprach mit leiser und tröstender Stimme.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Die Wölfe können dir nichts tun. Hier bei mir, kann dir nichts geschehen.“
Nach einer kurzen Pause sprach er weiter.
„Bleib bitte ein paar Tage hier im Schloss. Ich brauche Hilfe bei der Pflege meiner Gefährtin.“
„Was erwarten sie von mir?“, fragte sie etwas unsicher.
„Ich kann nicht ständig im Schloss anwesend sein. Meine Gefährtin liegt in einem Komazustand. Du brauchst nur gelegentlich nach ihr zu schauen. Es reicht wenn du ihre Hand hältst und aufpasst, dass sie nicht aus dem Bett fällt.“
„Sie haben mir heute Nacht das Leben gerettet, oder?“
„Ja, ich glaube so kann man es sagen. Du bist noch am Leben, weil ich es wollte“, antwortete er mit seiner markanten Stimme.
„Sie haben meine Verletzungen geheilt, daher kann ich ihnen keine solche Bitte abschlagen. Ich bleibe gerne ein paar Tage und kümmere mich um ihre Gefährtin.“
„Dann komm bitte mit, ich zeige dir das Krankenzimmer.“
Der Hausherr stand auf und öffnete die Türe. Gemeinsam gingen sie den Gang entlang bis zum letzten und hintersten Zimmer. Nachdem sie gemeinsam eingetreten waren, standen sie in einem eleganten Schlafzimmer. In der Mitte thronte ein mächtiges Bett indem ein schmächtiges Mädchen lag.
„Das ist Beliar of Bárthory, meine Gefährtin.“
Levinia trat neben das Bett und blickte auf die Frau herunter. Sie hatte die Augen geschlossen, atmete jedoch ruhig und gleichmäßig. Sehr lange, tiefschwarze Haare lagen um den Kopf. Die schlafende Frau sah wunderschön aus. Die markante, schmale Nase, sowie die hohen Wangenknochen ließen auf alten Adel oder vornehme Geburt schließen.
„Was fehlt ihrer Gefährtin?“
„Sie ist durch ein plötzliches Ereignis in einen komaähnlichen Zustand gefallen. Wir wollen hoffen, dass sie bald den Weg aus dieser Dunkelheit zurückfindet.“
Voller Mitleid, aber mit tiefer Zuneigung und Sympathie setzte sich Levinia an den Bettrand und umfasste die schmale Hand von Beliar of Bárthory.
„Ich verspreche ihnen, mich mit all meiner Kraft und Fürsorge um ihre kranke Gefährtin zu kümmern.“
„Danke, das freut mich. Fühl dich wie zuhause. Ich muss noch einige Geschäfte erledigen und komme erst am Abend zurück.“
Mit diesen Worten verließ er das Schlafzimmer und ließ Levinia mit der schlafenden Frau zurück.
Inmitten der Dunkelheit kumuliert sich aus dem Nichts ein Gefühl, ein Gedanke. Er schwebte, gleich einer Sprechblase in einem leeren Comic, frei im Raum. Ohne Worte, ohne Bilder, bis es ihr bewusst war, dass sie es ist. Sie fühlte wieder ihren Herzschlag, sie fühlte das Blut durch ihre Adern laufen. Sie lebte noch, konnte aber nicht ihre Augen
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