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Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Titel: Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilach Mer
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Wand standen, eine neben der anderen, in Dunkelheit gehüllt wie in einen Tarnumhang. Von den jungen Männern, die nicht mit ihr hatten Schritt halten können, nicht eine Runde lang, und die jetzt verstohlen mit den Zähnen knirschten und sie dabei mit den Augen verschlangen. Was war es, das sie unter dem Atem fauchten?
    Marthe, Marthe … die unersättliche, schamlose Marthe … Da fliegt sie wieder, da dreht sie sich, Marthe, und kann kein Ende finden.
    Marthe, hallte es in Mina nach, und ein wilder, brennender, unerklärlicher Trotz füllte ihr Herz bis zum Rand.
    Marthe, Marthe …
    Sie hörte sie noch klarer, die gemurmelten Flüche vom Rand des Tanzsaals, die sich als Sorge maskierten, den Neid, der als Anstand daherkam. Sie reckte das Kinn.

    Und Marthe tanzte.
    Sie tanzte vor den trägen alten Weibern, den gichtigen Männern, den linkischen Burschen. Sie tanzte an den Mädchenaugen vorbei, deren Sehnsucht sich hinter sittlicher Empörung verbarg. Ihr schimmerndes, fliegendes Haar umgab sie wie ein Zauberteppich. Es schüttelte alle Flüche ab, alle Warnungen, alle Mahnworte. Da in der Ecke war die Mutter, ja, sie musste es sein; das schmale Gesicht, das kein Lächeln kannte, die Sorge in jede Falte auf der Stirn graviert. Da an der Tür der Verlobte, blass und mürrisch, er wandte den Kopf ab von ihr. Statt dass er sich mit ihr freute an jedem schnellen, grazilen Schritt, den sie tat, dass er stolz auf sie zeigte! Welch ein Fest, sang ihr Herz, welch ein Tanz, sang ihr Blut. Sollten sie auf ihren Stühlen hocken bleiben und über sie richten! Sie scherte sich nicht einen Deut darum. Sie wollte sie ihnen entgegenschreien, die Worte, die sich auf ihrer Zunge drängten: Und wenn der Teufel selbst mich zum Tanz aufforderte, so schlüg ich es ihm nicht ab!
    Wollte den Kopf zurückwerfen und lauthals herauslachen, so laut, dass es selbst die Musik einen Herzschlag lang übertönte, so laut, dass es sich an den Wänden brach und tausendfach widerhallte, zwischen den Kerzen aufglühte, ganz so, wie jetzt, jetzt gerade …
     
    Ein hartes Reißen in Marthes, nein, in Minas Brust. Ein heller Laut, der aufflog wie ein Vogel, gegen die unsichtbare Decke des Saals, wo er klingelte und klirrte wie zwischen kristallenen Leuchtern. In dem Moment, als Mina aus dem Takt kam, riss die kalte, feuchte Hand aus ihrer eigenen, und Marthe, die Tänzerin, flog davon, grell im
Kerzenlicht. Mina sah noch einen Augenblick ihr Gesicht, die bleichen Wangen, den roten, roten Mund; war er jetzt geöffnet, rief sie nach ihr? Die Musik übertönte alles. Sie drehte den Kopf, aber eine zweite feuerheiße Hand packte unsichtbar ihre Linke.
    »Oh nein, kleine Mina«, sagte eine Stimme dicht an ihrem Ohr. »Oh nein. Unser Tanz ist noch nicht zu Ende. Er hat gerade erst begonnen.«
    Tief war sie, und die Kanten der Wörter zischten. Zugleich mit der Stimme strich heißer Atem über Minas Gesicht. Unwillkürlich bog sie sich zurück.
    Ein grelles Flirren, scharf und hell wie das Herz des Feuers. Ein Umriss, wie mit Flammen gezeichnet, wirre Haare, die gelb und rot um einen Kopf züngelten. Über der gleißenden Stirn zwei gebogene Spitzen, die Blitze in die Nacht stachen.
    Die goldene Kugel zerbarst in Minas Brust. Während die Hitze ihre Haut versengte, gefror ihr Inneres zu eisigem Entsetzen.
    Die Tänzerin schrie für sie auf, irgendwo in den Schatten. Mina zerrte an ihren Händen, bog den Rücken so weit durch, dass sie beinahe fühlen konnte, wie ihre Haarspitzen über den Boden schleiften. Der stählerne Griff hielt sie umklammert. Es gab kein Entrinnen.
    »Ruhig, nur ruhig, mein kleines Mädchen«, zischte die Stimme aus dem grellen Gleißen heraus. War da überhaupt so etwas wie ein Mund? »Hab keine Angst. Ich kenne jeden Schritt, ich führe dich sicher. Ich bin ein guter Tänzer.«
    Ein Lachen, vielleicht? Es klang wie zerberstendes Metall. Und Minas eigener Mund fühlte sich so leer an wie nie zuvor, so entsetzlich leer …

    »Der beste Tänzer von allen.«
    Er zog sie in eine unmögliche Schrittfolge. Ihre Füße berührten den Boden nicht mehr, sie hing in seinen Armen, an seiner Schulter. Ein scharfer Geruch hüllte sie ein; woran erinnerte er sie nur? Auch der letzte Gedanke erfror, als es ihr einfiel. Das Biikenbrennen. Er roch wie die Osterfeuer, die die Bauern anzündeten.
    »Du kannst nicht aufhören zu tanzen. Der Tanz hört niemals auf.«
    Und Mina wusste, dass er die Wahrheit sagte. Die Violinen würden spielen, die Kerzen

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