Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
älteren Mannes sah. Es war kein Blick der Überlegenheit. Es war purer Hass. Sushin hasste ihn wirklich. Und Tal hatte keine Ahnung weshalb. Er hatte doch nichts getan!
Zitternd wandte er sich ab. Er musste sich auf den Musik-Wettkampf konzentrieren. Es war nicht wichtig, ob Sushin einer der Juroren war oder nicht. Wenn Tal gut war, würde man es auch honorieren. So liefen die Dinge hier im Schloss.
Die drei Juroren setzten sich auf die Bank. Sie sahen einander an und hoben dann ihre Sonnensteine, um Lichtstrahlen in den Wald zu schicken. Licht traf auf Kristall und Musik erstrahlte in der Halle. Die Zuschauer wurden ruhig und Tal holte tief Luft.
Die Lichtstrahlen der Juroren zuckten noch einmal durch den Wald und erloschen schließlich. Tal hob seinen Sonnenstein und sagte mit lauter Stimme: „Ich bin Tal Graile-Rerem. Ich werde eine Komposition meines Großonkels Ebbitt Nune-Taril vorführen, die noch nie zuvor zu sehen oder zu hören war. Sie heißt Marsch der Muldren auf Drashamore Hood V.“
Nachdem er gesprochen hatte, richtete Tal einen roten Lichtstrahl auf die äußersten Äste des Baumes genau in der Mitte. Diesen Strahl ließ er stehen und lenkte gleichzeitig weitere Strahlen auf andere Bäume und Äste. Musik drang aus den Kristallen und Licht wurde in der Luft gebrochen. Musik und Licht ergaben zusammen ein Bild. Entschlossene Krieger bewaffneten sich auf der einen Seite des Waldes, während sich auf der anderen eine dunkle Kreatur aus dem Urschlamm erhob.
Langsam bewegten sich die beiden Teile aus Licht und Musik aufeinander zu und bauten sich zu einem Bild auf. Die Krieger umringten das Monster und das Monster schlug nach ihnen. Dann begann der Kampf. Es geschah in einem solch enormen Stoß aus Licht und Musik, dass das Publikum aufsprang. Überall leuchteten Farben, während die Musik lauter und lauter sprang und kämpfte und zu einem gewaltigen Crescendo anschwoll.
Dann trat plötzlich Stille ein. Alle Farben waren verschwunden. Vier, fünf Sekunden vergingen in atemloser Stille. Wer hatte gewonnen? Plötzlich war da ein winziger roter Blitz, der Anfang einer Melodie. Dann wurde das Rot kräftiger, als sich die Sieger sammelten und ihr Lied lauter wurde. Dann der kraftvolle Klang des Triumphes. Das Monster war besiegt und die Krieger konnten in ihre Heimat zurückkehren. Sie begannen ihren Marsch und eine Säule aus Licht breitete sich über dem Wald aus, bis an die äußersten Äste. Schließlich, in einem langen, schwebenden Ton, schien das Licht auf das Publikum überzuspringen.
Tal hängte seinen Sonnenstein zurück in sein Hemd und verneigte sich. Er war erschöpft, aber stolz. Er hatte keinen Fehler gemacht. Er war besser gewesen als jemals zuvor und viel besser als die meisten Künstler, die er in einem Wettkampf in Musik gesehen hatte. Kein Zweifel – er hatte seinen Sonnenstein gewonnen!
Dann traf der erste gelbe Lichtstrahl für ein verfehltes Ziel in sein Gesicht. Er sah auf und bemerkte, dass er von Schattenmeister Sushin kam. Die Blicke der anderen Juroren richteten sich auf ihn und Tal sah, wie der leichte Schimmer eines violetten Strahls der Erfüllung verblasste. Dann richteten die anderen Juroren ebenfalls gelbe Strahlen auf Tal. Es war der Strahl für die, die es zwar versuchten, aber ihr Ziel nicht erreichten. Es war nicht unbedingt ein schlechtes Ergebnis, denn es bedeutete eigentlich nur, dass er sich ein zu schweres Stück ausgesucht hatte. Man würde ihn nicht bestrafen oder ihm noch mehr Deluminanten geben. Aber er würde auch keinen Preis gewinnen, es sei denn, die Zuschauer widersprachen den Juroren.
Tal schaute auf und hoffte, dass seine Angst nicht zu sehen war. Ein paar violette Strahlen kamen durch, ein paar blaue für Anerkennung und ein indigofarbener Strahl für extreme Zustimmung. Aber nicht genug. Der größte Teil der Zuschauer folgte dem Urteil der Juroren, wenn auch widerstrebend.
Das Licht vor Tal wurde immer gelber, bis die Entscheidung eindeutig war. Verfehltes Ziel war es also. Tal verneigte sich, hielt seinen Sonnenstein hoch und ließ ihn im Orange seines Ordens leuchten, um seine Akzeptanz und sein Verständnis für das Urteil zu signalisieren.
Er kletterte von dem Stein und ging allein aus dem Kristallwald. Nur seine Gedanken waren mit ihm. Die selben Gedanken, die ihn in jeder wachen Sekunde der letzten Woche begleitet hatten.
Er musste einen Erhabenen Sonnenstein bekommen. Offensichtlich konnte er sich keine Hoffnungen machen, einen
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