Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
würden zu den gefährlichsten Kreaturen der Geistwelt zählen. Sie wurden niemals wütend, waren aber auch nie mutlos. Sie schienen völlig gefühllos zu sein. Sie kämpften eiskalt mit allen ihren Möglichkeiten, waren niemals abgelenkt von Gefahren, Wunden oder sonst irgendetwas.
„Und die Stärke eines… Jarghoul“, sagte Ethar und spielte in diesem Feld genau die selbe Karte wie Tal aus. „Lasst den Kampf beginnen!“
KAPITEL NEUN
Tal und Ethar traten beide vom Tisch zurück, als die letzten Karten ausgespielt waren. Obwohl heute niemand mehr wusste, wie man Beastmaker-Tische herstellte, hatten doch alle von dem einen Tisch gehört, der Jahre zuvor mit allen Sonnensteinen explodiert war.
Doch dieses Beastmaker-Brett schien einwandfrei zu funktionieren. Langsam begannen die Karten in ihren Rechtecken zu leuchten. Sie wurden heller und heller und an den Seiten des Tisches bildete sich ein schimmernder Nebel. Dann schwebten die beiden Nebelschleier zur Mitte des Tisches und nahmen langsam Form an.
Tal hielt den Atem an. Er fragte sich, wie seine Bestie wohl aussehen würde. Er konzentrierte sich und wünschte, dass der formlose Dunst die beste Bestie werden sollte, die jemals entstanden war. Ein Sieger, der seine Audienz bei der Imperatorin erkämpfen würde. Bald würden alle seine Sorgen vorüber sein!
Schließlich verfestigte sich der Nebelhaufen zu einer hell gefärbten Bestie. Sie war groß und schlank und hatte die Form einer Echse, allerdings stand sie auf den Hinterbeinen und trug Flügel. Sie hatte eine schuppige Haut, die in den verschiedensten Farben schillerte. Ihre riesigen, empfindlich wirkenden Flügel waren ebenfalls reich gefärbt und fast durchsichtig.
Die Bestie war schön. Wunderschön. Aber sie sah überhaupt nicht stark oder gefährlich aus.
Tal atmete enttäuscht aus und schloss die Augen. Er wagte es nicht, die andere Bestie anzusehen, die sich am anderen Ende des Tisches aus dem Dunst gebildet hatte.
„Interessant“, sagte Ethar mit verblüffter Stimme. Tal blinzelte mit einem Auge. Ethars Bestie war wirklich hässlich. Sie sah aus wie ein wabbeliger, rostfarbener Ball mit je drei Arm-Beinen, die aus der Ober- und Unterseite ragten. Vier Augenpaare lagen um sein Zentrum; unter jedem Augenpaar gab es ein Maul mit einer Menge Zähne.
Während Tal das Vieh noch abzuschätzen versuchte, sprang es auf seine oberen Beine und sehr schnell wieder zurück. Dann ließ es sich nach hinten fallen und prallte ohne seine Arm-Beine zu benutzen vom Boden ab, hoch in die Luft. Tals Bestie hingegen stand einfach da und sah sich den hüpfenden Ball an. Ihre Flügel summten wie die eines Kolibri. Tal schaute genauer hin und bemerkte, dass seine Bestie gar nicht stand, sondern zwei Zentimeter über dem weißen Marmor der Kampfarena schwebte.
Die Farbe des Marmors begann sich von Weiß nach Rot zu verändern. Das war das Zeichen für den Beginn des Kampfes. Tal ging wie Ethar und die anderen Wächterinnen einen Schritt näher heran, um zuzusehen.
Tal warf einen schnellen Blick auf Ethars Karten. Vielleicht fand er ja eine Schwäche, die seine Bestie ausnutzen konnte.
Ethar hatte den Kopf eines Dofyn ausgespielt. Das war ein Standardzug, waren Dofyns doch enorm kluge Meeresbewohner von Aenir. Dann das Herz eines Niphrainischen Affen. Den Charakter eines Vengenarl. Die Haut eines Blorem, was dem Biest – sofern Tal sich erinnern konnte – eine sehr widerstandsfähige Haut aus dickem Blubber verleihen würde. Die Schnelligkeit eines Flohmiten. Die Stärke eines Jarghoul. Und schließlich als Joker den Urgelgurgel. Tal hatte nicht die geringste Ahnung, was das war. Doch jetzt, als er die fertige Bestie sah, nahm er an, dass es etwas Hüpfendes sein musste.
Die Kampfarena blitzte dreimal rot auf. Beim dritten Blitz schoss Tals Echse plötzlich nach vorn, gerade als Ethars Blubber-Blase loshüpfte. Sie trafen in einem Gemenge von Flügeln, Zähnen und klauenbewehrten Armen – oder Beinen – zusammen und trennten sich ebenso schnell wieder.
„Beim Licht! Ein Treffer!“, schrie Ethar und zeigte auf die Tropfen smaragdgrünen Blutes, die aus den Unterarmen der Echsenbestie tropften.
„Meine hat auch einen gelandet“, sagte Tal und zeigte auf ein paar hässliche Schrammen im Blubber der hüpfenden Bestie. Doch Tal begann bereits der Mut zu verlassen, da der Blubber doch recht dick war und die Schrammen nicht sehr tief zu sein schienen.
Tal hatte kaum zu Ende gesprochen, da
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