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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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wenn er in diesem kalten Niemandsland für immer gefangen sein sollte?
    Die Wärme seines Sonnensteins half Tal ein wenig beim Nachdenken. Sie war vertraut und behaglich, auch wenn sie den Schnee um seine Beine zum Schmelzen brachte und sie dadurch nasser wurden, während der Rest seines Körpers sich langsam erwärmte.
    „Ich muss zum Schloss zurückgelangen“, sagte Tal. Indem er es laut sagte, erschien es ihm wahrscheinlicher, dass es geschehen würde. Der Schattenwächter auf seinen Schultern bildete einen Kopf und nickte zustimmend.
    Sagen ist leichter als tun, dachte Tal, als er sich umsah. Der Sonnenstein beleuchtete nur einen kleinen Bereich um ihn. Bereits fünf Spannen weiter war es wieder dunkel. Es gab keine Anzeichen des anderen Lichtes, das er von oben gesehen hatte.
    „In welcher Richtung liegt das Schloss?“, fragte er in der Hoffnung, sein Schattenwächter könne es ihm sagen.
    Der rutschte ein wenig auf Tals Schultern hin und her und schob dann einen langen, einfingrigen Arm heraus, der im rechten Winkel vom Hang weg in die Dunkelheit deutete.
    „Diese Richtung“, sagte Tal. Es sah aus, als könnte das Schloss genauso gut in einer anderen Richtung liegen. „Wie weit weg?“
    Der Schattenwächter antwortete nicht, doch Tal spürte, wie er mit den Schultern zuckte. Tal dachte einen Moment über die Frage nach und formulierte sie dann neu. Er vergaß manchmal, dass er noch immer an seiner Kommunikation mit dem Schattenwächter arbeiten musste. Manchmal musste er eine Frage mehrmals formulieren, bevor er eine Antwort bekam.
    „Wie viele Spannen sind es zum Schloss?“, fragte er. Entfernungen im Schloss wurden in Spannen gemessen.
    Tal wusste, dass sein Arm von der Schulter bis zum Handgelenk fast genau eine Spanne lang war. Eine größere Maßeinheit brauchten sie nicht.
    Der Schattenwächter schob eine Hand hervor und bildete zehn oder zwölf Finger, die er so schnell auf und nieder bewegte, dass man nicht mitzählen konnte.
    „Weit weg“, übersetzte Tal. Er wusste, dass es so sein musste, doch hatte er gehofft, dass es nicht so war. „Nun denn, dann laufe ich schon mal los.“
    Er begann sich in die Richtung, die ihm der Schattenwächter gezeigt hatte, durch den Schnee zu schieben. Es war schwer, schwerer als er erwartet hatte. Der Schnee war dicht gepresst, und obwohl er durch die dünne Wärmeschicht um Tal ein wenig schmolz, machte es das Gehen nicht leichter.
    Nach ein paar hundert Spannen war Tal bereits erschöpft. Außerdem begann er zu niesen und er spürte, wie sich Schleim in seiner Brust festsetzte, was das Atmen erschwerte. Im Schloss wäre er jetzt einfach zu seinen Eltern gegangen, die eine solch leichte Erkrankung mit ihren Sonnensteinen heilen konnten. Doch Tal hatte bislang das Heilen noch nicht gelernt- also musste er jetzt leiden.
    Aber er würde nicht aufgeben. Weit weg von hier lag seine Mutter krank im Bett. Und was war mit Gref? Was wäre, wenn der Geistschatten, der Gref entführt hatte, so wie jener war, der Tal über dem Schleier angegriffen hatte? Gref könnte tot sein oder verwundet irgendwo liegen. Tal musste so bald wie möglich zurückkehren.
    Nach einer Weile wurde der Schnee flacher. Obwohl das Gehen jetzt einfacher wurde, rutschte Tal öfter aus. Ihm wurde klar, dass er jetzt auf Eis ging, das unter einer dünnen Schneedecke lag.
    „Eins, zwei, drei…“
    Er begann, die Schritte zu zählen. Irgendwann bei tausend kam er durcheinander und musste wieder von vorn anfangen. Außerdem musste sein Schattenwächter alle paar Minuten den Weg anzeigen, weil Tal anfing, im Kreis zu gehen. Hier sah einfach alles gleich aus. Eis und wieder Eis. Und sonst nichts in Sicht.
    Bei eintausendneunundachtzig Schritten merkte Tal plötzlich, dass seine Beine sich nicht mehr bewegten, obwohl er immer noch laut zählte. Er war in den Schnee gefallen und hatte es vor Erschöpfung nicht sofort gemerkt.
    Sein Schattenwächter zupfte an ihm, zischte und versuchte Tal wieder aufzurichten. Tal lachte über seine Bemühungen. Es war ein hysterisches Lachen, das ihn überraschte, denn seine Lage war alles andere als lustig. Doch schließlich stand er auf und stolperte ein paar Schritte weiter. Sein Lachen wurde zu einem Husten.
    Dann sah er das Licht. Ein eigenartiges, blasses Grün, das sich schneller über das Eis bewegte, als er gehen konnte. Einen Augenblick dachte Tal, es wären die grünen Augen eines gewaltigen Monsters, das auf ihn zurannte.
    Dann, als das grüne Licht näher

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