Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
kam und langsamer wurde, sah Tal, dass es von einer Art Kiste stammte. Die Kiste war an Gurten befestigt und wurde von sechs zottelhaarigen Vierbeinern gezogen. Sie hatten große Köpfe und verästelte Hörner zwischen dem, was Tal für Ohren hielt.
Tal erkannte, dass die Kiste so etwas wie ein Gefährt war. Etwas Ähnliches benutzten die Untervölkler zur Fortbewegung. Doch statt Rädern hatte es sehr lange, dünne Bein-Dinger, dachte Tal.
Das gedämpfte grüne Licht kam von zwei Kugeln, die an den Seiten des Gefährts befestigt waren. Sie bestanden aus eng verwobenen Knochenstreifen; das Licht drang durch die Lücken in dem Gewebe.
Dann bemerkte Tal plötzlich, dass jemand in der Kiste saß. Eine Sekunde lang spürte er tiefe Erleichterung. Es musste ein Untervölkler sein. Er hatte niemals genau gewusst, woher sie das Essen und all die Waren für die Erwählten erhielten. Offensichtlich kamen sie hierher nach draußen, um es zu besorgen. Er würde das seltsame Vehikel in Beschlag nehmen und den Lenker anweisen, ihn sofort zum Schloss zurückzubringen.
„Dem Licht sei Dank“, keuchte er und stolperte los. Er hielt seinen Sonnenstein hoch, um mit dem Licht zu zeigen, dass er ein Erwählter war.
Das nächste, woran er sich erinnern konnte, war, dass er mit dem Gesicht nach unten im Schnee lag, sein Schattenwächter um seine Knie gewickelt. Im selben Augenblick zischte ein Speer durch die Luft, genau an die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte.
KAPITEL DREIZEHN
Tals Angreifer stieß ein Furcht erregendes Geheul aus, als Tal sich verzweifelt zur Seite rollte. Die Angst verlieh ihm neue Kraft und so stemmte er sich hoch, um davonzulaufen.
Doch der Speerwerfer stand schon genau vor ihm. Ein kleines Monster, völlig von einem dicken Fell bedeckt, das all seine Formen verhüllte. Es hatte ein gefährlich aussehendes, knochenweißes Gesicht und seine bernsteinfarbenen Augen lagen in tiefen Höhlen. Sein Mund war ein dunkles, schwarzes Loch.
Es trug auch eine Axt mit einer ziemlich großen Klinge, die allerdings nicht aus Metall bestand, sondern aus einem geschnitzten Knochen oder einem durchscheinenden Stein.
Tal hob instinktiv seinen Sonnenstein und warf einen Strahl heißen, weißen Lichtes gegen die Kreatur. Sie kreischte wie eine Katze, hob einen Arm, um sich zu schützen und schwang angriffslustig die Axt hin und her.
Tal stolperte zurück, versuchte aber immer, den Lichtstrahl auf den Augen der Kreatur zu halten. Doch die drückte das Kinn gegen die Brust und wich dem Licht aus. Auch in dieser Haltung kam das Monster stetig näher. Es kreischte dabei und schwang die Axt geradewegs durch die Luft vor Tals Nase.
Gleich hatte es ihn. Er war zu erschöpft, um sich noch länger auf den Sonnenstein konzentrieren zu können und würde sicher stürzen. Wenn er sich nicht etwas anderes einfallen ließe, würde man ihn gleich in Stücke hacken.
Dem Schattenwächter schien das auch klar zu sein, denn Tal spürte, wie er von seiner Schulter rutschte. Er fiel als schwarzer Fleck auf den Boden, stand aber sofort wieder auf. Jetzt hatte er die Form eines Corvilen und ging auf Tals Angreifer los.
Die Kreatur mit gesenktem Kopf sah ihn erst, als es schon zu spät war. Der Schattenwächter biss in eines ihrer Knie. Die Schattenzähne schlugen in das Fell und wohl auch das Fleisch darunter.
„Au!“, rief das Monster und klang dabei erstaunlich menschlich. „Bei der Crone, dafür wirst du bezahlen!“
Tal hielt überrascht inne, als er die Stimme hörte. Das war kein Monster. Es war ein Mädchen! Das grässliche Gesicht war eine Maske mit bernsteinfarbenen Linsen in den Augenöffnungen!
Mädchen oder Monster, es war noch immer sehr gefährlich. Sie bemerkte, dass Tal überrascht war und stürmte vorwärts. Ihre stumpfe Axt schlug in seine Magengrube. Der Schlag war beinahe betäubend. Tal fiel vor Schmerzen gebeugt in den Schnee und der Lichtstrahl seines Sonnensteins schoss ziellos in den Himmel.
„Nein, nein!“, rief er und streckte eine Hand nach oben, so als könnte er den drohenden Axthieb abwenden. „Töte mich nicht!“
„Stirb, du Dieb!“, rief sie zurück. „Diese Eisgründe gehören den Far-Raidern!“
Tal sah, wie das Mädchen die Axt hoch über den Kopf erhob. Die Klinge blitzte im Licht des Sonnensteins auf. Der Schattenwächter war noch immer in ihr Knie verbissen, doch sie achtete nicht darauf.
Die Axt stieg höher und höher und Tal hörte, wie das Mädchen tief Luft
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