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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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bestanden nicht aus Metallstäben, wie er zunächst angenommen hatte. Es waren kleinere Knochenauswüchse, die man abgesägt hatte, vielleicht vom Rückgrat eines Fisches.
    „Mach schon“, rief Milla von unten.
    Tal achtete nicht auf sie. Der Mast schwankte und von dort oben schienen das Deck des Schiffs und das Eis weit, weit unten zu sein. Eigenartigerweise erschien ihm diese Aktion Furcht einflößender als die Besteigung des Roten Turms, obwohl der hunderte Male höher war. Vielleicht lag es daran, dass er keinen Schattenwächter dabei hatte, der ihn retten könnte.
    Während sie kletterten, versuchte Milla, ihn herauszufordern. Sie rief ihm ständig Dinge zu oder versuchte, ihn zu bedrängen. Tal konzentrierte sich jedoch auf das Klettern und ignorierte sie.
    Schließlich erreichte Tal den Sonnenstein. Etwas, das aussah wie große, gebogene Zähne, die an dem Knochen befestigt waren, hielt den Stein an der Spitze des Mastes fest. Der Sonnenstein strahlte so hell, dass es Tal schwer-
fiel, ihn ohne den Schutz seines Schattenwächters anzusehen.
    Milla verstummte, als sie den Stein erreichten. Sie blieb ein paar Spannen tiefer und bedrängte Tal nicht mehr, wie sie es noch während des Aufstiegs getan hatte. Den Kopf hatte sie gesenkt. Offensichtlich konnte sie die Helligkeit des Sonnensteins aus dieser Nähe nicht ertragen.
    So hoch oben hatte Tal das Gefühl, als stünde der Mast still und als bewegten sich das Eis und das Deck dort unten wie ein Pendel hin und her. Jedes Mal, wenn das Pendel vorbeischwang, musste Tal gegen das Gefühl ankämpfen, in die Luft geschleudert zu werden.
    Als wäre das nicht genug, musste er auch noch den Mast loslassen, um den Sonnenstein zu berühren. Tal sah, dass es ein mächtiger Stein war – jedoch auch ein sehr alter. Sonnensteine wurden im Laufe der Zeit schwächer und mussten dann zu einem Turm über dem Schleier gebracht werden, um wieder Kraft zu bekommen.
    Tal versicherte sich, dass er mit der linken Hand Halt hatte und griff dann nach dem Sonnenstein. Er spürte die Kraftfelder, die von ihm ausgingen. Wie er es im Lektorium gelernt hatte, schloss er die Augen und konzentrierte seine Gedanken auf den Sonnenstein.
    Wie Tal angenommen hatte, musste der Stein dringend neu justiert werden. Das bisschen Kraft, das noch übrig war, arbeitet mehr gegen als für den Stein. Die Energiebänder mussten neu verbunden, wieder in Harmonie zueinander gebracht werden.
    Tal ließ den großen Sonnenstein vorsichtig los und griff in sein Hemd, um seinen Stein herauszuholen. Er wurde etwas heller, als Tal sich darauf konzentrierte, die richtigen Energiemuster auf den Stein der Eiscarls zu projizieren.
    Bei dem starken Wind und dem schwankenden Mast war es harte Arbeit. Überdies beschloss nun auch noch sein Magen, dass er das wärmende Gebräu der Crone doch nicht mochte. Aber Tal schaffte es. Ein klarer, heller Lichtstrahl schoss von seinem Sonnenstein zu dem der Eiscarls.
    „Ich habe es geschafft!“, rief Tal triumphierend. Der Stein der Eiscarls leuchtete hell und klar.
    Dann erlosch er vollkommen, ebenso wie Tals eigener Stein. Alles um ihn fiel in Dunkelheit, nur noch beleuchtet vom blassen, grünen Licht der Mottenlaternen weit unten auf dem Deck.

 
KAPITEL SECHZEHN
     
     
     
    Von Deck erscholl ein wütendes, geradezu tierisches Gebrüll. Tal hatte so etwas noch nie zuvor gehört. Er sah nach unten, konnte jedoch absolut nichts erkennen. Nicht einmal Milla. Und doch konnte er hören, was dort vor sich ging.
    Alle Eiscarls an Bord sprangen zu einem Seil oder in die Takelage, um nach oben zu klettern und den Jungen zu töten, der ihren Sonnenstein ruiniert hatte. Ihren größten Schatz.
    Tals einzige Hoffnung bestand darin, dass er den Stein wieder zum Leuchten bringen konnte. Doch unglücklicherweise wusste er nicht einmal, weshalb er überhaupt erloschen war.
    Verzweifelt griff er wieder nach seinem eigenen Sonnenstein; es war ihm egal, ob er hinunterfiel. Er konzentrierte sich auf seinen Stein und spürte dessen Kraft. Es schien, als wären sein ganzer Körper und sein ganzer Verstand auf dieses eine Objekt eingestellt; jeder Partikel seiner Kraft fokussierte sich auf einen kleinen Stein.
    Die Kraft war noch da, das konnte Tal spüren. Doch sie hatte sich in die Tiefen des Steines zurückgezogen. Er musste sie wieder herausbringen, den Stein öffnen, bevor Milla ihn vom Mast stoßen würde. Im dem Moment, als er das dachte, spürte er ihre Hand an seinem Fußgelenk. Ihre

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