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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Finger packten zu, bereit, in hinunterzuziehen.
    „Licht schafft Licht“, hörte Tal die Stimme seines Vaters sagen. Sie hallte aus den Tiefen seiner Erinnerung hervor. Das war eine der ersten Lektionen für alle Erwählten. Tal hatte sie gehört, als er auf den Knien seines Vaters gesessen hatte und noch nicht einmal so alt war wie Kusi jetzt.
    Licht schafft Licht.
    Aber er hatte kein Licht. Milla zog seinen Fuß vom Mast weg. Er musste Licht erzeugen, um den Sonnenstein wieder zu beleben. Er musste etwas tun!
    Ein Fuß hing jetzt in der Luft und Milla stieß einen triumphierenden Ruf aus. Tal trat nach ihr, doch das verschlechterte seinen Stand nur noch. Er rutschte einen Tritt tiefer und die Kette um seinen Hals riss. Er konnte seinen Sonnenstein noch ergreifen, doch jetzt hatte er nur noch eine Hand, um sich am Mast festzuhalten.
    „Schnell wie der Funke eines Sonnensteins“, sagte eine andere Stimme in seinem Kopf. Großonkel Ebbitts Stimme. „Schnell wie der Funke eines Sonnensteins.“
    „Licht!“, schrie Tal. Nur auf einem Fuß balancierend, stieß er die beiden Sonnensteine gegeneinander. Ein gewaltiger Funke sprang hervor, als sie aufeinander stießen und mit einem Mal brach sein Sonnenstein wieder in gleißendes Licht aus. Der Stein der Eiscarls folgte eine Sekunde später. Er leuchtete heller als zuvor in gleichmäßiger Farbe und ohne zu flackern.
    Milla führte seinen Fuß, den sie noch hielt, zurück auf eine der Knochensprossen und kletterte schweigend nach unten.
    Tal sah sich um. Überall sprangen Eiscarls zurück auf Deck. Er schluckte und holte ein paar Mal tief Luft.
    „Danke, Vater“, flüsterte er in den Wind. „Danke, Großonkel Ebbitt.“
    Dann kletterte er ebenfalls langsam und vorsichtig hinunter. Das war knapp gewesen.
    Unten an Deck wartete die Crone auf ihn. Neben ihr stand Gabelbart, die Axt in der Scheide auf dem Rücken.
    „Du hast geschafft, was du versprochen hast“, sagte sie. „Also werden auch wir unser Versprechen halten. Wir werden dich nicht dem Eis überlassen.“
    Tal nickte. „Ich habe den Sonnenstein nur für eine Weile repariert. Er ist alt und im Laufe der Zeit wird er verblassen. Ich kann nichts dagegen unternehmen.“ Er fragte sich, weshalb er ihr das überhaupt erzählte.
    „Ja“, sagte die Crone. „Es ist bekannt, dass Sonnensteine sterben, so wie alle Dinge auf dem Eis. Aber du hast uns fürs erste geholfen.“
    „Und du hast uns gezeigt, dass ich dich zu unrecht beschuldigt habe!“, sagte Gabelbart. „Ich, der grimmige Gabelbart, sage es so laut, dass ihr alle es hören möget: Du hast die Wahrheit gesprochen, Tal. Um mein Unrecht wieder gut zu machen, biete… biete ich dir an, dich als meinen Sohn zu adoptieren und dich als Blutsverwandten in den Clan der Far-Raider aufzunehmen.“
    Tal starrte ihn an. Da diese Leute offensichtlich nicht zu den Untervölklern gehörten, war das Angebot wohl keine Beleidigung.
    Aber ich will nicht adoptiert werden! Ich möchte zurück nach Hause!
    Er wollte gerade antworten, als er die zu Schlitzen verengten Augen der Crone sah, die ihn zu warnen schien.
    Er hielt inne und dachte nach. Der grimmige Gabelbart schien unter diesen Leuten eine wichtige Rolle zu spielen. Außerdem war er sehr groß und sah ziemlich wild aus. Es schien klüger, ihn höflich zu behandeln, auch wenn er kein Erwählter war.
    „Ich danke dir, Gabelbart“, sagte Tal. Er verneigte sich, hob seinen Sonnenstein und ließ einen – sehr kleinen – Lichtblitz aufleuchten. „Aber ich habe meine eigene Familie im Schloss und muss so schnell ich kann dorthin zurückkehren.“
    Gabelbart nickte. Es schien sogar so, als wäre er erleichtert – als hätte er sein Angebot nur aus Höflichkeit unterbreitet. Das überraschte Tal, denn er hatte nicht angenommen, dass die Eiscarls überhaupt so etwas wie Manieren besaßen.
    Auch die Crone nickte.
    „Weise gesprochen, Tal“, sagte sie. „Lass uns unter Deck gehen. Wir werden Selski-Fleisch essen, Vitska trinken und uns darüber unterhalten, was die Zukunft für dich bereithält. Milla, du wirst auch mitkommen.“
    Die Crone nahm die Urne mit Tals Schattenwächter in die Hand und führte sie durch eine offene Luke.
    Tal war überrascht, unter Deck einen großen, weiten Raum vorzufinden. Alle Eiscarls lebten zusammen hier unten. Große Röhren aus einem durchsichtigen Material spendeten Licht. Sie waren mit Wasser gefüllt, in dem Klumpen einer gelatineartigen Masse schwebten, die gelblich

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