Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
den fünfundzwanzigsten Februar. Hier ist CBC mit Arunima
Joneja und den Schlagzeilen für das British Commonwealth of Nations und die Welt.
Sotschi, Russland. Gesten Abend sind nach Angaben der Organisatoren der olympischen Winterspiele dreißig Kilometer südwestlich des von Terroristen besetzten olympischen Dorfs hundert Athleten und Betreuer aufgefunden worden. Die Gruppe sei über die Berge vor den Terroristen geflohen. Keiner sei ernstlich verletzt. Sie sind zur Stunde in Bussen unterwegs zum Flughafen von Adler.
Nach Aussagen des russischen Athleten Koslows, soll es zwischen einem Grenzposten der russischen Armee und den fliehenden Athleten Luchsiger und Wales zu einem Schusswechsel gekommen sein, bei dem ein Soldat das Leben verloren habe. Aus diesem Grund hat der für die Sicherheit verantwortliche Major Pizunda sowohl Prinz Richard als auch den Schweizer Fabian Luchsiger zur Fahndung ausgeschrieben. Die beiden hatten die Fluchtgruppe angeführt. Pizunda betonte, es handle sich vorerst lediglich um eine zwangsweise Vorführung zur Zeugenaussage. Er hätte gerne auch Prinz Richard und dessen Leibwächter befragt, doch die britische Regierung habe beide zu Diplomaten erklärt. Anklage gegen Luchsiger sei noch nicht erhoben worden. Nach wie vor bleibt das olympische Dorf in den Bergen weiträumig abgeriegelt. Einheimische wollen längere Schusswechsel gehört haben und glauben, das Dorf werde aktuell von Anti-Terroreinheiten gestürmt. Näheres war bis zur Stunde nicht zu erfahren.
Pakistan: Eine Serie von Selbstmordattentaten …“
Vanessa, Florian und Justin begannen darüber zu diskutieren, was für eine Unverschämtheit diese sogenannte zwangsweise Vorführung zu Zeugenaussage sei. Die Behörden und Politiker hatten dem Druck der orthodoxen Kirche und Rechtspopulisten nachgegeben und für das Volk einen schwulen Sündenbock erfunden. Es war so heftig, dass Fabian es nicht einmal mehr persönlich nehmen konnte. Abgesehen von Stas mochte er die Russen nicht mehr. Für ihn waren sie ein versoffenes, rechtsradikales Pack und ihre Mütter bigotte Betschwestern. Doch wenn in ihm aus Frust solche aggressiven Gedanken hochkamen, musste er sie für sich behalten und versuchen, sie wieder aus seinem Kopf hinauszudrängen, denn Florian war Winfried-Kretschmann-Fan und bei den Grünen kamen Pauschalisierungen nicht gut an. Er versuchte das sinnlose Karussell von Schwulenverachtung und Hass auf die Homophoben in seinem Kopf anzuhalten und kroch in seinen Schlafsack, um wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu kriegen. Florian hatte von Vanessa quer über die Hand ein Pflaster geklebt bekommen, wie er vor dem Einschlafen beruhigt feststellen konnte.
Man hatte sich Zeit beim Aufstehen im Zeltlager gelassen.Die Uhr zeigte fast neun. Die Gipfel um die tief verschneite Kuppe auf zweitausend Meter Höhe glänzten in der Morgensonne. Der Himmel lag klar und wolkenlos, der Nebel war verschwunden. Ohne diesen Schleier konnte sie nun jedermann klar erkennen, egal ob er freundliche oder feindliche Absichten hatte. Die klare Nacht hatte grimmigen Frost gebracht und die Knoten an den Schnüren ließen sich nur schwer öffnen, zudem steckte allen noch die Monstertour vom Vortag in den Knochen. Deshalb dauerte der Aufbruch länger als sonst. Die Akkus des hochauflösenden GPS würden bald zur Neige gehen, aber die Grenze lag ja in Sicht.
Unter anderen Umständen wäre es ein herrlicher Morgen gewesen auf der Südseite des Kaukasus. Das Panorama erinnerte ans Engadin – ein majestätischer Anblick, der Fabian all die Gedanken von der vergangenen Nacht um die Homophoben der Welt vergessen ließ. Die Berge und Gletscher interessierten sich nicht für die sexuelle Orientierung der Menschen. Als letztes Gepäckstück legte er die Kalaschnikow mit eingeklapptem Kolben in die Grube zwischen Nacken und Rucksack, wie er sich das vom Militär gewohnt war. Seine österreichischen Kameraden machten es ihm mit ihren Waffen nach. Es schien Fabian alles wie eine der zahlreichen Übungen, die er schon hatte mitmachen müssen, und deshalb dachte er auch nicht darüber nach, ob es nicht besser wäre, unbewaffnet über die Grenze zu fahren.
Justin fuhr voraus, Fabian als Zweiter in seiner Spur hinterher, danach der Rest der Gruppe. Zunächst bewegten sie sich schräg abwärts, bevor sie den Aufstieg im Schatten des die Grenze markierenden Bergrückens in Angriff nehmen mussten. Die beste Stelle schien ein Sattel zu sein, gleich neben einem Felsen
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