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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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an.
    Fabian schüttelte den Kopf. Sein Kumpel nahm nun doch den
Blitz
in die Hand.
    „Bitte nicht – ich möchte, dass wir Freunde bleiben.“
    „Mann, Luchsi! Bist du in einem Interview über mich hergezogen?“
    „Nein, nein, es geht nur um mich.“
    „Also wissen die Journalisten mal wieder alles besser als wir – und selber fahren sie sogar auf der blauen Piste im Stemmbogen runter! Luchsi, lach drüber!“ Er stieß mit seiner Faust gegen Fabians Oberschenkel. Normalerweise gab Fabian diesen Schlag zurück, aber diesmal reagierte er nicht.
    Olympia! Heute fliegen sie – mit geheimer Liebe im Gepäck
, titelte die Boulevardzeitung und verwies auf den Sportteil, den Justin nun aufblätterte.
Wird er während Olympia Vater?
– Das interessierte den Liechtensteiner nun offenbar weniger, ob der Star der Skispringer Nachwuchs hatte, aber dann kam es:
Hahnenkamm – Fabian (22) und Slalom-Florian (20)
:
Das junge olympische Gay-Paar. Frisch verliebt in Kitzbühel
. Dazu hatte die Zeitung ein Handy-Foto abgedruckt, das von oben fotografiert den Kuss in der Raststätte zwischen Kitzbühel und Schladming zeigte. Jemand musste das Bild über die Trennwand hinweg aufgenommen haben. Es sei am Montagmorgen vor einer Woche von einem Gast aufgenommen worden, erklärte die Zeitung, der das Bild der Redaktion habe zukommen lassen.
    Fabian starrte das Foto an und verlor an Gesichtsfarbe. Das war’s!, dachte er. Am besten fliegt er mit der Maschine gleich wieder zurück nach Zürich. Er konnte gerade noch nach der Tüte in seinem Zeitschriftennetz greifen und schon kam sein Frühstück hoch.
    „Easy, Luchsi!“
    „Was hat er?“, fragte der Eiskunstläufer von der anderen Seite des Gangs.
    „Coming-out“, erklärte Justin. „Wie war es bei dir?“
    „Jetzt ich muss starten für Fürst von Liechtenstein anstatt für Ukraine“, sagte der Eiskunstläufer zornig, „ist Antwort genug?“ Dann wandte er sich an Fabian: „He, Skifahrer – schwuler Turmspringer von Australien gewann olympisches Gold in China. Wo Problem?“
    Fabian konnte nicht sprechen und seine Augen waren bereits feucht. Justin stieß ihm mit der Faust gegen seinen Schenkel.
    „Du machst dir viel zu viele Sorgen, Luchsi. Komm, sag was zu deinem Ski-Kumpel!“
    „Bist du noch mein Ski-Kumpel?“, fragte Fabian leise.
    „Na, klar!“ Justin stieß ihn noch einmal. „Gibst du den Schlag nicht zurück?“
    „Darf man das denn als Geouteter? Du findest doch jetzt jede Berührung mit mir eklig, oder?“
    „Mach jetzt! Ist psychologisch wichtig!“
    Endlich traute er sich, mit seiner Faust Justins Knie zu berühren.
    „Na, also! Warum stresste der Mayerhofer vorhin?“, fragte Justin.
    „Wegen dem
Blitz
!“
    „Und zwischen dir und Florian hat es so richtig gefunkt?“
    „Er ist schon cool! Aber das hier war unser erster Kuss. Ich habe mich noch nicht getraut zu fragen, ob er in seinem Schwarzwälder Schwulenverein einen Liebhaber hat. Aber wir schreiben uns jede Stunde eine oder zwei SMS.“
    „Ich habe Julio auch versprechen müssen, mich gleich nach der Landung zu melden“, erwähnte Justin so leise, so dass seine Stimme vom allgegenwärtigen Triebwerksgeräusch beinahe geschluckt worden wäre.
    Fabian wollte sich schon die nächste Frage zurechtlegen, als er die Brisanz der letzten Bemerkung seines Kumpels begriff.
    „Also erzähl was von Julio“, versuchte er eine neutrale Formulierung, um nicht plump zu fragen, ob der dünne Spanier schwul sei.
    „Ich würde uns beide nicht gerade als das Gay-Traumpaar bezeichnen. Er ist ein total lieber Kerl und hilft dir sofort, wenn du ihn um was bittest, aber das Wort ‚Treue‘ kennt er weder auf Spanisch noch auf Deutsch.“
    „Ups! Aber Vanessa?“
    „Sie ist meine gefühlte ältere Schwester. Mein Vater bezahlt ihr die Spesen, wenn sie mich zu den Rennen begleitet oder mich in den Trainingslagern besucht.“
    „Weil er sich mit einem schwulen Sohn nicht abfinden kann?“
    „Nein, weil er den Geldverlust nicht ertragen würde, den mein Coming-out bedeuten könnte. Der Optimist glaubt eben, ich würde bald ganz vorne mitfahren und als offen Schwuler würden mir dann dicke Werbeverträge entgehen..“
    „Danke für die Aufmunterung!“, meinte Fabian ironisch.
    „Dank Vanessa kann ich es mir leisten, mich hin und wieder kurz mit dem ja offensichtlich schwulen Julio zu zeigen. Mit einer hübschen Frau an der Hand halten mich Leute wie Chalbermatter trotzdem für heterosexuell. Vielleicht bin

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