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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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einer Stunde oben in olympischen Dorf von Rosa Khutor ein. Das war eine gute Nachricht, aber es bedeutete für Fabian auch, er hatte die Ersatz-Abfahrtsski, die jeder dabei haben musste, falls der Lastwagen nicht bis zum ersten Training im Kaukasus zur Verfügung stehen würde, umsonst geschleppt.
    Auf den heiß begehrten Parkplätzen vor dem Eingang zu Terminal A standen schon Wagen des Schweizer Fernsehens, von Tele-Züri und vom Boulevardmagazin
Blitz
. Fabian checkte seinen schweren Rucksack ein und deponierte die Ski bei Klaus auf einen Handwagen. Nun kam er sich verloren in der Masse vor. Er kannte ja keinen der anderen Athletinnen und Athleten und sein Team schien bis auf Saubauer erst auf den letzten Drücker eintreffen zu wollen, doch der Trainer unterhielt sich mit seinen Berufskollegen. Fabian war nicht jemand, der von sich aus andere Leute ansprach. Wenigstens konnte er mit Florian ein paar SMS austauschen, der fast gleichzeitig von München aus nach Sotschi flog.
    Mittlerweile wimmelte es von rot-weißen Jacken der Schweizer Olympioniken; gleich links vom Eingang wurde jemand interviewt – es war eine berühmte Biathletin – und ganz in der Nähe durfte ein berühmter Doppel-Olympiasieger, etwas in eine andere Kamera plaudern.
    Um punkt neun Uhr trafen draußen auf der Vorfahrt Justin und dessen dünner, aber attraktiver WG-Kollege Julio ein. Der Spanier stand an der Uni kurz vor dem Abschluss des Masterstudiums in Geografie, wie Fabian sich erinnerte. Jetzt würde er endlich nicht mehr so allein in der Masse stehen.
    Die Eingänge beim Parkplatz führten glücklicherweise direkt in die Halle des Terminals. Justin steuerte mit Julio auf einen der Check-in-Schalter zu.
    „Bend! Endlich! Da in der Ecke bei den Handwagen steht Klaus – gehst hin und deponierst alles Gepäck dort“, befahl der Saubauer und blickte den spindeldünnen Spanier streng an. „Was hab i letztes Mal g’sagt?“
    „Mehr Muskeln zulegen wegen den Bandscheiben!“, musste der zugeben. Julio hatte Justin im Sommer ein paar Mal ins Trainingslager gefahren, als der den Führerschein noch nicht hatte. Deshalb kannte Saubauer den Spanier.
    „Schon wahr!“, bestätigte der Trainer, wurde aber sogleich von Jonny abgelenkt. Bei den Handwagen hinter einer von einem Sicherheitsmann bewachten Absperrung nahmen Klaus und eine Helferin des Langlauf-Damenteams den beiden die Skier ab; die Leute vom Flughafen steckten sie gleich zusammen mit den Skischuhen in eine lange Plastikhülle. Damit es schneller ging, übernahm Fabian das Einpacken von Justins Ski.
    „Bend, Alpin-Men, Rosa Khutor, SUI,“, diktierte Klaus den Bodenstewardessen eine Art Adresse, als Justins Skier dran waren, damit sie die Plastikhüllen richtig beschrifteten: Administrativ, also in Bezug auf Unterbringung und Transporte, waren die Liechtensteiner ebenfalls den Schweizern zugeordnet. Nun musste sich Justin bei der Liechtensteiner Delegations-Chefin melden und ging in Richtung einer kleinen Gruppe mit blau-gelben Jacken, wie sie die Athleten aus dem Ländle trugen. Vor allem Ski-Alpin-Damen waren dort stark vertreten. Fabian konnte inzwischen ein paar Worte mit Julio wechseln, der alles hier wahnsinnig toll fand. Irgendwie hatte er das Gefühl beim Gespräch mit dem knochigen Kerl in hohen Chucks, melde sich zum ersten Mal sein Gaydar, doch das musste ein Fehlalarm sein, denn Justin würde wohl kaum seine Studentenbude einem Schwulen teilen.
    Als der Liechtensteiner zurück von seiner Delegation kam, wurde es für die beiden Zeit, zum Gate zu gehen. Sie verabschiedeten sich mit einem Faust-an-Faust-Guss von Julio; dann kontrollierte Justin nochmals, ob er Brieftasche, Smartphone und beide Pässe in den Innentaschen seiner Teamjacke hatte, was Fabian amüsiert beobachtete. Sein Kumpel war also mindestens so nervös und erwartungsvoll angespannt wie er. Sie winkten auf dem Weg zur Zollkontrolle ein paar Hardcore-Fans zu, die Schweizer Fahnen schwenkten und mit Treicheln ziemlich viel Lärm machten, und zusammen gingen sie mit Klaus durch die Passkontrolle. Nachdem der Stress mit dem Gepäck vorbei war, meinte Justin, er fühle sich nun unglaublich leicht – er habe es geschafft, dabei zu sein! Dieses Gefühl teilte Fabian, wenn auch bei ihm die Vorfreude von der Ungewissheit getrübt wurde, wie es im Russland mit der sich entwickelnden Beziehung zu Florian weitergehen und wie Justin und andere darauf reagierten, wenn sie davon erfahren würden.
    Im Duty-free-Bereich

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