Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
Mitcham des Schnees!“, munterte ihn Justin auf.
„Einen Taucher in den Schnee sollte ich aber besser nicht machen“, protestierte er mit schwachem Lächeln.
„Doch – damit ich deine Goldmedaille gewinne!“
Endlich lachte Fabian wieder und schlug gegen Justins Schenkel und schon ging es hin und her wie immer. Fürs Erste war er über sein Zwangsouting hinweggekommen.
„Wie es scheint, sind die Herren Lausbuben wieder obenauf.“ Sie drehten sich ertappt um; Saubauer hatte sich von hinten angeschlichen.
„Luchsi ist es kurz schlecht geworden“, erklärte Justin, „aber keine Sorge.“
Der Trainer musterte die beiden misstrauisch. Turbulenzen über den Karpaten rüttelten das Flugzeug durch und der Anschnallbefehl wurde eingeschaltet, deshalb musste er zu Fabians Erleichterung wieder auf seinen Platz zurück. Draußen hatten sie eine Wolkenbank zurückgelassen. Im Licht der Sonne glitten nun die verschneiten Wälder und die Gipfel der Karpaten unter ihnen hinweg. In Richtung des Schwarzen Meeres wurde das Wetter wieder ruhiger und die Crew traute sich nun, die Mahlzeit zu servieren, die der Caterer laut der Durchsage des Maître de Cabine speziell für Spitzensportler zusammengestellt hatte.
Fabians gesunder Appetit kehrte zurück. Er hatte Angst davor gehabt, dass Justin sich von ihm abwenden würde. Doch das war zum Glück unbegründet gewesen. Bald wurden die Triebwerke spürbar gedrosselt und die Crew begann, das Geschirr und die Kopfhörer einzusammeln, und musste sich dabei ziemlich beeilen.
„Sehr geehrte Sportlerinnen und Sportler, hier spricht Kapitän Zuber. Wir sind im Landeanflug auf den internationalen Flughafen Sotschi-Adler. Beachten Sie auch kurz vor der Landung rechts an der Küste den Olympiapark mit den Stadien für die Hallensportarten. Hopp Schwiiz miteinander, im Namen der Crew Ihres Charterflugs.“
Das olympische Skigebiet lag schlecht einsehbar in Flugrichtung irgendwo im Kaukasus, aber rechts sahen sie in der Tat die Stadien des sogenannten Coastal
Cluster, die zwischen dem Schwarzen Meer und der Stadt lagen. Sogar die neugebaute Eisenbahn und die Autobahn, die zu den Schneesportwettkampfstätten in die Berge führten, konnten sie für einen Moment erspähen. Die Klappen surrten. Das Fahrwerk rumpelte und kurz darauf setzen sie auf. Auf dem Rasen neben der Rollbahn lag wie zu erwarten kein Schnee; eine kleine Enttäuschung für die beiden jungen Olympioniken, aber sie mussten ja nicht hier Ski fahren.
Zur selben Zeit kam gerade eine Lufthansa-Maschine zum Stehen.
„Das ist die Chartermaschine aus München, da sitzt Florian auch drin“, sagte Fabian aufgeregt.
„Der ist vom Schwarzwald heute früh nach München gefahren?“
„Nein, sein Papi hat ihn gestern Abend mit dem neuen Sportwagen hingefahren, den Florian ja in Wengen gewonnen hatte. Sie haben in einem Hotel gleich beim Flughafen München übernachtet“, erklärte Fabian und tippte dabei schon eine SMS an das Slalomgenie.
Wie so oft in Flugzeugen standen etliche schon auf, obwohl die Maschine noch rollte. Fabian erhielt Florians SMS-Antwort, während sie beim letzten freien Fingerdock zum Stehen kamen.
„Es geht ihm gut!“, fasste Fabian die Nachricht mit einem entrückten Lächeln zusammen und schoss ein Foto vom Gedränge in den beiden Gängen. Sie mussten alle vorne raus und die Co-Pilotin filmte, während Kapitän Zuber allen die Hand schüttelte.
Der Pass und das Visum jedes einzelnen wurden vom Zoll streng kontrolliert, da gab es offenbar keinen Olympioniken-Bonus. Sie verglichen die Namen mit einer Liste, und als das geklärt war, bekamen sie von einem sie skeptisch musternden, glatzköpfigen, kräftigen Typen in Tarnanzug und mit gestreiftem Hemd darunter einen zusätzlichen Ausweis mit Foto und olympischen Ringen. Bei Mayerhofer schien etwas nicht zu stimmen, denn er musste sich den Daumenabdruck noch einmal scannen lassen.
„Ihr wisst, was dem Diskuswerfer Robert Harting passiert ist, als er im Siegestaumel den Ausweis verloren hatte?“, fragte Saubauer die Alpin-Männer, während Justin aus dem Augenwinkel Mayerhofers Kampf um seine Einreise beobachtete.
„Ich weiß: Er wurde von den Londoner Sicherheitskräften nicht mehr ins olympische Dorf hineingelassen und musste bei eklig nach Fusel und Pisse stinkenden Pennern schlafen. Hab ich die Jungen jetzt genug erschreckt?“, gab Jonny zurück.
„I lüg net! Das ist so passiert! Und denkt dran, das war während einer Sommerolympiade.
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