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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Dopingkontrolle zurückkamen. Saubauer bestand darauf, dass man nicht einfach abfahre, sondern es gehöre sich, die Ankunft eines Medaillengewinners abzuwarten.
    Als die Athleten endlich entlassen wurden, erklärte Justin, es hätte im Rot-Kreuz-Container einen Stromausfall gegeben, deshalb hätten sie so lange warten müssen, bis eine Dopingkontrolle nach Reglement möglich geworden wäre. Die WADA übernehme die Verantwortung für die Verzögerung.
    Jonny durfte nun den wohlverdienten Applaus des Teams entgegennehmen und Saubauer meinte, Erfahrung sei neben dem Sturm und Drang der Jungen eben nach wie vor ein verlässlicher Wert und ergänzte mit Blick zu Patrik Moser, es sei eben suboptimal, wenn man weder über das eine noch das andere verfüge. Patrik stieg daraufhin kommentarlos in den Bus ein. Von Justin und Jonny verlangte Saubauer das Formular von der Dopingkontrolle, das er kurz überprüfte und dann an den Teamleiter weiterreichte. Saubauer blickte auf eine Halbliter-PET-Flasche, die Justin in dem noch offenen Seitenfach seiner Sporttasche trug.
    „Die gab es im Vorraum der Dopingkontrolle. Die Versiegelung war aufgebrochen und du hast doch an unserem ersten Tag befohlen, nichts anzurühren, das nicht originalverpackt ist.“
    „Das hab i“, bestätigte der Coach und schloss den Reisverschluss an Justins Tasche gleich selbst, als dieser einstieg.
    Jonny musste auf dem Parkplatz dem Schweizer Fernsehen ein Interview geben, während Justin im Treppensteigen telefonisch dem
Liechtensteiner Vaterländer
– der größten Zeitung des Ländles – Auskunft gab, ob er mit seinem siebten Rang zufrieden sei.
    Saubauer hatte verlangt, dass alle zu Jonnys Medaillenfeier nach Adler mitfahren müssten. Nach einem frühen Abendessen warteten deshalb Richard und seine Freunde pünktlich im Bus, auch Florian hatte von seinem Trainer die Erlaubnis erhalten, mit den Schweizern zur Medaillenfeier mitzufahren. Richard war klar, dass der Deutsche sie wegen Fabian begleitete, und die beiden saßen auch bereits dicht beisammen. Da Justin noch fehlte, hatte Richard den Platz neben Vanessa ergattert.
    Selbst nach zehn Minuten fehlte der Medaillengewinner. Da war wohl irgendetwas passiert, fürchtete Richard. Besonders für den normalerweise pedantisch auf Pünktlichkeit achtenden Coach war eine Verspätung ungewöhnlich. Im Bus wurde es still, auf der Fünferbank ganz hinten saßen Patrik, Conradin und Pius, jeder von ihnen hielt sein Smartphone in der Hand und suchte wohl nach Informationen. Im vorderen Drittel tuschelte Klaus mit Fabian und Florian. Der Materialexperte gab danach an Vanessa weiter, Mayerhofer sei vor einer halben Stunde aufgekreuzt und habe Justin, Jonny, Saubauer und Monti zu einer Besprechung ins Zimmer des Teamleiters gebeten. Mehr wisse niemand. Außerdem hatte sich von den Italienern bisher keiner auf dem Parkplatz blicken lassen.
    Aus dem Bus der US-amerikanischen Skimannschaft stiegen die Sportler wieder aus; den Gesichtern nach war die Feierlaune verflogen. Den Goldmedaillengewinner Dave Hall konnte Richard aber nicht erkennen. Ihm schoss die Vermutung durch den Kopf, es habe im Olympiapark an der Küste ein Attentat des Emirs gegeben, und er bat seinen Bodyguard, mit dem abhörsicheren Satellitenhandy sich in London nach der Lage zu erkunden. Während der Sicherheitsmann ausstieg, um einen besseren Empfang zu haben, konnte Vanessa auf ihrem Smartphone noch nichts Auffälliges in den Schlagzeilen der Presseagenturen entdecken. Vielleicht sollte sie nach Justin sehen gehen, er sei ja noch klein und möglicherweise überfordert. Richard konnte sich den Hinweis nicht verkneifen, dass der „Kleine“ ja deutlich über sechs Fuß groß sei. Eine weitere Diskussion darüber erübrigte sich, denn Stas und Justin kamen in dem Moment vom olympischen Dorf her die Treppe herunter.
    „Guten Abend“, begann Stas auf Deutsch und las dabei von seinem Tablet-Computer ab. „Ich wurde gebeten, Ihnen folgende Mitteilung des Organisationskomitees der XXII. Olympischen Winterspiele zu überbringen. Diese Mitteilung erfolgt aufgrund der Analyse der A-Proben im Auftrag der WADA und nach Konsultationen mit dem Tribunal des Sportgerichtshofs in Lausanne – komplizierte Sätze, sorry. Es wird um 19 Uhr Ortszeit Sotschi, 15 Uhr Weltzeit, folgende Mitteilung freigegeben. Sie lautet: Die A-Probe der Ski-Alpin-Athleten Dave Hall, USA, Daniel Ruiz, Italien, Johann Ulrichen, Schweiz, sowie Simon Pöschl aus Österreich wurden

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