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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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erniedrigenden Umständen wiederzusehen, einigermaßen überwunden, doch hatten sie nur einer neuen Sorge Platz gemacht: Falls Richard Du Quesne sie doch erkannt haben sollte und es nur nicht erwähnt hatte, weil es ihm vor seiner Geliebten peinlich gewesen war, war es durchaus möglich, dass er später in London keine solche Zurückhaltung an den Tag legte.
    Er besaß ein elegantes Stadthaus in Mayfair. Wenn er bald nach London fuhr und dort erwähnte, dass er sie gesehen hatte, und wenn Jarrett Dashwood es erfuhr … Sie dachte an die olivgrünen Augen, die sie auf ekelhafte Weise gemustert hatten. Dieser Schuft würde sich als bösartiger und rachsüchtiger Feind erweisen, dessen war sie sicher. Sie schluckte den bitteren Kloß in ihrem Hals hinunter, steckte ihr Geld ein und sprang von der Bank auf, als wäre ihr der üble Kerl bereits auf den Fersen. Sie würde auf ihr Essen verzichten und das Geld lieber für eine Droschke ausgeben.
    “Miss Worthington?”
    Sie erstarrte und drehte sich dann langsam um, während alle Farbe aus ihrem Gesicht wich.
    Richard Du Quesne kam auf sie zugeschlendert, und als sie unwillkürlich einen Schritt zurücktrat, bat er sie mit einer Geste zu bleiben.
    “Bitte, laufen Sie nicht wieder fort”, sagte er mit einem reuigen Lächeln, “ich habe lang genug nach Ihnen gesucht.”
    Emma schluckte und sah auf den eleganten Phaeton, der hinter ihm am Rand des umzäunten Parkes stand. Natürlich gehörte die offene Kutsche ihm.
    “Ich habe nicht die Absicht wegzulaufen, Mylord”, log sie, während sie sich im Stillen gelobte, nötigenfalls bis zum letzten Atemzug vor ihm zu fliehen. “Wie geht es Ihnen? Ich bin untröstlich, dass ich heute keine Zeit zum Plaudern habe”, entschuldigte sie sich wortreich, ohne ihm Gelegenheit zu geben, ihr zu sagen, wie es ihm gehe, “aber ich bin verabredet und ohnehin schon spät dran.” Sie knickste hastig und verdarb dann den Eindruck selbstsicherer Ungezwungenheit, indem sie zögerte, welchen Weg sie nun einschlagen sollte: an ihm vorbei oder weiter in den unbekannten Park hinein. Sie entschied sich für das Unbekannte, wirbelte herum und setzte sich in Bewegung.
    Eine feste Hand auf ihrem Arm hielt sie zurück. “Wollen Sie mir nicht gestatten, mich nach Ihrem Wohlbefinden zu erkundigen?”
    “Warum? Sie wissen doch, dass ich von Ihnen keinerlei Artigkeiten erwarte. Sicherlich interessiert Sie mein Befinden genauso wenig, wie mich das Ihre interessiert, wenn ich ehrlich bin.” Sie biss sich auf die Lippen, beschämt wegen ihrer unnötigen Grobheit. Sie hätte ihm doch wirklich nur sagen müssen, dass es ihr gut gehe, danke der Nachfrage.
    Seine Augen verdüsterten sich, doch dann lachte er. “Eine Weile habe ich einfach nicht glauben können, dass Sie es wirklich sind, Miss Worthington. Nun jedoch bin ich überzeugt. Sie haben sich in den letzten drei Jahren kein bisschen verändert.”
    “Da täuschen Sie sich, Mylord”, sagte sie mit belegter Stimme, ihre Gefühle hinter einem tapferen Lächeln verbergend. “Ich habe mich wirklich sehr verändert.” Zu ihrem Entsetzen merkte sie, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Hoffentlich hört er nun auf, Erinnerungen auszutauschen, flehte sie innerlich. Hoffentlich begann er nicht, von ihren lieben Freunden David und Victoria zu sprechen, hoffentlich erwähnte er ihre liebe Patentochter Lucy nicht, oder irgendetwas anderes, das in ihr eine schmerzliche Mischung von Freude und Neid hervorrief.
    Ein heiserer Schrei sorgte für willkommene Ablenkung: Eine Frau bot lautstark Rosinenbrötchen feil, deren Duft in die kühle Abendluft aufstieg.
    “Sind Sie hungrig?”, fragte Richard, als er merkte, dass sie die Verkäuferin nicht aus den Augen ließ.
    Emma schüttelte den Kopf und wandte sofort den Blick ab. “Es wird dunkel. Ich möchte nach Hause. Man wird mich schon vermissen”, log sie wieder. Fast hätte sie gelacht. Wer um alles in der Welt sollte sie vermissen?
    “Ich nehme an, dass Sie in Begleitung Ihrer Mutter hier in Bath sind. Wo sind Sie abgestiegen? Warum haben Sie sich um eine Anstellung beworben?”, bestürmte er sie.
    Sie wich seinem Blick aus. “Ich … ich suche gar keine Stelle, Sir”, erwiderte sie langsam, während sie sich den Kopf nach einer plausiblen Erklärung zerbrach. “Bitte übermitteln Sie Ihrer … Freundin meine Entschuldigung. Es drehte sich um eine Wette … ein sehr geschmackloser Scherz. Ein paar Bekannte haben mich herausgefordert, dass ich es nie

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