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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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wagen würde, mich um eine Stellung zu bemühen oder mich vorzustellen. Ein dummer, gedankenloser Streich. Inzwischen bereue ich bitterlich, mich darauf eingelassen zu haben.” Es tröstete sie nicht sonderlich, dass zumindest der letzte Satz der Wahrheit entsprach.
    Als er darauf nichts sagte und sie sich seiner großen, kräftigen Gestalt immer stärker bewusst wurde, tat sie wieder ein paar Schritte zurück. “Guten Abend, Mylord”, rief sie ihm zu, drehte sich um und eilte davon.
    Diesmal berührte er sie nicht, sondern schlenderte ihr nur unbekümmert nach, was Emma dazu veranlasste, wieder herumzuwirbeln. “Gehen sie sofort weg!”, fuhr sie ihn wütend und auch eine Spur flehend an.
    “Nein”, sagte er ungezwungen. Er ging an ihr vorbei und um sie herum, umkreiste sie wie ein geduldiger Raubvogel, der auf den richtigen Moment wartet, um auf sein Opfer herabzustoßen. “Sagen Sie mir, wo Sie abgestiegen sind. Was Sie hier in Bath tun.”
    “Das geht Sie überhaupt nichts an! Lassen Sie mich in Ruhe!”, flüsterte sie zornig. Doch sie senkte den Kopf, da ihre Erschöpfung, der Hunger und die Angst, nicht vor dem Dunkelwerden in die Pension zurückzukehren, ihre Fassung untergruben.
    “Natürlich geht es mich etwas an”, widersprach er ihr trocken. “Sie wissen genau, wie sehr es Victoria verstören wird, wenn sie erfährt, dass ich mich nicht um Ihr Wohlergehen gekümmert habe. Und wenn Victoria verstört ist, wird David unerträglich … und das verstört wiederum mich.”
    “Sie brauchen es ja nicht zu erfahren. Niemand darf es erfahren.” Sie sah auf, weil ihr bewusst wurde, dass sie ihm soeben dummerweise alles gesagt hatte, was er wissen wollte.
    “Sie sind allein hier … und in Schwierigkeiten.” Die Worte wurden ruhig, fast ungläubig ausgesprochen.
    Soeben kam die Brötchenfrau wieder vorbei, die immer noch lauthals ihre Waren anpries. Emma warf Richard einen verzweifelten Blick zu. Wenn sie ihn doch nur einen Augenblick loswerden könnte … mehr brauchte sie nicht. “Ich habe Hunger”, erklärte sie atemlos. “Und mir ist ein wenig schwindlig.”
    Er streckte ihr den Arm entgegen. “Kommen Sie …”, drängte er sanft. “Wir suchen uns etwas, wo wir zu Abend essen können, aber unter einer Bedingung: Sie erzählen mir von Ihren Problemen, damit wir etwas dagegen unternehmen können.”
    “Das ist sehr nett von Ihnen, Mylord”, dankte sie ihm lammfromm, “aber mir ist wirklich flau. Vielleicht wenn ich jetzt gleich eine Kleinigkeit essen könnte und mich auf dieser Bank hier etwas ausruhe …” Emma ließ sich graziös auf den Sitz sinken und stützte das zarte Gesicht in die Hände.
    Richard sah zu der Brötchenfrau hinüber, die ihnen auf der anderen Seite des schwarzen Eisenzauns gegenüberstand. Dann warf er Emma einen prüfenden Blick zu. Entweder war sie eine ganz hervorragende Schauspielerin, oder sie kam wirklich um vor Hunger. Besorgt legte er ihr eine Hand auf die Schulter, unterdrückte den Impuls, sie einfach hochzuheben und zu seinem Phaeton zu tragen – dafür würde er sich ja doch nur eine Ohrfeige einhandeln –, und sagte: “Ich bin gleich wieder da. Ich bringe Ihnen ein Brötchen und etwas Brandy aus meiner Kutsche.”
    Emma sah ihm verstohlen nach. Er hatte sich nicht täuschen lassen, da er sich immer wieder zu ihr umdrehte, rückwärts lief, um ihr sofort nachsetzen zu können. Ihr sank das Herz, als ihr sein energischer, athletischer Gang auffiel. Wenn sie nicht genau zum richtigen Zeitpunkt loslief, hätte er sie nach wenigen Schritten eingeholt.
    Anscheinend hatte ihn ihre zusammengesunkene Haltung endlich überzeugt, denn er trat durch das Tor. Sobald sie den Eisenzaun zwischen sich hatten und er auf den Phaeton zuging, erhob Emma sich vorsichtig und huschte zu den Bäumen am Wegrand, ohne sich noch einmal umzusehen.
    “Ah, Frederick, Sie sind also von Ihrem Lager auferstanden. Wie schön, Sie endlich wiederzusehen. Wann hatte ich zum letzten Mal das Vergnügen? Vor vierzehn Tagen?” Jarrett Dashwood schlenderte lässig in den Salon von Rosemary House. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, lüpfte er die Rockschöße und nahm auf einem vergoldeten Stuhl Platz.
    Margaret Worthington blickte erst zu ihrem Gatten, sah dann zu ihrem Peiniger und schloss die Augen. “Nehmen Sie doch ein Tässchen Tee, Mr. Dashwood”, drängte sie ihn mit dünner Stimme und machte sich mit zitternden Fingern an der silbernen Teekanne zu schaffen. “Er wurde soeben

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