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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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frisch zubereitet.”
    “Schon wieder Tee, Mrs. Worthington? Ich glaube, Sie haben mich förmlich überschwemmt mit Ihrem Tee.” Sein breiter, sinnlicher Mund lächelte, doch das Lächeln drang nicht bis zu seinen Augen vor. “Wenn Sie mir heute stattdessen zweitausend Pfund böten, oder auch ein Zwiegespräch mit Ihrer faszinierenden Tochter, könnte mich das mehr reizen. Doch ich habe es herzlich satt, jeden Nachmittag hier zu erscheinen, nur um mit Tee und Ausreden abgespeist zu werden.” Er lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und schlug sie an den Knöcheln übereinander. “Wo ist Ihre Tochter? Je länger wir getrennt sind, desto größer wird meine Sehnsucht nach einem Tête-à-tête mit ihr. Wie sagt man so schön: Die Liebe wächst mit der Entfernung.”
    Margaret und Frank Worthington tauschten einen nervösen Blick.
    “Sie ist auf Besuch bei ihrer Tante …”
    “Sie ist krank …”
    Die beiden starrten sich konsterniert an, als sie diese widersprüchlichen Erklärungen für Emmas lange Abwesenheit formulierten. Jeder war sicher, die korrekte Losung für den Tag ausgesprochen zu haben. Sie rutschten unruhig auf ihrem Sitz herum und taten es dann ihrem finsteren Gast gleich und betrachteten ihre Fingernägel.
    Jarrett Dashwood polierte seine ohnehin schon makellosen Nägel mit dem Daumen. “Nun, wie steht es? Ist sie auf Besuch, oder liegt sie mit ihrem Riechsalz oder einem Roman von Jane Austen im Bett? Soll ich hinaufgehen und mich erkundigen, wie es meiner armen kranken Verlobten geht?”
    “Bitte, Sir, nennen Sie sie nicht so”, rang sich Margaret in einem hohen, schmeichelnden Ton ab. “Sie will Sie nicht heiraten, das wissen Sie doch. Es tut uns wirklich leid.” Sie blickte zu ihrem Gatten in der Hoffnung, von ihm wenigstens ein bisschen Unterstützung gegen diesen Furcht einflößenden Mann zu erhalten, doch Frederick saß nur da und starrte glasig ins Leere. “Da ist nichts zu machen, Mr. Dashwood.” Margaret führte ihr Taschentuch an den Mund. “Wir können sie nicht zur Heirat zwingen. Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand, um die undankbare Person zur Vernunft zu bringen. Aber sie ist erwachsen und so störrisch, dass sie den guten Ratschlägen ihrer lieben Eltern keinerlei Beachtung schenkt.”
    “Vielleicht schenkt sie ja mir Beachtung, Madam”, sagte Jarrett Dashwood glattzüngig. “Ihnen würde ich das auch raten. Denn die ganze Angelegenheit schmeckt nach vorsätzlichem Betrug. Jemand hat mich um zweitausend Pfund geschröpft, glaube ich, und dieser Jemand waren nicht nur Sie, Sir …”, er verbeugte sich spöttisch vor Frederick, “sondern auch Sie, Madam, und Ihre Tochter. Wie viele Verlobungen haben Sie für Ihre Kleine denn arrangiert, bei denen im Gegenzug Ihre ärgsten Schulden beglichen wurden, nur um dann leider feststellen zu müssen, dass ihre Tochter im letzten Moment spröde wird?”
    Margaret ließ das Taschentuch fallen und schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. “Ich bitte Sie, Mr. Dashwood, das dürfen Sie nicht glauben!”, brachte sie schließlich hervor. “Meine Tochter hat sonst keinen einzigen Heiratsantrag bekommen! Es ist ihr noch immer gelungen, jeden interessierten Gentleman vor den Kopf zu stoßen. Es wäre herrlich, wenn sie wenigstens einen Herrn ermutigen wollte.”
    “Das überzeugt mich leider nicht im Mindesten”, sagte Jarrett Dashwood im Plauderton. “‘Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit’ … Da sehen Sie mal, wie sehr mich das liebe Kind in seinen Bann geschlagen hat, dauernd fallen mir Zitate aus ihren Lieblingsbüchern ein … also, wo war ich stehen geblieben? Ah ja, bei seltsamen Wahrheiten. In der Tat, es ist höchst merkwürdig: Je mehr einem etwas versagt wird, desto begieriger ist man darauf, es in seinen Besitz zu bringen. Ich glaube fast, ich entwickle ein Faible für Ihre Tochter, neben dem das Geld ganz unwichtig wird. Selbst wenn Sie in der Lage wären, es zurückzuzahlen, würde ich es nicht annehmen. Diese freche Wildkatze soll meine Frau werden. Die entsprechenden Dokumente sind bereits beschlossen und besiegelt. Die Hochzeit muss stattfinden.”
    Der höflichen Spiegelfechterei endlich überdrüssig geworden, sagte er kehlig: “Finden Sie heraus, wohin sie geflohen ist, und teilen Sie es mir mit.
Ich
werde sie gewiss zur Vernunft bringen können. Falls Sie sich weigern …”, er schenkte Margaret ein grimmiges Lächeln, “… nun, soweit ich weiß, nimmt das

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