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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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hätte wenig Sinn, wenn wir beide nach Silverdale fahren. Am besten warte ich hier auf Sie.”
    “Es handelt sich um eine unwichtige Angelegenheit”, erklärte Richard, bemüht, ein Lachen zu unterdrücken; ihm war klar, dass sie sich aus dem Staub machen würde, sobald er außer Sichtweite war. “Ross übernimmt die Sache für mich, er macht das gern …” Zumindest hatte Ross nicht unerfreut ausgesehen, als er ihm angetragen hatte, Yvette Dubois samt ihren Siebensachen und einer großzügigen Bankanweisung aus dem Haus zu schaffen.
    “Machen Sie sich wegen mir keine Sorgen, Emma”, spottete Richard sanft. “Meine Geschäfte sind nicht dringend. Es ist mir auch nicht lästig, Sie zu begleiten. Doch gegen ein bisschen Dankbarkeit hätte ich nichts einzuwenden …” Er schenkte ihr ein leises Lächeln, und als er ihren irritierten Blick sah, lachte er laut heraus.
    “Kommen Sie … halten wir Frieden”, bat er. “Noch gilt unser Waffenstillstand. Ich bin entschlossen, ihn zu wahren.”
    “Nun, ich gewiss nicht”, stieß sie hervor, während er sich umdrehte und zur Schankstube zurückging. “Der Waffenstillstand ist aufgehoben. Ich bin bereit, den Kampf aufzunehmen”, erklärte sie, hinter ihm her eilend.
    “Diese Möglichkeit steht Ihnen nicht offen.”
    “Ach nein? Was dann?”
    “Die Kapitulation.” Er drehte sich so plötzlich um, dass sie beinah gegen ihn geprallt wäre. Ihre bernsteinfarbenen Augen flammten. Verlegen fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen und schlüpfte dann an ihm vorbei in den Schankraum.
    “Nicht so!”, tadelte Richard, als die Karten in alle Richtungen davonflogen. Er sammelte die Spielkarten wieder ein, teilte sie in zwei säuberliche Packen und ließ sie geschickt ineinandergleiten.
    Emma sah konzentriert zu, das Kinn in die Hand gestützt. Sie streckte die Hand aus, nahm die Karten entgegen und mühte sich, es ihm gleichzutun. Ihre Daumen schienen an den Karten festzukleben: Statt elegant ineinanderzugleiten, knallten sie unordentlich auf den Tisch.
    Seine Finger legten sich auf ihre. “Nicht so fest … lassen Sie sie aus der Hand fließen.”
    Sie sah auf ihre Hände hinab, und die Karten fingen tatsächlich an, sich zu vermischen. Sie hatten Pikett gespielt, und nun brachte er ihr das Mischen bei. Er gab ihre Hände frei, doch als sie versuchte, die Karten unter den gewölbten Fingern zurückschnellen zu lassen, flogen sie erneut davon. Richard suchte die Karten zusammen und mischte sie lässig. Er blickte in ihr nachdenkliches Gesicht, während sie die Augen auf seine Hände gerichtet hatte.
    “Es ist unhöflich, jemand so anzustarren”, murmelte sie.
    “Sie sind schön, warum sollte ich Sie da nicht ansehen?”, hielt er ihr entgegen.
    Emma warf ihm einen wütenden Blick zu, sicher, dass er sie aufzog, doch in seinem Gesicht zeigte sich keinerlei Spott. Dafür sah sie dort etwas, was ihr Herz stürmisch klopfen ließ. “Meine Mutter sagt, ich wäre im Lauf der Jahre verblasst … ich bin jetzt fast dreißig. Ich muss zugeben, dass meine Haare viel dunkler waren, als ich jung war.”
    “Soll ich Sie jetzt mit anderen Augen sehen?”, fragte er sanft. “Sie sehen genauso aus wie vor drei Jahren. Sie haben sich kein bisschen verändert. Ihre Haare, ihre Augen sind genauso exquisit wie damals. Gefällt es Ihnen denn nicht, dass ich Sie schön finde, Emma? Macht es Ihnen Angst?”
    Abrupt stand Emma auf, trat zum Fenster und blickte in das herbstliche Nachmittagslicht. Er versuchte wirklich, sie zu verführen, und sie verspürte tief im Innersten eine verräterische Reaktion auf seine Komplimente, als wollte sie sich seinen Schmeicheleien ergeben.
    Matthew hatte ihre Freundlichkeit gepriesen, ihren Witz, ihre Fähigkeiten, seine Kinder zu unterrichten. Dass sie schön war, hatte ihr bisher noch kein Mann gesagt. Dieser glattzüngige Silberbaron hatte es gesagt – und sie dazu gebracht, ihm auch zu glauben. Allerdings war er von all den Männern, die ihr bisher Interesse entgegengebracht hatten, bei weitem der gefährlichste, der kultivierteste. Er war ein Meister in der Kunst der Verführung, dessen war sie sicher; gewiss flossen ihm da auch falsche Komplimente mühelos von den Lippen. Und aus purer Eitelkeit wünschte sie sich, es wäre ihm ernst damit.
    Mit einem sehnsüchtigen Seufzen sah Emma hinaus auf den Hof, wo ein junger Stallbursche ein Pony striegelte. Es musste ungefähr vier Uhr sein, schätzte sie, und noch immer keine Postkutsche in

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