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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Mähne striegelte. Richards Pferd! Der Stallbursche war höchstens vierzehn Jahre alt und grüßte höflich, als er ihren Blick bemerkte. Da fasste sie einen Entschluss. Sie schluckte, schaute am Gasthaus empor und stellte erleichtert fest, dass ihr privates Speisezimmer vom Stall aus nicht zu sehen war. Sicher wusste der Junge, dass sie den Besitzer des Pferdes begleitete. Sie trug zwar keine Reitkleidung, aber das war gewiss das geringste Hindernis …
    Sie trat auf den Stallburschen zu und bat: “Würdest du ihn bitte für mich satteln?”
    “Wie heißt er denn?”, fragte der Junge und schleppte willig den Sattel herbei.
    “Wie er heißt?” Emma ging auf das Pferd zu, und als sie die sternförmige Blesse auf der Stirn bemerkte, sagte sie erleichtert: “Star heißt er. Zumindest nenne ich ihn immer so.”
    Etwas verspätet fiel dem Jungen ein, sie nach ihrer Berechtigung zu fragen: “Und dem Herrn, wo Sie begleitet, ist das bestimmt recht?”
    Emma warf ihm einen herablassenden Blick zu. “Ob es ihm recht ist?”, wiederholte sie mit einem verächtlichen Lachen.
    “Na, das muss ich doch fragen, Madam, wenn der Gentleman nämlich von nix weiß, wird mein Herr stinkwütend auf mich.”
    “Natürlich weiß er Bescheid …”, beruhigte Emma den Jungen und fügte leise hinzu: “Demnächst …”
    Der Junge nickte und wuchtete den Sattel auf das Pferd. “Können Sie denn im Herrensattel reiten, Madam?”
    Das hatte sie nicht bedacht. “Aber sicher.” Nun ja, wer A sagt … Ungeduldig wartete Emma ab, bis der Sattel endlich festgezurrt war. Zum Glück hatte sie ihre Pelerine umgehängt, als sie nach unten gegangen war! Sie prüfte nach, ob sie ihre Geldbörse eingesteckt hatte, und sah sich besorgt um. Im Hof war alles still.
    Als Kind hatte sie ein Pony besessen, aber bald hatte ihr Papa ihr Heim in Surrey verspielt, und sie waren nach Rosemary House in Kensington gezogen. Emma war zu dem Zeitpunkt neun Jahre alt gewesen, und bis zur Heirat ihrer Freundin Victoria hatte sie auf keinem Pferd mehr gesessen. Bei Besuchen auf dem Landgut der Courtenays hatte David ihr immer wieder Reitstunden auf lammfrommen Tieren erteilt.
    Etwas ängstlich betrachtete Emma den Hengst, der so gar nicht lammfromm aussah. Der Stallbursche hatte seine Aufgabe beendet und sah sie erwartungsvoll an. Entschlossen raffte sie die Röcke, pfiff auf Zucht und Anstand, stellte den Fuß in den Steigbügel und hievte sich hoch. Sobald sie im Sattel saß, glättete sie die Röcke, gab dem Jungen ein Geldstück und trabte langsam zur Hofeinfahrt hinaus.
    Ein Weilchen werde ich sie noch schmollen lassen, dann werde ich sie suchen gehen, beschloss Richard mit einem ironischen Lächeln. Und dann konnte er es ihr genauso gut sagen. Nachdem er selbst sich damit abgefunden hatte, war es wenig zweckdienlich, ihr zu verschweigen, dass seine Absichten vollkommen ehrbar waren. Allerdings tat es ihm leid um die Kämpfe, in die sie sie immer hineinmanövrierte … er empfand es als sinnliche Befriedigung, all ihre Wut in süße Leidenschaft zu verwandeln.
    Er saß am Kaminfeuer in einem Sessel, zog ein Tischchen näher heran, um die Füße darauf auszustrecken, und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre. Er starrte in die flackernden Flammen und gestand sich, dass er ruhige Zufriedenheit empfand. Was merkwürdig war, wenn man daran dachte, dass er Silverdale und all seine Besitztümer dem Sohn eines anderen Mannes vermachen würde – wenn es denn ein Junge werden sollte. Aber ein solcher Wahnsinn war wohl der Preis, den man für die Liebe zu zahlen hatte.
    Als David dieser unerbittlichen Macht zum Opfer gefallen war, hatte er nur Mitleid für ihn übrig gehabt. Und hier saß er nun, drei Jahre später, und ergab sich ihr frohen Herzens. Er lachte auf und blies einen blauen Rauchring an die Decke. Wie sie wohl auf seine Erklärung reagierte? Sicherlich erstaunt, denn in ihren Augen war er immer noch ein herzloser Frauenheld. Gewiss auch misstrauisch – zweifellos befürchtete sie, dass es nur ein Trick war, um sie in sein Stadthaus in Bath zu locken.
    Er wollte, dass sie seine Gefühle erwiderte. Sie sollte ihn mit ihren wunderschönen wilden Augen ansehen, ihre Krallen einziehen und sich an ihn schmiegen. Aus freien Stücken. Er wünschte, dass sie seine Liebe von ganzem Herzen erwiderte. Zynisch verzog er die schmalen Lippen, denn dieser Wunsch brachte ihn auf direktem Weg zu dem gesichtslosen Mann aus Derbyshire.
    Liebte sie diesen William Fitz?

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