Der Silberbaron
Ich wollte mit dir tanzen … nach Silverdale mit dir fahren … dich küssen … Ich will dich.”
Emma spürte seine Lippen auf den ihren und fuhr zurück.
“Hör auf, Emma. Du weißt genau, wie sehr du meine Küsse genießt”, flüsterte er heiser.
“Sie hören jetzt auf”, wisperte sie atemlos. “Wagen Sie es nicht! Nichts, was Sie sagen, keine noch so wohlformulierte Lüge, wird mich dazu bringen, mit Ihnen in dieses Haus zu ziehen …” Der Rest ging in seiner Umarmung unter. Sie wehrte sich, allerdings nicht sehr heftig. Als sein Mund den ihren verschloss, versetzte sie Richard einen Stoß, doch zu mehr war sie nicht in der Lage.
Er spürte es ebenfalls. Sein Kuss war sanft, werbend, und zum ersten Mal hob sie die Arme, um ihn zu umfassen und sich mit zitternden Fingern in sein Haar zu wühlen.
Er strich an ihren Seiten entlang und zog sie fest an sich, rieb sich an ihren Brüsten, bis sich ihr ein Stöhnen entrang.
Richard gab ihren Mund frei, streifte mit den Lippen ihre Wange, knabberte an einem Ohr, fächelte ihr seinen warmen Atem in den Nacken, so dass sie ihm ihren Körper entgegenbäumte, um mit ihm eins zu werden.
“Kann er diese Gefühle in dir wecken?”, keuchte er ihr ins Ohr. “Na?”
“Wer denn?”, stöhnte Emma und bot ihm lockend ihre Kehle dar.
Quälend wanderten seine Lippen an ihrem cremeweißen Hals empor. “Dein Liebhaber in Derbyshire, William Fitz”, keuchte er hervor, während er sie an den Hüften packte und gegen seine harten Lenden drückte. “Sag es mir. Kann er dich so erregen wie ich … mit einem einzigen Kuss?”
Emma zuckte zurück, sah in seine grauen Augen, die dunkel waren vor Lust. “Ja. Jedes Mal, wenn er mich küsst”, flüsterte sie erstickt. “Jedes einzelne Mal. Und es ist unendlich viel besser …”
Sie suchte sich freizumachen, doch er packte ihr seidiges Haar mit einer Hand und zog sie zu sich heran. Er drängte sich an sie und hielt sie fest. “Danke, Emma”, flüsterte er befriedigt, seine Lippen auf den ihren. “Das heißt, er kann sich nicht einmal annähernd mit mir messen.”
11. KAPITEL
Wenn es je den geeigneten Zeitpunkt zur Flucht gab, dann jetzt: Nie würde er auf die Idee kommen, sie könnte ausgerechnet dann davonlaufen, wenn ihr einziges Transportmittel weithin sichtbar im Hof der Poststation stand.
Nachdenklich schlenderte Emma zu der Postkutsche, aus der gerade die Passagiere ausstiegen. Um das Maß voll zu machen, hätte es sogar einen freien Platz gegeben. Sie nahm ihren Spaziergang über den Hof wieder auf.
Sie versuchte, sich auf das drängende Problem ihrer Weiterreise zu konzentrieren, doch ihre Gedanken weigerten sich, bei etwas anderem als der soeben erlebten Demütigung zu verweilen. Ihre Haut war immer noch gerötet, ihre Lippen waren von den Küssen geschwollen. Sie schloss beschämt die Augen, als ihr einfiel, wie er ihre Arme von seinem Hals gelöst und sie sanft von sich geschoben hatte. Nicht dass er aufhören wolle, hatte er leise geseufzt, aber er wollte keinen Skandal heraufbeschwören. Und dann hatte er sie mit einem leisen Lachen verlassen, um sich, wie er sagte, draußen an der frischen Luft ein wenig abzukühlen.
Als er dann zehn Minuten später wiedergekommen war, hatte Emma ihm würdevoll erklärt, auch sie müsse sich nun erfrischen, und war hinausstolziert.
Jetzt stand sie in der milden Herbstluft und sah erbost zu, wie Richards Kutsche schwankend zum Stehen kam. Er hatte sie sicherlich auch gesehen, nahm aber wohl selbstgefällig an, er hätte sie schon so weit in seinen Fängen, dass sie voll Freude mit zur South Parade gehen würde. Nun, da hatte er sich getäuscht. Sie würde nicht kampflos aufgeben!
“Scheint der Sieg unmöglich, suche dein Heil in der Flucht”, lautete der Wahlspruch ihres Vaters, wenn die Gläubiger wieder einmal an die Tür von Rosemary House hämmerten. Daran wollte sie sich halten.
Aber wie? In die Postkutsche brauchte sie gar nicht erst zu steigen; dort würde Richard sie gleich vermuten. Zu Fuß konnte sie sich auch nicht nach London aufmachen: Selbst wenn sie dazu die nötige Energie besäße, hätte Richard sie nach ein, zwei Meilen eingeholt. Sich in die Wälder zu schlagen wäre über alle Maßen leichtsinnig – wie leicht konnte man sich verirren, und möglicherweise lauerten dort andere Gefahren. Sie musste sich an die Landstraße halten. Und ein Pferd brauchte sie auch.
Da entdeckte sie einen Stallburschen, der ein kupferbraunes Pferd mit weißer
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