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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Sicht!
    Seit die anderen nach Silverdale aufgebrochen waren, hatten sie und Richard gegessen und über die Courtenays und ihr Patenkind Lucy gesprochen und Richards Absicht, ein lange überfälliges Zusammentreffen zu organisieren.
    Sie hatte erfahren, dass Richard die letzten beiden Jahre größtenteils auf den Westindischen Inseln verbracht hatte, wo er sich nach dem Tod seines Vaters um die Besitzungen kümmerte. Die Zuckerrohrplantagen, die sein Urgroßvater vor über hundert Jahren erworben hatte, hatte er nicht behalten wollen. Er verabscheute die Sklaverei, und außerdem würden sich die Abolitionisten, die sich für deren Abschaffung einsetzten, eines Tages ohnehin durchsetzen. Eine Weile hatte er dort gelebt, die korrupten Aufseher und Verwalter ersetzt und, ehe er die Plantage verkauft hatte, seine Sklaven in die Freiheit entlassen.
    Ehrfürchtig hatte Emma zugehört, erstaunt über diese menschenfreundliche Geste. Es verstörte sie allerdings, dass er Dashwood tatsächlich kennen musste: Dashwood besaß ebenfalls Plantagen auf den Westindischen Inseln und war berüchtigt als grausamer Herr. Sie musste sich fast auf die Zunge beißen, um die Frage zurückzudrängen, ob all die furchtbaren Gerüchte, die sie über ihn gehört hatte, der Wahrheit entsprachen. Aber sie wusste, dass jede Erwähnung von Jarrett Dashwood Richards Neugier und Misstrauen wecken würde. Er würde sie ausfragen, und prompt würde ihr ganzes Lügengebäude zusammenstürzen … Also hatte sie einfach zugehört.
    Emma spähte durchs Fenster. Sie verspürte eine wachsende Unruhe, wollte weg von hier, weit weg von diesem Mann, der so widersprüchliche Empfindungen in ihr weckte. Sie wollte ihn hassen, respektierte ihn jedoch dafür, dass Menschlichkeit für ihn mehr zählte als finanzieller Gewinn.
    Gegen ihn sprach sein ausschweifendes Leben. Sie wusste Bescheid, wusste, dass er schon seit Jahren ein skandalöser Wüstling war. Aber schlimmer als dereinst sein Freund David war er auch nicht, und Emma gab gern zu, dass sie David sehr mochte. Jetzt war David ein vorbildlicher Gatte und Vater. Vielleicht würde Richard sich ja auch bessern, wenn er einmal mit dieser Herzogstochter verheiratet war.
    Ihre Gedanken waren in wildem Aufruhr. Sie dachte daran, wie er sie geküsst hatte, was sie dabei empfunden hatte – wie nahe sie daran war, sich ihm zu ergeben, nur um in diesem angenehmen, berückenden Zustand verweilen zu können. Bei dieser beängstigenden Erkenntnis stieg ihr das Blut ins Gesicht, und ein unwillkürliches “Nein!”, entrang sich ihr.
    Richard trat zu ihr ans Fenster. Er stützte sich links und rechts von ihr auf, so dass sie gegen das kleine Fensterchen gedrängt wurde. Die feinen Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf, als er sich näher zu ihr beugte und sagte: “Ach, nun hören Sie doch auf zu schmollen. Hätte ich gesagt, Sie wären hässlich wie die Nacht, dann hätten Sie einen Grund, missmutig zu sein.”
    Das entlockte ihr ein schwaches Lächeln. Eine Hand umfasste ihre Wange, und er streichelte über ihren zarten Wangenknochen. Da erstarb ihr Lächeln, und sie versuchte sich ihm zu entwinden.
    Sanft drehte er sie herum und hielt sie fest. “Sieh mich an, Emma.”
    Vorsichtig … misstrauisch blickte sie zu ihm auf.
    “Ich will erklären, was gestern Abend geschehen ist. Warum ich mit Stephen und Yvette Dubois vor den Assembleesälen stand.”
    Emma starrte über seine Schulter hinweg. “Das ist nicht nötig. Amelia hat es mir schon erzählt. Sie hatten beschlossen, sich von Ihrer Geliebten zu trennen, und sie hatte sich an Stephen gewandt, damit er Ihr Nachfolger wird.”
    “Das erklärt aber nicht, warum ich sie allem Anschein nach geküsst habe. Tatsächlich straft das diese Erklärung Lügen. Aber es war so, dass sie mich geküsst hat, weil sie hoffte, dass mich das dazu bringen würde, sie wieder aufzunehmen. Es war nichts als ein missglückter Verführungsversuch. Ich habe mich scheinbar darauf eingelassen, weil ich Stephen davon überzeugen wollte, wie dumm es wäre, die Liebe zwischen ihm und Amelia wegen einer solch armseligen Verbindung aufs Spiel zu setzen.”
    “Wie edel von Ihnen, es über sich ergehen zu lassen, Mylord”, versetzte Emma spöttisch und versuchte wieder, sich an ihm vorbeizudrängen.
    “Weißt du, warum ich es nicht über mich ergehen lassen wollte?” Als sie eine gelangweilte Miene aufsetzte, erklärte er leise: “Weil ich wieder nach oben gehen wollte, zurück zu dir.

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