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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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in die Augen.
    “Und … und welche Summe würde Mr. Worthington zustehen?”
    “Wie hoch sind seine Schulden?”, fragte Richard im Gegenzug.
    Das brachte den Anwalt wieder aus der Fassung. “Das … äh, diese Information ist doch vertraulich, Mylord … das verstehen Sie doch … äh, meine professionelle äh …”
    “Wie hoch?”, wiederholte Richard freundlich.
    “Ungefähr achtzehntausend Pfund.”
    “Na, so ein Glück! Ich glaube, sein Anteil beläuft sich auf dieselbe Summe …”, sagte Richard trocken. Er nahm eine Visitenkarte aus der Tasche und warf sie auf den Tisch. “Sollten Sie ganz zufällig auf Worthington treffen, geben Sie ihm meine Karte und sagen Sie ihm, er soll mich umgehend aufsuchen, bevor ich wieder zu Verstand komme.”
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte der Geruch nach Tabak, Alkohol und dem Parfüm billiger Kurtisanen vielleicht angenehme Erinnerungen geweckt, doch an jenem Nachmittag stand Richard nur auf der Schwelle des “Palm House”-Spielclubs und suchte die Menge methodisch mit den Augen ab.
    Jarrett Dashwood war nicht da. Er hatte ihn auch in den anderen zwielichtigen Lokalitäten nicht angetroffen, die dieser gern aufsuchte. Dass Dashwood tatsächlich in London war, hatte er von dessen Dienstboten erfahren, als er in seinem Haus vorsprach.
    Als er in seiner Kutsche Richtung Mayfair zurückrollte, kam ihm plötzlich ein Gedanke. Er hieß den Kutscher anhalten und nach Kensington fahren. Müde lehnte er sich in die Polster zurück und schloss die Augen. Seit sie sich in Rosemary House verabschiedet hatten, hatte er Emma nicht mehr gesehen; das war nun drei Tage her, doch ihm kam es vor wie drei Monate … drei verdammte Jahre.
    Die Sehnsucht machte ihn ganz schwach … es wäre schon genug, wenn er sie nur ansehen könnte, sich in ihren goldbraunen Augen verlieren könnte, ihre lebhaften Züge betrachten, wenn er etwas sagte, was auf ihr Interesse stieß, wenn sie lachte, nach ihm schlug, ihn mit Beleidigungen überhäufte. Nein, verspottete er sich selbst, es würde mir nicht genügen, sie nur anzusehen. Seine Finger krümmten sich vor Verlangen, sie in ihrem dichten goldbraunen Haar zu vergraben.
    Wütend fluchend wünschte er sich, sie hätte schon vor Jahren irgendeinen jungen Kerl geheiratet, dann wären ihm diese höllischen Gefühle erspart geblieben. Aber das stimmte ja nicht. Sie hatten gemeinsame Freunde, eines Tages hätte er sie wieder gesehen, und wenn sie dann verheiratet gewesen wäre, wäre es noch viel schlimmer gewesen … Also dämpfte er seine Flüche und setzte den Weg nach Rosemary House fort.
    Als Emma unten auf der Straße die Kutsche heranrattern hörte, sah sie von Dashwoods harsch formuliertem Antwortschreiben auf. Sie lüpfte den Vorhang, und als sie den blonden Haarschopf im Licht aufleuchten sah, tat ihr Herz einen Sprung und fing dann an wie verrückt zu rasen.
    Nach einem Augenblick der Benommenheit wirbelte sie in Panik herum, knüllte Dashwoods Brief zusammen und dachte sich fieberhaft eine Ausrede aus, um Richard nicht sehen zu müssen.
    Ihre Lügen hatten demütigende, wenn auch gerechte Folgen nach sich gezogen, und sie hatte genug davon. Ab jetzt wollte sie nur noch die Wahrheit sagen. Wenn sie jetzt allerdings zu Richard hinunterging, würde er sie sicher fragen, ob sie sich mit Dashwood in Verbindung gesetzt habe, und dann würde er erfahren, dass sie sich seinen Wünschen widersetzt hatte, was ihm wieder einen Grund geben würde, sie zu verachten … und das wollte sie unbedingt vermeiden.
    Sie zwang sich zur Ruhe. Einen ehrlichen Grund hatte sie, um auf ihrem Zimmer zu bleiben, selbst wenn sie nicht mehr stark beeinträchtigt war. Ihre monatliche Unpässlichkeit befreite Richard von der Notwendigkeit, sich darum zu kümmern, ob sie ihren verschmähten Verlobten nun ehelichte oder nicht. Die Gefahr, dass Jarrett Dashwood ein Kind von ihm aufzog, bestand nicht länger.
    “Wie nett, dass Sie vorbeischauen, Mylord”, strahlte Margaret. “Hoffentlich kommen Sie nicht, um Ihren Besuch morgen abzusagen!”
    Richard lächelte. “Nein. Ich kam nur zufällig vorbei und dachte, ich erkundige mich, wie es Ihnen geht. Ist Ihre Tochter zu Hause?”
    “O ja, Mylord”, sagte Margaret und lehnte sich bequem im Sofa zurück, “aber sie fühlt sich nicht wohl.” Sie errötete, obwohl sie nicht die Absicht hatte, dieses Unwohlsein näher zu erläutern. “Sie macht sich solche Sorgen um ihren Papa.” Sie warf Richard einen Seitenblick zu.

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