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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Sie zu Ihrer Verabredung zu begleiten. Wen wollen Sie denn treffen?” Unter seinem forschenden Blick musste sie die Augen abwenden.
    Ross wusste, dass er es mit einer unabhängigen jungen Dame zu tun hatte. Offensichtlich unbehindert von der Etikette, war sie nicht abgeneigt, allein zu reisen oder allein auszugehen. Doch sie war ganz steif vor Sorge, und ihr Arm zitterte in seinem leichten Griff. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Offensichtlich hatte Richard keine Ahnung, dass die Frau, die er liebte, voll Angst und ganz allein durch die Vauxhall Gardens irrte. Wie er darauf reagieren würde, dass ein betrunkener Grünschnabel sie soeben mit einer Dirne auf Freierfang verwechselt hatte, wollte Ross lieber gar nicht erst wissen.
    Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als eine brünette Frau ihm die Hand auf den Arm legte. “Wir warten auf dich, Ross”, sagte sie mit einem scharfen Blick auf Emma. “Lord Grantham möchte uns zu seiner Loge führen.”
    Es war genau die Ablenkung, auf die Emma gewartet hatte. Mit einem gemurmelten Abschiedsgruß schlüpfte sie davon und rannte fast den Pfad hinunter, der vom Orchesterplatz weg und zum südlichen Hain führte.
    “Ah, da bist du ja, meine Liebe. Ich hatte dich schon fast aufgegeben, und das hätte mich noch viel zorniger gemacht …”
    Ein Mann trat aus dem Schatten, packte Emma am Arm und schleuderte sie herum. Dann drängte er sie auf einen schmalen Pfad, der auf einer kleinen Lichtung mit einem Bänkchen endete. Jarrett Dashwood gab sie frei, verschränkte die Arme vor dem mächtigen Brustkasten und betrachtete sie befriedigt unter seinen schweren Lidern.
    Emmas Aufmerksamkeit wurde jedoch sofort auf die Bank gelenkt. Dort saß zusammengesunken eine männliche Gestalt, neben ihm zwei riesige, vierschrötige Kerle. Unsicher trat sie vor, einen dicken Kloß im Hals, der sie fast am Atmen hinderte, um den Mann näher in Augenschein zu nehmen, der im stimmungsvollen Licht der flackernden Laternen nur schlecht zu sehen war. Er kam ihr irgendwie bekannt vor.
    “Sie sagten, wir wollen uns unter vier Augen treffen”, fuhr sie ihn an. “Ich war mutig genug, allein zu kommen, aber Sie bringen Komplizen mit!”
    Seine olivgrünen Augen glänzten wie nasse Kieselsteine. “Das sind keine Komplizen, meine Süße, sondern meine Diener. Und der Herr auf der Bank ist ein Freund von dir, wie ich glaube. Na also, da bist du auch nicht allein. Ich hab dir auch einen Komplizen mitgebracht. Ich dachte, es wäre nett, euch heute Abend zusammenzuführen, da kannst du mir gleich erklären, was dir an ihm so gefällt.”
    Emmas angsterfüllter Blick richtete sich auf die gebeugte Gestalt auf der Bank. Unsicher trat sie näher. Sie hob den kraftlosen Kopf an und sah in Matthew Cavendishs blutig zugerichtetes Gesicht. Zitternd berührte sie seine kalte Wange, worauf er genügend zu sich kam, um stöhnend ihren Namen zu rufen. Diesmal erleichterte sie der starke Geruch nach Schnaps – sein Zustand war auf den Alkohol genauso sehr zurückzuführen wie auf die Prügel, die man ihm verabreicht hatte.
    Kalte Wut stieg in ihr auf und schenkte ihr neuen Mut. Sie richtete sich auf und wandte sich stolz an den stämmigen schwarzhaarigen Mann, der sie so boshaft betrachtete. “Wie haben Sie ihn gefunden? Warum haben Sie ihn hergebracht?”
    “Meine Ermittler haben ihn aufgetrieben, meine Süße, und haben ihn überredet, mit nach London zu kommen. Was den Grund betrifft – ich glaube, meine kostspielige und keusche Verlobte ist mir eine Erklärung schuldig, wieso sie mit einem verarmten Trunkenbold durchbrennt.”
    “Was soll das, Mr. Dashwood? Sind Sie hier, um über unseren Ehekontrakt zu sprechen, oder wollen Sie mir nur beweisen, dass jedes einzelne abstoßende Gerücht, das ich über Sie gehört habe, voll und ganz der Wahrheit entspricht?”
    Er grinste über das ganze Gesicht. “Beides, meine Süße, beides. Wie clever du doch bist.” Er trat näher und zog ein Dokument aus der Tasche. “Hier haben wir ihn … den Ehekontrakt. Darin bedinge ich mir aus, dass ich eine tugendhafte Jungfrau ehelichen will.” Er seufzte. “Leider entsprichst du dem ja nun nicht mehr.” Langsam holte er ein Streichholz heraus, setzte das Dokument in Brand und ließ es zu Boden fallen.
    “Ein Punkt wäre schon mal erledigt. Blieben noch der Verlust meiner zweitausend Pfund und meiner Glaubwürdigkeit”, spöttelte er. “Das Geld ist mir nicht so wichtig, das gebe ich gern zu. Du hast mich

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