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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Quesne das gesagt hat, Mama”, sagte Emma zittrig.
    “Natürlich hat er es gesagt! Hältst du mich für eine Lügnerin? Frag doch deinen Papa”, erklärte ihre Mutter und deutete auf Frederick, der gedankenverloren im Raum auf und ab schritt.
    “Lord Du Quesne hat ausdrücklich gesagt, er wolle uns dabei helfen, dir einen Mann zu suchen. Du brauchst den Schutz eines Gatten. Vor deinem Vater hat Dashwood ja keinen Respekt, aber vielleicht würde er sich nicht an der Frau eines anderen vergreifen.”
    Margaret betrachtete das weiße Gesicht ihrer Tochter und den blassblauen Fleck auf ihrer Wange, der von Dashwoods Bosheit zeugte. “Komm ans Feuer, du siehst ganz verfroren aus.”
    Emma setzte sich zu ihrer Mutter aufs Sofa und starrte blicklos in die Flammen. Richard würde sich doch nie kaltblütig mit anderen verbünden, um sie unter die Haube zu bringen. Das konnte sie einfach nicht glauben. Gestern Abend hatte er sie zärtlich umarmt, hatte ihr gezeigt, wie sehr ihn ihre Verletzung verstörte. Mit jeder sanften Berührung hatte er bewiesen, dass sie ihm nicht gleichgültig war … Und jetzt hatte er seine Dienste als Heiratsvermittler angetragen? Wollte für sie eine Vernunftehe arrangieren?
    “Er hat versprochen, uns ein Leben lang zu versorgen”, murmelte Frederick. “Wieso sollte er das tun, wenn er uns einen Schwiegersohn suchen will? Das verstehe ich nicht. Er sagte, er wolle alles für unsere Emma tun. Das heißt doch, dass
er
…”
    “Er wird eine Herzogstochter heiraten”, zischte Margaret ihm zu. “Emma hat das von seinen Verwandten erfahren.”
    Emma hob die goldbraunen Augen. Plötzlich verstand sie die Sache sehr gut. Richards Sorge um sie, seine Großzügigkeit ihren Eltern gegenüber entsprang dem Begehren, das er ihr zweifellos entgegenbrachte. Diese Lust war noch nicht gestillt. Er wollte sie immer noch zur Geliebten, obwohl sie ihm verboten hatte, sie je wieder zu berühren. Dass es leere Worte waren, wussten sie beide. Aber wenn sie es sich recht überlegte, hätte er sie gar nicht in seinem Stadthaus in Bath unterbringen können. Es lag viel zu nahe an seinem Landsitz, sie war seiner Mutter vorgestellt worden, seinen Verwandten, seinen Nachbarn. Sie hatten gemeinsame Freunde und kamen aus derselben gesellschaftlichen Schicht. Es konnte niemals seiner Absicht entsprochen haben, allen Anstand in den Wind zu schlagen und eine junge Dame aus den besten Kreisen als seine Geliebte bei sich unterzubringen. Diskretion war erforderlich, um seinen Freunden und Verwandten keine Schande zu machen.
    Wenn Richard ihr pro forma einen Ehemann verschaffte, brächte ihr das gesellschaftlichen Rang und Status ein, und ihm eine Geliebte und, wenn er dann seine Herzogstochter heimführte, auch noch die Kupfervorkommen. Solche Vernunftehen waren weiß Gott nichts Ungewöhnliches: Verbindungen, die um des Geldes oder Stammbaums willen geschlossen wurden und es den Männern erlaubten, ihr Vergnügen anderswo zu genießen.
    “Das mit der lebenslangen Versorgung ist bestimmt eine Lüge. Er hat mich dazu gebracht, mein Versteck aufzugeben, und jetzt zahlt er meine Schulden nicht! Mir droht immer noch das Gefängnis!”
    “Nein, Papa”, versicherte Emma ihm heiser. “Er lügt nicht. Wenn er gesagt hat, dass er deine Schulden zahlt und für dich aufkommt, dann tut er es auch. Mir hat er es ebenfalls angeboten, als ich ihn in Bath traf.” Emma stieg das Blut in die Wangen, als ihre Eltern sie erstaunt betrachteten.
    “Warum sollte er das denn tun?”, fragte Frederick stirnrunzelnd.
    “Warum wohl, du Narr?”, fuhr Margaret ihn an.
    Ihre Tochter fragte gespannt: “Und wie hast du darauf reagiert?”
    “Ich habe abgelehnt.”
    Margaret strich ihr Kleid glatt. “Wenn wir einen Herrn finden, der dich heiraten und Lord Du Quesnes … diskretes Arrangement billigen würde”, erkundigte sie sich nüchtern mit einem wissenden Blick auf das feuerrote Gesicht ihrer Tochter, “was würdest du dann sagen?”
    Emma sprang auf, wirbelte zu ihrer Mutter herum und stellte dann fest, dass sie vor Zorn und Kummer kein Wort herausbrachte. Schließlich flüsterte sie: “Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll!”, und verließ das Zimmer.
    “Unten ist ein Gentleman, der Sie besuchen möchte, Miss Emma.”
    Emma hob den Kopf von den Kissen und sah die Zofe ihrer Mutter an. Seit ihre Eltern das Haus auf einen Nachmittagsspaziergang verlassen hatten, ruhte sie angezogen auf ihrem Bett.
    Ihr Herz begann wild zu pochen.

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