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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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einen Brandy zum Anstoßen. Dann kannst du mir alles erzählen, während die Mädels sich unterhalten.”
    Richard legte die Füße auf das kleine Beistelltischchen. Sie saßen auf der von Fackeln erleuchteten Terrasse, die sich am Südflügel hinzog und auf herrliche Gärten hinausging. Er ließ sich in den bequemen Sessel zurücksinken, legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Nachthimmel auf.
    Die atemberaubende Schönheit der Nacht nahm ihn aufs neue gefangen, während er an all die Male dachte, die er mit seinem Freund schon so zusammengesessen hatte, in schweigendem Einvernehmen so wie jetzt, wo keine Worte nötig waren, voll entsetzlichem Schmerz auf den Schlachtfeldern vor zehn Jahren, wo keine Worte möglich waren. An die vielen Gelegenheiten zwischen diesen Extremen, an die Frauengeschichten, Saufgelage und Raufereien ihrer Jugendzeit. Er hob das Glas an die Lippen, zog an seiner Zigarre und fragte David: “Woran denkst du?”
    “An all das, was wir miteinander schon durchgemacht haben. Das waren wilde Zeiten … Und du?”
    “Dass ich noch nie so verdammt fertig war.”
    “Daran kann ich mich erinnern …”, sagte David, übers ganze Gesicht grinsend. “Brautwerbung kann höllisch anstrengend sein.”
    Richard lächelte zu den Sternen hinauf. “Außerdem denke ich darüber nach, dass dieses riesige Haus bestimmt über ein paar zusammenhängende Zimmer verfügt.”
    “Für die Verteilung der Gästezimmer ist Victoria zuständig, Richard”, zog ihn sein Freund auf. “Ich habe nichts damit zu schaffen, in welchem Zimmer du untergebracht wirst.”
    “Dann kümmere dich gefälligst darum”, forderte Richard gestreng.
    “Du klingst ja ganz verzweifelt …”
    Richard lehnte sich unvermittelt vor und hielt seinem Freund die Hand unter die Nase. “Schau dir das an!”
    Gehorsam betrachtete David die verletzte Hand seines Freundes. “Sieht ja schlimm aus”, meinte er. “Hoffentlich ist Dashwood noch ärger zugerichtet.”
    “Dashwood sieht halb tot aus. Ganz tot wäre er mir lieber”, erwiderte Richard zähneknirschend.
    “Nein”, sagte David sanft. “Wenn du ihn umgebracht hättest, hätte das alles zerstört. Eurer gemeinsamen Zukunft würde immer ein Makel anhaften. Du hast richtig gehandelt.” Mit einem prüfenden Blick auf Richards Profil fragte er ruhig: “Du bist doch glücklich, oder?”
    Richard starrte in sein Glas und dann auf den samtblauen, sternenglitzernden Himmel. “Glücklicher als je zuvor in meinem Leben. Es ist so, als hätte ich endlich Frieden gefunden … es ist schwer zu erklären …”
    David nickte. “Ich weiß”, sagte er rau. “Genau so ist es. Wir legen uns vor Mitternacht schlafen, wo wir einst um diese Zeit erst losgezogen sind, um bis zum Morgengrauen zu feiern …”
    Richard sank in seinen Sessel zurück und begann übermütig zu lachen. David ließ sich bald anstecken, und so saßen sie beide da und wollten sich schier ausschütten vor Lachen. Endlich löste sich die Anspannung der letzten Wochen. Richard wischte sich die Augen trocken und keuchte: “Vielleicht liegt es nur an unserem Alter, David … wir werden beide nicht jünger.”
    David lächelte erinnerungsselig. “Wir haben schon tolle Sachen erlebt”, meinte er kopfschüttelnd, “verteufelt tolle Sachen.”
    “Ja”, stimmte Richard mit einem verträumten Lächeln zu. “Genug, was wir unseren Enkeln erzählen können.”
    “Und dann?”, fragte Victoria voll Neugier, die Augen auf das zerschundene Gesicht ihrer Freundin gerichtet, während Emma zum Ende ihrer Abenteuer gelangte.
    “Mein Papa sagt, dass Dashwood noch am Leben ist, aber dass er büßen musste. Ich bin noch nicht dazu gekommen, Richard näher zu befragen. Auf dem Weg hierher haben wir kaum miteinander gesprochen …” Sie warf Victoria einen ausdrucksvollen Blick zu.
    “Natürlich”, sagte ihre Freundin mit einem verständnisvollen kleinen Lächeln.
    Nachdem der letzte Krug heißes Wasser in die Porzellanwanne geleert war, schickte Victoria die Dienstboten fort und half Emma beim Auskleiden. Emma ließ sich wohlig in das warme, parfümierte Wasser sinken und seufzte entzückt. “Ich bin so froh, dass Richard Dashwood nicht umgebracht hat”, murmelte sie schläfrig. “Es hätte einen Schatten auf unser Glück geworfen.”
    Victoria schäumte Emmas schlanken Rücken mit duftender Seife ein. “Richard hat ihm bestimmt eine Lektion erteilt, die er so schnell nicht vergisst. David sagt, Richard kann kämpfen wie ein

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