Der Silberbaron
es mir vor, Richard”, flüsterte Emma schüchtern. “Genau so. Als wolltest du mich belohnen und gleichzeitig bestrafen. Wirklich, es war …”
“Wie denn, Emma?”
“Irgendwie … aufregend. Einmalig, ich habe ja nichts, womit ich es vergleichen könnte …” Sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu, entsetzt über ihr Gespräch. Ihr Gesicht brannte. “Ich bin bestimmt furchtbar verdorben, wenn ich so etwas sage …”
Er fuhr ihr durchs Haar. “Nein, bist du nicht. Noch nicht … aber bei so viel Leidenschaft bin ich da recht optimistisch.” Er lachte, als ihn ihre Faust am Arm traf. “Für mich war es aufregend und einmalig und unerträglich erotisch … genau wie du. Aber ich schwöre dir, dass es beim nächsten Mal sanfter wird.”
Richard musterte ihr entrücktes Gesicht, sah Neugier und Schüchternheit über ihre Züge gleiten. Er küsste die Wunde an ihren Lippen. “Sag, dass du mich heiratest, bitte, Emma. Erlöse mich aus meinem Elend. Ich will nicht auf Erpressung zurückgreifen müssen und damit drohen, deinen Vater doch noch im Schuldgefängnis enden zu lassen.”
“Das ist keine Erpressung, sondern eine große Versuchung.” Sie seufzte. “Ich kann nicht glauben, dass ein halbwegs vernünftiger Mensch meine Eltern zu Schwiegereltern haben möchte.”
“Ich bin ja auch nicht vernünftig, Liebste. Ich bin vollkommen verrückt nach dir.”
Sie schmiegte sich an ihn. “Na, dann heirate ich dich eben”, zog sie ihn auf. “Können wir noch ein Stück weiterfahren zu David und Victoria, damit sie es als Erste erfahren?”
Als er lächelnd zustimmte, fragte sie: “Wenn ich in die Kutsche gestiegen wäre, wärst du mir gefolgt? Oder hattest du wirklich beschlossen aufzugeben?”
“Ich habe nicht damit gerechnet, dass du wegfährst. Ich war mir ganz sicher, dass du mein Geld nicht annimmst. Ansonsten hätte ich dir wie ein echter Gentleman zehn Minuten Vorsprung gelassen.”
“Du bist ja ganz raffiniert …”
Er lächelte zustimmend. “Bist du froh, dass ich nicht aufgebe?”
Emma nickte und errötete, als sein Blick glutvoll wurde.
“Beweis es mir”, flüsterte er heiser.
Und mit eifriger Unerfahrenheit machte sie sich ans Werk.
Goldbraune und ebenholzschwarze Locken flossen ineinander, als Emma und Victoria einander entzückt umarmten. Als sie endlich wieder zu Atem kamen, rief Victoria aus: “Ach, wie herrlich, dich wiederzusehen, Emma! Warum hast du uns denn nicht vorher geschrieben? Was für eine wunderbare Überraschung. Ach, ich kann es gar nicht glauben. David!” Sie blickte an Emma vorbei in die marmorne Eingangshalle auf den blonden Mann, der sie nachsichtig anlächelte. “Und Richard hast du auch mitgebracht! Warum? Wie aufregend … David … David!”
“Was ist, Vicky?”, fragte eine liebevolle Baritonstimme. David, Viscount Courtenay, trat hemdsärmlig in die Eingangshalle, gefolgt von zwei schwarzen Labradorhunden. Er sah aus wie ein zufriedener Landedelmann.
“Emma ist hier!”, jubelte seine hübsche Frau. “Und Richard!”
David starrte sie an, runzelte die Stirn und strahlte dann übers ganze Gesicht. Er umarmte und küsste Emma und ging dann um Richard herum, betrachtete ihn von oben bis unten und richtete schließlich die blauen Augen auf das Gesicht seines Freundes. “Du bist braun gebrannt wie ein Wilder.”
“Hallo, David, ich freue mich auch, dich zu sehen”, erwiderte Richard trocken. Sie streckten sich gleichzeitig die Hand entgegen und umarmten sich. Richard schämte sich nicht, dass ihm die Brust eng wurde und er einen Kloß im Hals verspürte, denn David empfand dasselbe.
Als sie sich endlich voneinander lösten, legte David ihm die Hand auf die Schulter, schüttelte ihn voll Zuneigung und krächzte: “Du warst zu lang weg, alter Knabe. Du hast versprochen, letztes Jahr zurückzukommen.”
“Jetzt bin ich ja da”, erwiderte Richard. “Und zwar für immer.”
David lächelte verständnisvoll. “Ich habe dir doch gesagt, dass du ihr gefällst. Vor drei Jahren habe ich dir das schon gesagt.”
“Ich erinnere mich; es wäre schön gewesen, wenn du mir auch gesagt hättest, wie sehr”, schalt Richard lachend, während sein Blick voll Liebe zu Emma wanderte.
“Das herauszufinden war deine Aufgabe, alter Freund. Scheint eine rechte Schlacht gewesen zu sein, was”, meinte David und hob die Brauen, um anzudeuten, er habe die Wunde und Richards müde Erscheinung wohl bemerkt. “Komm, suchen wir uns eine gemütliche Ecke und
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