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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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fließt. «
    William horchte neugierig auf, doch weder seine Mutter noch Isaac sprachen weiter. Nur durch einen Zufall hatte William damals von Baudouin de Béthune erfahren, dass sein richtiger Vater ein Ritter war. Mehr hatten aber weder Baudouin noch Isaac oder Williams Mutter je preisgegeben. So kannte William nicht einmal den Namen seines Vaters. Müde schloss er die Augen. Wie so häufig in den letzten Jahren stellte er sich vor, dass sein ritterlicher Vater in den Hof der Schmiede geritten kam, sich von einem mächtigen Schlachtross schwang und Ellenweore aufforderte, seinen Sohn herauszugeben, damit er ihn mit sich nehmen konnte. Obwohl der Ritter in seiner Fantasie bis an die Zähne bewaffnet war, fürchtete William sich nicht einen Moment. Selig saß er auf dem riesigen Pferd auf, dessen Zügel ihm der Vater hinstreckte, und streifte den Handschuh über, den er gereicht bekam. Dann stellte ihm der Ritter einen wunderbaren kleinen Falken auf die Faust, und William blickte dem fremden Vater zum ersten Mal ins Gesicht. Es kam ihm seltsam vertraut vor, und schließlich erkannte William, dass der fremde Ritter dem Maréchal bis aufs Haar glich.
    Eine gute Woche war seit dem Besuch des Königs bereits vergangen, und noch immer war William zuversichtlich, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis ein Bote kam, um ihn zu holen. Um so gut wie möglich darauf vorbereitet zu sein, nutzte er jede sich bietende Gelegenheit und entfloh der Schmiede, um zu der großen Heuwiese zu laufen, wo er Blanchpenny gefunden hatte. Dort hatte er schon häufiger die Falkner des Abtes gesehen, sie bisher jedoch nur heimlich beobachtet. Das wollte er ändern. Diesmal würde er sie ansprechen, denn er gehörte ja schon bald zu ihresgleichen!
    Doch als William zur Wiese kam, war niemand zu sehen. Enttäuscht legte er sich ins Gras, faltete die Hände auf dem Bauch und starrte in den bleigrauen Herbsthimmel. Obwohl Feuchtigkeit aus dem Boden aufstieg und die Kälte ihm langsam in jedes seiner Glieder kroch, lag er eine ganze Weile reglos da, starrte in das trübe Nichts und träumte von einer Zukunft als Falkner.
    Plötzlich hörte er Stimmen und setzte sich auf. Nicht weit entfernt, liefen zwei Männer über die Wiese.
    William erhob sich und wischte über sein feuchtes Hinterteil. »S eid gegrüßt! « Er nickte höflich und ging auf die beiden Männer zu.
    » G eh weg, du ängstigst den Falken! « , behauptete der Jüngere wichtigtuerisch, obwohl sich der Vogel nicht rührte.
    »I ch werde ihn nicht erschrecken, versprochen. « William sah zu dem Älteren. »S eht, Meister « , sagte er mit sanfter, gleichförmiger Stimme, »e r hat keine Angst, er hält seine Federn ganz locker! «
    Der Ältere zog verwundert die Augenbrauen hoch. » D as hast du richtig beobachtet. Ist dein Vater auch Falkner? «
    »N ein, aber ich werde einmal einer! «
    »I ch kenn dich doch! « , meinte der Jüngere auf einmal und runzelte die Stirn. »D u bist doch der Sohn der Schmiedin! Das Hinkebein! « Dann lachte er auf. »W ie sollte ausgerechnet ein Krüppel wie du Falkner werden? «
    Der Vogel erschrak ob dieser lauten Worte und sprang an der Hand des Falkners entlang. Der sah seinen Gehilfen streng an und drehte sich ein wenig von ihm fort.
    »L etztes Jahr hatte ich einen Sperber « , sagte William trotzig.
    »H ast du ihn locke gemacht? « , fragte der Ältere und kratzte sich den Nacken.
    »N ein. « William senkte traurig den Kopf. »E r ist fortgeflogen « , gab er kleinlaut zu.
    » I ch sag’s ja, einer wie du wird besser Schmied. Eisen fliegt wenigstens nicht davon! « Der Jüngere verschränkte die Daumen beider Hände ineinander und ahmte hämisch grinsend einen fliegenden Vogel nach.
    »D afür habe ich kürzlich einen weißen Gerfalken gefunden! « , triumphierte William, ohne dabei die Stimme zu erheben.
    »E inen Gerfalken und noch dazu einen weißen? « Der Falkner sah ihn skeptisch an. »D as glaube ich nicht. Die gibt es nur hoch oben im Norden, dort, wo England längst zu Ende ist! «
    »D och, bestimmt! Er war seinem Herrn entflogen. Der König selbst ist gekommen und hat ihn bei mir abgeholt. Deshalb werde ich auch Falkner, weil ich mich gut um seine Blanchpenny gekümmert habe « , brüstete sich William, wohl wissend, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. Schließlich hatte der König mit keinem Wort gesagt, dass er ihm seinen Wunsch tatsächlich gewähren würde.
    » E in Lahmer als Falkner! Du glaubst doch nicht, dass der König

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