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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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dem es seinen Schlafplatz auskleiden konnte. An der Leibesfülle des etwas kleineren Tieres erkannte William, dass es ein trächtiges Weibchen war. Es würde bald zwei bis drei Junge zur Welt bringen.
    William seufzte gerührt. Wie gut hatte es doch so ein einfacher Dachs! Er hatte ein Weib, ein eigenes Heim und bald auch Kinder.
    »E in Mann ohne Söhne ist aus tiefstem Herzen zu bedauern « , hatte Jean immer gesagt.
    »I ch werde Söhne haben! « , rief William trotzig in die Dämmerung und stapfte zu den anderen zurück.
    Zwar hatte sich der Wind gelegt, die Kälte jedoch war mit Einbruch der Dunkelheit noch grimmiger geworden. Obwohl sie Decken für alle dabeihatten, konnten nicht einmal diejenigen unter ihnen gut schlafen, die einen Platz am Feuer ergattert hatten.
    Mit steifen Gliedern, müde, durchgefroren und mürrisch, erhoben sie sich am nächsten Morgen und zogen weiter.
    Wie sich wohl Soldaten fühlen mochten, die bei solchem Wetter für ihren Herrn ins Feld ziehen mussten?, überlegte William frierend. Ob sie ihrem Tod bei durchdringender Kälte gleichgültiger entgegengingen? Kämpften sie, um nicht zu erfrieren oder gar nur um schnell wieder heimkehren zu können?
    Jede Meile, die sie hinter sich brachten, kam William vor wie zehn. Je weiter sie indessen nach Südwesten gelangten, desto erträglicher wurde das Wetter. Die Kälte ließ nach, und es blieb trocken. Am letzten Tag ihrer Reise stand gar die Sonne am Himmel. Noch wärmte sie nicht wirklich, aber sie gab Hoffnung auf das nahende Frühjahr.
    Schon bald nickten ihnen die zartblauen Blüten der ersten Veilchen freundlich vom Wegesrand zu. Es schien, als wetteiferten sie mit dem Sonnengelb des früh blühenden Huflattichs um die Gunst der fremden Reisenden.
    Nach dem langen Ritt durch den einsamen Norden Devons erreichten sie schließlich Barnstaple. Die kreisförmig angelegte Burg ragte stolz und erhaben von ihrer Anhöhe empor. Sie war die bedeutendste Burg des nördlichen Devon und Henry de Tracey, der überaus fruchtbares, weitläufiges Land sein Eigen nannte, einer der mächtigsten Barone Südwestenglands.
    »W ie schön, dass Ihr mir die Ehre erweist, alter Freund « , begrüßte de Tracey Williams Herrn mit einem fröhlichen Lachen und wartete, bis Walkelin de Ferrers abgestiegen war, um ihn zu umarmen.
    Neben dem Gastgeber stand ein junges Mädchen. Der vornehmen Kleidung nach vermutete William, dass sie de Traceys Tochter war. Ihre üppigen haselnussfarbenen Haare hatte sie zu einem kräftigen Zopf geflochten, der bis zu ihren schmalen Hüften reichte. Ihre zarte, ebenmäßige Haut war von vornehmer Blässe, ihre Nase zierlich und ein wenig gen Himmel gerichtet. Besonders beeindruckend jedoch fand William ihre Augen, die in einem beinahe unglaublichen Meerblau leuchteten. Wie vom Blitz getroffen starrte er das Mädchen an und glaubte, nach Atem ringen zu müssen, so eng war ihm die Brust geworden. Sein Herz begann so hart zu klopfen wie nach einem schnellen Lauf, und seine Hände wurden feucht und kalt. Als ihm das Mädchen zulächelte, meinte William, der glücklichste Mann der Erde zu sein. Er war auf einen Schlag so liebeskrank, dass er während des Festmahls, das de Tracey zu Ehren seiner Gäste auftragen ließ, keinen Bissen hinunterbekam.
    Das Lachen von Engeln, so dachte er, konnte nicht schöner sein als das des jungen Mädchens. William erfuhr, dass sie Maud hieß; er schmeckte den Namen wie eine süße Frucht und ließ ihn langsam auf der Zunge zergehen. Wie eine Blume von Bienen wurde sie immerzu von Pagen und Knappen umschwirrt, die alle um ihr Wohlergehen besorgt waren. Sämtliche Ritter, junge wie alte, lagen ihr zu Füßen. Jeder, der etwas erlebt hatte, erzählte von seinen Heldentaten und war bemüht, seinen Vorredner mit bildreichen Worten über die eigene Kühnheit zu übertrumpfen. De Tracey missfiel ganz offensichtlich, wie freimütig die Männer um Mauds Gunst buhlten, und schickte seine Tochter nach dem Essen in ihre Kammer. Nachdem sie schmollend davonstolziert war, kehrte ein wenig Ruhe in der Halle ein. Robert und William ließen die Falken in der Halle, wie es ihr Herr befohlen hatte, und machten sich auf den Weg zu den Unterkünften, die man ihnen zugewiesen hatte.
    »I hre Augen glitzern wie die Sterne « , schwärmte William und zeigte nach oben. » U nd wenn sie lächelt, so wird mir warm ums Herz, als wäre schon Frühling. «
    »J esus! Ich weiß wirklich nicht, was du an ihr findest! « Robert seufzte

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