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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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dreinblickenden Hausdiener vorbei. Doch noch bevor Odon Carlas Kammer erreichte, öffnete sich die Tür, und ein Mann trat heraus, richtete seine Kleidung und wischte sich über den struppigen Bart. Mit zerzausten Haaren und leicht geröteten Wangen erschien Carla hinter ihm.
    Hatte der Fremde sie zum Gurren gebracht, oder hatte sie ihn nur geduldet? Rasend vor Eifersucht, stieß Odon den Mann zur Seite, drängte sich an ihm vorbei und schob Carla zurück in die Kammer. Mit einem heftigen Tritt schloss er die Tür hinter sich. Der Hausdiener sollte nur nicht auf den Gedanken kommen, ihn bis hierher zu verfolgen!
    Odon schloss Carla in die Arme, zog sie dicht an sich und vergrub seinen Kopf an ihrem Hals, um nach ihrem Duft zu suchen. Er atmete tief ein. Der Geruch von fremdem Schweiß schnürte ihm Kehle und Brust zu. Sie roch nach dem anderen Mann! Odon bekam kaum noch Luft. Carla gehörte ihm, ihm allein! Niemand sollte sie besitzen, nur er!
    »D u bebst ja « , stellte sie mit besorgter Stimme fest und fühlte ihm die Stirn, um zu prüfen, ob er fieberte. »D u wirst doch nicht krank? «
    »U nsinn. « Odon schnaufte. »I ch kann es nicht ertragen … Ich will nicht, dass dich diese Kerle länger anfassen. Du gehörst mir! « , keuchte er.
    »D as sieht die Alte aber anders. Immer mehr Kunden fragen nach mir. Ich mache sie reich, auch durch dich, mein Lieber « , spottete Carla, tätschelte ihm den Oberarm und wandte sich kurz ab.
    Der Schmerz der Eifersucht brachte Odon beinahe um den Verstand. Er schnaufte missbilligend.
    » S ie würde mich niemals gehen lassen. Dagegen kannst nicht einmal du etwas tun « , sagte Carla mit leichtem Spott über die Schulter, obwohl Odon mit keiner Silbe erwähnt hatte, dass er sie fortholen wolle.
    »O h doch! « , widersprach er ihr und begriff in diesem Moment, dass er genau das tun würde. Keinen Tag länger wollte er dulden, dass Carla sich jedem hingab, der dafür zahlte!
    »W ie meinst du das? « Sie drehte sich zu ihm um. Hoffnung schien in ihren Augen aufzuglimmen, die jedoch mit dem nächsten Wimpernschlag erlosch.
    »I ch werde dich von hier fortholen. «
    »D u glaubst doch nicht, dass die Alte mich einfach so gehen lässt? « Carla lachte auf.
    » W ofür hältst du mich? « , fuhr Odon sie fassungslos an. Warum zweifelte sie plötzlich an ihm? »D enkst du, ich lasse mir von einer alten Frauenwirtin vorschreiben, was ich zu tun habe? «
    Carla zuckte zusammen und schüttelte wortlos den Kopf. Nur ein winziges Lächeln huschte über ihr Gesicht. Odon bemerkte es nicht. Er zog sie zufrieden an sich und schloss sie in die Arme. »D u wirst dich nicht mehr verkaufen müssen; ich werde von nun an für dich sorgen. «
    Er küsste sie stürmisch und drängte sie zu ihrem Lager.

Febr u a r 1193
    W illiam schreckte aus dem Schlaf hoch. Zitternd saß er auf seinem Lager und starrte verwirrt in die Dunkelheit. Sein Herz raste, die Ohren rauschten wie ein Bergbach, und seine Hände waren nass vor Schweiß.
    Gebannt lauschte er in die Schwärze der Nacht, kroch mit all seinen Sinnen hinein in die Grabesstille, die ihn wie eine dicke Mauer umgab. Er glaubte schon, die feuchte Erde zu riechen,
in die er seine Geliebte gebettet hatte, und fürchtete, erdrückt zu werden von der grausigen Enge, die ihn immer dichter umgab.
    »E nid, meine arme Enid! « , flüsterte er. Wie kalt musste es in ihrem Grab sein! Manchmal träumte er wochenlang nicht von ihr, dann wieder jede Nacht. Die schrecklichen Bilder standen ihm so deutlich vor Augen, als wären sie in seinen Kopf eingebrannt. Würde er sie jemals loswerden oder ewig leiden müssen?
    William schlug die Decke zurück und erhob sich. Die Haare hingen ihm in feuchten Strähnen ins Gesicht. Zittrig fuhr er mit den Fingern hindurch und kämmte sie nach hinten. Nur ein winziger Mondstrahl drang durch den Holzladen am Fenster und gab ihm die Richtung vor.
    Vorsichtig tastend, mit eisigen Füßen und ausgestreckten Armen, arbeitete er sich vor und öffnete den Laden weit genug, um ein wenig von dem bleichen Mondlicht hereinzulassen, das die schmale Sichel der Nacht schenkte. Die kalte, klare Luft roch nach baldigem Schneefall. Williams Atem ringelte sich in kleinen nebligen Wolken in die Nacht. Schon bald spürte er vor Kälte die Füße nicht mehr. Erst als eine schmerzhafte Gänsehaut seinen Körper überzog, wurde er gewahr, wie sehr er fror.
    » I ch werde dich rächen « , flüsterte er. Seine Stimme war rau und zittrig, doch er war

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