Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
hatte, warf einen fragenden Blick zu Walkelin de Ferrers, und als jener – ein wenig müde vom Alter – nickte, wandte sich William erneut an den König.
»V erzeiht, Sire, aber mein Herr hat Euch noch einen zweiten Falken mitgebracht, als Geschenk zu Eurer Hochzeit. « William verbeugte sich kurz in de Ferrers’ Richtung. Dann winkte er Robert herbei, der sogleich neben William vor dem König auf die Knie ging. Auf seiner Hand stand ein wunderschönes Gerfalkenweibchen. William nahm es ihm ab und streckte es dem König entgegen.
John stand auf und betrachtete es eingehend.
» H errlich! « , rief er aus. »W underbare Zeichnung, edle Haltung! Habt meinen Dank, Walkelin, ein großartiger Vogel! « Dann wandte er sich an William. »H ast du ihn selbst abgetragen? «
»J a, Sire. «
» N un, dann will ich die beiden Vögel gleich morgen auf die Probe stellen. Ich bin gespannt, wie sie sich machen werden! « König Johns Gesicht leuchtete vor Ungeduld. »M orgen gehen wir beizen « , erklärte er zufrieden und entließ William und Robert mit einem huldvollen Nicken.
Die Zeit bis zum Abend verbrachte William damit, nach Marguerite Ausschau zu halten. Immer wieder glaubte er schon, sie entdeckt zu haben, nur um dann enttäuscht festzustellen, dass er sich geirrt hatte. Er hatte so sehr gehofft, sie noch einmal wiederzusehen!
Als Tische und Bänke hereingetragen wurden und das Festmahl begann, hatte William die Hoffnung aufgegeben. Er setzte sich gelangweilt neben Robert, aß ohne rechten Appetit und erfreute sich weder an der Musik noch an den Gesprächen mit den anderen Falknern, die ihm sonst so viel bedeuteten.
Stamford zeichnete sich durch seinen großen Bestand an Reihern aus, von denen der König mit seinen Falken einige zu erbeuten hoffte. Auf sein Geheiß brachen die Falkner und ihre Gehilfen noch vor dem Mittag auf, um die Beizjagd vorzubereiten.
Auf dem am besten geeigneten Gelände angekommen, das nicht weit von den Brutplätzen der Reiher entfernt war, prüfte William, aus welcher Richtung der Wind wehte. Damit sich die Falken des Königs bewähren konnten, wählte er eine Stelle aus, an der ihm der Wind von der Reiherkolonie entgegenblies, und ließ dort von seinen Helfern feste Unterstände errichten, die der Jagdgesellschaft, den Falken und Pferden Schutz vor dem Wetter bieten sollten. William war sich der großen Ehre, die seine Stellung bei dieser Beize bedeutete, durchaus bewusst. Der König wollte ihn prüfen, und William würde nicht versagen! Er wusste genau, was zu tun war, und war viel zu beschäftigt mit den Vorbereitungen, um sich ernsthaft Sorgen zu machen.
Bis zum Beginn der Beize am Nachmittag hatten sie noch viel zu tun. Sorgfältig würde er darauf achten, dass nichts schiefging. Was die Falken allerdings aus der Jagd machten, lag in Gottes Hand.
William hatte die Vögel unterdessen mit Pflöcken am Boden befestigen lassen, damit sie nicht ermüdeten, und einen Falkenknecht beauftragt, sie zu bewachen, damit sie nicht von anderen Tieren angegriffen wurden.
Als der König und sein Gefolge endlich eintrafen, schickte William einen der Falknergehilfen auf den ausgewählten Beobachtungsposten. Wie verabredet, stellte sich der junge Mann unter Wind an einem erhöhten Punkt so auf, dass ihn alle gut sehen konnten und er gleichzeitig in der Lage war, die aus der Ferne anfliegenden Reiher frühzeitig zu erkennen.
William und Robert ritten indessen mit ihren Falken auf der Faust los und entfernten sich einige hundert Schritt von der Jagdgesellschaft auf die Reiherkolonie zu, wobei sie darauf bedacht waren, über Wind zu bleiben. Als der Falknergehilfe schließlich einen ihm jagdbar erscheinenden Reiher erblickte, stieg er von seinem Pferd und drehte dessen Kopf in Richtung des heranfliegenden Reihers.
Auf dieses Signal hin kam Bewegung in die wartende Jagdgesellschaft. Alle eilten nun herbei, blickten gespannt zum Himmel und versuchten, sobald sie den Reiher ausgemacht hatten, zu der Stelle zu gelangen, von der aus sie glaubten, das Schauspiel am besten verfolgen zu können. Dabei achtete ein jeder tunlichst darauf, den Reiher nicht durch unnötigen Lärm zu verscheuchen.
William und Robert gelang es unterdessen, sich dem Reiher zu nähern, ohne ihn von seiner Flugrichtung abzulenken. William ließ ihn zunächst vorüberfliegen und haubte seinen Falken erst ab, nachdem sich der Reiher wieder einige hundert Schritt entfernt hatte. Seit er wusste, wie man die Hauben verwendete, und
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