Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
Er zog die Stirn kraus und legte den Zeigefinger an den Mund.
Williams Herz setzte einen Schlag aus, und er wagte nicht zu atmen. Ob … ob der König ihm tatsächlich Marguerite zur Frau gab? Nein, das konnte nicht sein, oder?
»L asst mich überlegen, wer da infrage käme … « , murmelte John, schien aber nicht lange nachdenken zu müssen. » J a, jetzt weiß ich! Das Lehen von Richard de Hauville, Gott hab ihn selig, das wäre genau richtig. Der Falkenhof liegt zwar seit Jahren brach, aber das wird sich für einen Mann wie William schnell wieder richten lassen « , überlegte er laut. »D ort hätte er genügend Platz für die Falken und könnte gar noch weitere für mich abtragen. Die Umgebung ist hervorragend für die Beize geeignet, wie ich aus meiner Jugend weiß. « Er seufzte. »J a, es ist ein Jammer, dass der Falkenhof seit Richard de Hauvilles Tod verfällt! «
William sank in sich zusammen. Der König hatte ihn die ganze Zeit nicht eines Blickes gewürdigt und mit dem alten de Ferrers gesprochen, als ginge das Ganze nur jenen etwas an. Doch nun wandte er sich mit unbewegtem Gesicht an William und blickte ihm herausfordernd in die Augen.
»E in junges, fruchtbares Weib, das dir Kinder schenken wird, ein hübsches Gut mit Vieh, drei Dörfern und einem großen Wald, eine Falknerei sowie genügend Weide- und Ackerland dazu, das war es doch, was du wolltest, nicht wahr, William? « Dann beugte er sich zu ihm vor und flüsterte: »F ür einen ritterlichen Bastard mit deinen Fähigkeiten ist ein solcher Grundbesitz auch durchaus angemessen, denke ich. «
» I ch … ich werde für immer tief in Eurer Schuld stehen, Sire « , stammelte William und verbeugte sich. Das Herz saß ihm vor Enttäuschung eiskalt und schwer in der Brust. Nicht Marguerite bekam er zur Frau, sondern Richard de Hauvilles Tochter, eine Fremde! William hatte Richard de Hauville nie kennengelernt, aber die de Hauvilles waren eine angesehene Familie, die viele große Falkner hervorgebracht hatte. Es war also eine Ehre, dort hineinzuheiraten! Was sie wohl dazu sagen werden, wenn sie davon hören?, fragte er sich ein wenig bang.
Mit einem Mal jedoch überschlugen sich die Gedanken in seinem Kopf. Woher wusste König John überhaupt, dass William ein Bastard war? Sein Herz begann zu rasen. War dem König gar der Name seines Vaters bekannt? Und wenn ja, woher? Für einen Augenblick erwog er, den König nach seinem Vater zu fragen. Doch fehlte ihm der Mut dazu. Außerdem hatte er ja Isaac. War nicht der sein wahrer Vater? William wusste, wie sehr sich Isaac einen Enkel wünschte. Ich werde ein Ehemann, dachte er, und Isaac sicher bald Großvater.
Bei dem Gedanken an die Hochzeit stürmten noch mehr Fragen auf ihn ein. Wer wohl die Frau war, mit der König John ihn zu verheiraten gedachte? Ob sie jung war oder alt? William wandte sich an den König, doch der widmete seine Aufmerksamkeit längst anderen Männern und beachtete ihn nicht mehr.
»O h Gott, mir ist schlecht! « William schenkte Robert ein klägliches Grinsen. »Ich glaube, ich mach es gleich wie der Reiher. «
»O h nein, bitte nicht! « Robert lachte, doch er wirkte blass und alles andere als fröhlich.
William rieb sich nervös über den Magen. Er wusste nicht, ob er sich über seine bevorstehende Hochzeit freuen oder unglücklich darüber sein sollte. Er hatte in den vergangenen Wochen ständig darüber nachgedacht, dass seine geliebte Marguerite eines Tages heiraten und er sie dadurch verlieren würde. Über seine eigene Zukunft hatte er sich jedoch keine Gedanken gemacht. Marguerite würde er vermutlich nie wiedersehen, und wenn, dann höchstens am Arm eines einflussreichen Barons, dem man sie zur Frau gegeben hatte. Warum also sollte er nicht ebenfalls heiraten? Je länger William darüber nachsann, desto vernünftiger erschien ihm der Gedanke, und die Aussicht, künftig nur noch mit königlichen Falken zur Beize zu gehen, sie zu versorgen und neue Vögel für den König abzutragen, begann, ihn zu faszinieren. Wenn er sich geschickt anstellte, würden bald alle Barone nur noch von seinen Falken sprechen!
»B edenk bloß, welche Möglichkeiten sich mir als Gutsherr eröffnen würden! « , sagte William zu Robert, und bei der Vorstellung wurde ihm plötzlich schwindelig vor Aufregung. » G estatten, Lord Soundso … « Er deutete eine Verbeugung an und grinste frech. »M ensch, Robert, was mir da bevorsteht, ist so abenteuerlich! Und unerwartet und spannend und
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