Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
»I ch will noch nach dem Mädchen sehen. « Als sie den Dorfplatz verließ, eilte eine junge Frau auf sie zu.
» D as war großartig! « , sagte sie mit glänzenden Augen. »M utter wäre furchtbar stolz gewesen, wenn sie das hätte erleben können. Willkommen daheim, Mylady! « Sie knickste artig.
»G odith? «
Die junge Frau nickte.
Marguerite schlang ihr die Arme um den Hals und küsste ihre Wange. »E s tut so gut, dich zu sehen! « , rief sie und trat einen halben Schritt zurück, um ihre Milchschwester besser betrachten zu können. »M ir wurde bereits zugetragen, dass du die Schönste im Dorf bist. Und es war nicht übertrieben. Du hast die Augen deiner Mutter. « Marguerite wurde ganz wohlig bei dem Gedanken an ihre Amme. » W ie geht es ihr? « , fragte sie weich.
Godith schüttelte den Kopf. »S ie ist schon lange nicht mehr. Das letzte Kind hat sie das Leben gekostet. Sie war zu alt, um noch einmal Mutter zu werden. Das Kind saß in ihrem Schoß und blieb stecken. Sie hat sich furchtbar gequält und niemand konnte ihr helfen. Der Herr hat sie beide zu sich genommen. « Godith strich sich die glatten weizenblonden Haare hinter das Ohr und lächelte aufmunternd, obwohl ihren Augen anzusehen war, dass sie ihre Mutter schmerzlich vermisste. »W olltest du nicht zum Haus von Ralph Redbeard? « , fragte sie betont heiter.
Marguerite nickte, hakte sie unter wie eine alte Freundin und zog sie fort. »W eißt du noch, wie wir vor ihm geschlottert haben? «
Godith nickte und grinste. »E r ist jetzt mein Schwiegervater. «
» D u hast einen seiner Söhne zum Mann genommen? Welchen? Thomas oder …? Wie hieß er noch gleich? «
»M atthew « , antwortete Godith mit einem Lächeln. »T homas sieht zwar besser aus, aber Matthew ist der zuverlässigere von beiden. Hab es auch nicht gleich begriffen. Thomas hat schon zwei Wochen nach seiner Hochzeit wieder Ausschau nach einer Liebsten gehalten und den Mädchen schöne Augen gemacht. Mein Matthew ist anders; er ist ein guter Mann, liebevoll und fleißig. «
Godith sah kurz zu William und grinste genauso vorwitzig wie als Kind. »U nser neuer Lord sieht gut aus. Wie es scheint, habt Ihr es auch nicht schlecht getroffen, Mylady. «
Marguerite lächelte und nickte. » I ch liebe ihn über alles. « Sie blieb kurz stehen, weil sich plötzlich alles um sie herum drehte.
»I hr werdet ihm bald einen Sohn schenken « , sagte Godith und lachte leise. »I m Herbst, wenn die Blätter trocknen und sich bunt färben. «
»A ber woher …? «
»I ch weiß es einfach. Morgens ist Euch übel, nicht wahr? «
»N ur gestern und heute Morgen. Es ist nichts weiter. «
»I ch habe schon zwei Kinder. Thomas ist Weihnachten vor zwei Jahren geboren und Marguerite im letzten Sommer. Wenn Ihr Glück habt, wird es nach ein paar Wochen besser. « Sie zwinkerte zuversichtlich.
»D eine Tochter heißt Marguerite? «
Godith errötete ein wenig und lächelte. »I ch habe Euch immer um diesen wunderschönen Namen beneidet. «
» U nd ich konnte ihn nie leiden! « Marguerite drückte ihren Arm. »I ch freue mich, dass du die Kleine nach mir benannt hast! «
Godith strahlte. »W ir sind da. « Sie blieb vor Redbeards Haus stehen.
»I ch will noch kurz nach deiner Schwägerin sehen. « Marguerite fasste Godith bei den Händen. »I ch bin froh, dass es dir so gut geht. Wenn du irgendwann einmal Hilfe brauchen solltest, dann scheue dich nicht, zu mir zu kommen, hörst du! «
» D anke, Mylady! « Godith lächelte. »E s wird Roford guttun, wieder einen Lord und eine Lady zu haben. Die Leute arbeiten lieber für Menschen, die sie kennen, als für einen König, der weit fort ist. « Sie wandte sich ab und winkte zum Abschied. »B is bald! « , rief sie und lief davon.
Marguerite winkte zurück und blieb noch einen Augenblick nachdenklich stehen. Sie legte die Hand auf ihren Bauch und versuchte, in sich hineinzuhorchen. Ob Godith recht hatte und sie tatsächlich guter Hoffnung war? Sie schloss die Augen. Wie schön es wäre, einen Sohn oder ein Töchterchen zu haben! Sie atmete tief ein.
Sicher täuschte Godith sich. Ihre Milchschwester war doch kaum älter als sie selbst und keine weise Frau, woher sollte sie es also wissen?
Marguerite schüttelte den Kopf. Es war zu früh, um sich auf ein Kind zu freuen oder gar mit William darüber zu sprechen. Erst musste sie sich sicher sein.
Gerade als sie beschloss, das Haus zu betreten, kam er dazu.
»G eht es dir gut? « , fragte er besorgt
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