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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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bloß zu ihrem eigenen Vorteil suchen und ihn jederzeit verraten würden, wenn es sich nur genügend für sie lohnt. Er glaubt nicht, dass ihm viele Lords nur Komplimente machen und nach dem Mund reden, um seine Gunst zu gewinnen. Männer wie Odon gibt es viele im engen Kreis des Königs. Sie wissen, aus jeder Lage für sich das Beste herauszuholen, und haben keine Scheu, andere ins Unglück zu stürzen. Das macht sie so gefährlich. Odon hat ständig versucht, Gift über dich in Johns Ohr zu träufeln. Wohldosiert, wie ich zugeben muss. Immer wieder hat er winzige Andeutungen gemacht und Zweifel an dir gesät. Solange ich bei Hof gelebt habe, konnte ich diese wohl zerstreuen. Nun aber bin ich nicht mehr in Johns Nähe, und Odon ebenso wie andere Neider können uns schaden. «
    Sie fuhr mit der Hand zu ihrem Bauch und verzog für einen kurzen Augenblick das Gesicht, ganz so, als hätte sie Schmerzen.
    »W as ist? « William sprang auf und kniete sich neben sie. »D as Kind? « Er wusste nur zu gut um die Gefahren, die das Gebären mit sich brachte. Seit Marguerite ihm eröffnet hatte, dass sie guter Hoffnung war, quälten ihn Träume, in denen er Enid und das Kind wieder so sah, wie er sie gefunden hatte.
    Marguerite sah ihn ein wenig unwillig an. »E s ist nichts. Godith hat gesagt, dass es manchmal ein bisschen zieht, wenn der Bauch wächst. Mir geht es gut! «
    William nickte, doch die Angst ließ sich nicht zerstreuen, dazu saß sie zu tief. Er musste Marguerite beschützen! Sie und das Kind, das auch das Seine war.
    Er ging kaum noch zur Beize und vernachlässigte das Abtragen der Falken, weil er seine geliebte Frau nicht allein lassen wollte. Doch die Arbeit fehlte ihm, und so wurde er immer unausstehlicher. Manchmal stritt er grundlos mit Marguerite, nur um dann voller Reue zu ihr zu gehen und sich an ihrer Brust trösten zu lassen. Immer wieder war er versucht, ihr von Enid zu erzählen – aber wie? Mit welchen Worten? Wenn er selbst nicht mit der Angst leben konnte, durfte er sie dann damit belasten?
    »D u hast in den vergangenen Monaten hart gearbeitet und dich keinen Augenblick geschont « , sagte er besorgt. »D u solltest mehr ruhen. «
    »A ber ich fühle mich großartig. Was hältst du davon, wenn ich die Königin besuche? Sie hat großen Einfluss auf John. Es wäre sicher von Vorteil, sie auch weiterhin auf unserer Seite zu wissen. «
    » A uf keinen Fall! Du wirst nicht reisen, nicht in deinem Zustand! « , ereiferte sich William. Der Gedanke, Marguerite gerade jetzt nicht mehr ständig in seiner Nähe zu haben, war ihm unerträglich. Wenn er Enid nicht allein gelassen hätte, wäre sie nicht getötet worden. Noch vor Kurzem hatte er geglaubt, die Bilder von ihrem Tod eines Tages vergessen zu können, doch er war eines Besseren belehrt worden.
    »A ber es ist noch Monate hin! « , widersprach Marguerite, trotzig wie ein Kind, das sich unverstanden fühlt.
    »I ch will es nicht, und damit Schluss! « , fuhr er sie an, sprang auf und verließ die Halle mit langen Schritten. Sie würde es nicht verstehen, doch das war ihm gleich. Wichtig war nur, dass sie bei ihm blieb und er ihr jederzeit zu Hilfe eilen konnte.
    Draußen im Hof griff er nach der Börse, die er immer am Gürtel trug, und holte das emaillierte Plättchen daraus hervor. »I ch muss in ihrer Nähe bleiben. Ihr darf nichts geschehen! « , flüsterte er einer Beschwörung gleich und strich über die leicht unebene Emailfläche.
    Als Marguerite an diesem Abend in die Kammer kam und sich zu ihm legte, liebte er sie mit einer Inbrunst, die sie zu ängstigen schien. Als er es bemerkte, schämte er sich, murmelte etwas, das wie eine Entschuldigung klingen sollte, ließ von ihr ab und drehte ihr den Rücken zu.
    Zum ersten Mal seit Jahren hatte er wieder Tränen für seinen toten Sohn, doch Marguerite verschwieg er, warum er weinte.
    ***
    Robert seufzte, als William wieder einmal den ganzen Tag geschwiegen hatte. Er ahnte, was in seinem Freund vorging, denn mehr als einmal hatte er beobachtet, wie William das Emailplättchen betrachtet und dabei verschleierte Augen bekommen hatte. Darum war er nicht verwundert, als er eines Tages auch Marguerite mit verquollenen Lidern vorfand. Sie saß allein in der Halle, ihren Stickrahmen im Schoß, und schluchzte leise.
    »K ann ich etwas für Euch tun, Mylady? « , fragte er zaghaft und kniete sich vor sie.
    Marguerite schniefte nur und schüttelte den Kopf.
    » W illiam ist es, der Euch Kummer bereitet,

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