Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
erführe, was du hier treibst? « Odon strich sich erneut über das glatt rasierte Kinn. »I ch überlege noch, ob ich William selbst erzähle, was du so tust, und mich an seinem entsetzten Gesicht ergötze, an seiner Enttäuschung und seiner Wut oder … « Odon grinste von einem Ohr bis zum anderen, ließ aber den Rest des Satzes unausgesprochen.
»O der was? « , hakte Robert hastig nach.
»O der ob du es vorziehst, freiwillig aus Williams Leben zu verschwinden. Du lässt ihm einfach eine Nachricht zukommen, dass du nichts mehr mit ihm zu schaffen haben willst, und bist mich für immer los. Ein winziger Preis für eine große Sünde, findest du nicht? « Odon hob die Brauen und grinste. »A ch ja, und falls du darüber nachdenkst, ihn ins Vertrauen zu ziehen, so kann ich davon nur abraten, es sei denn, du willst noch größere Schuld auf dich laden. «
»W ie meinst du das? «
» N un ja, es wäre doch hart, wenn William schon wieder ein Weib verlöre. Es kann einem so leicht etwas zustoßen. Wie ich hörte, reitet die gute Marguerite häufig aus, und dann auch noch allein. « Odon grinste bösartig. »A llein im Wald, und das in ihrem Zustand, das ist, wie du ja weißt, schon so manchem Weib zum Verhängnis geworden! «
»D u bist ein Schwein, Odon. «
»H üte deine Zunge, Sodomiter. Mit dem Maul begeht man keine Heldentaten. « Odon packte Robert am Surcot, obwohl er Ekel dabei empfand, ihn so nah bei sich zu haben. »W enn du nicht heute noch aus Williams Leben verschwindest, hast du sein Weib auf dem Gewissen, und glaub mir, es wird mir ein Leichtes sein, den Verdacht auf dich zu lenken! William wird glauben, du habest ihr nachgestellt, und dich eigenhändig erwürgen! «
***
» R obert! « William rief noch einmal: »R obert, wo bist du? «
»E r ist weg, Mylord « , antwortete der neue Jagdgehilfe, den William erst vor wenigen Wochen in die Falknerei geholt hatte, und eilte herbei. »K ann ich etwas für Euch tun? «
»W eg? Wohin? « , fragte William überrascht. »W ir wollten doch den neuen Rotfalken abtragen. « Er seufzte. In letzter Zeit verschwand Robert häufiger für einen halben Tag, ohne jemals ein Wort darüber zu verlieren, wohin er ging. Ob er ein Liebchen hatte?
»I ch weiß es nicht, doch ich soll Euch sagen, dass er nicht zurückkommen wird. « Der Jagdgehilfe sah William scheu an. »E r hat sein Bündel gepackt und ist fort. «
»A ber … « William lief hinaus und sah sich um. Vielleicht war Robert noch in der Nähe! Panisch rannte er zum Stall. »W ann ist Robert fortgeritten? « , fragte er den Stallknecht atemlos, als er sah, dass Roberts Pferd nicht mehr da war.
»O h, das war eine ganze Weile nach dem Mittagsläuten, Mylord. Er kam aus Guildford, hat sein Bündel geholt und ist gleich wieder fort « , erwiderte der Knecht verwundert und kratzte sich am Kopf.
William rannte zum Gutshaus und rief nach Marguerite. »W ar Robert bei dir, bevor er gegangen ist? «
Als sie gemessenen Schrittes und mit gesenktem Kopf auf ihn zukam, wusste er, dass sie mit Robert gesprochen hatte.
Marguerite sah ihn mit wässrigem Blick an. »I ch verstehe es nicht. Er war kühl und kurz angebunden, und doch bin ich sicher, dass es ihm schwergefallen ist. Er hat nichts erklärt, nur gesagt, er könne nicht anders. William, du musst ihm nachreiten und ihn zurückholen! «
William fühlte einen eisigen Hauch im Herzen und dachte an die Andeutung, die Odon kurz nach ihrer Hochzeit gemacht hatte. Bilder von Robert und Marguerite, die miteinander tuschelten oder lachten, schoben sich in seine Erinnerung. Ein eifersüchtiger Stich in der Brust raubte ihm den Atem. Er dachte an den Tag, als Robert in der Halle vor Marguerite gekniet hatte. Sie war in Tränen aufgelöst gewesen. Ob er ihr da seine Liebe gestanden hatte? William schüttelte den Kopf, als könnte er so die furchtbaren Gedanken loswerden.
Unsinn, hatte Robert nicht ständig irgendwelche Liebschaften? Verschwand er nicht immer wieder für einen halben Tag, ohne zu sagen, wohin er ging? Und was, wenn er sich heimlich mit Marguerite traf? William erschrak. Er war drauf und dran, seine Frau der Untreue zu bezichtigen!
»W illiam! « , riss Marguerite ihn aus seinen düsteren Gedanken. »W as ist mit dir? « , fragte sie besorgt. »W arum gehst du ihn nicht suchen? « Sie legte die Hand auf seinen Arm, doch William entzog ihn ihr.
»E r hat ausrichten lassen, dass er nicht zurückkommen wird. Robert ist ein freier Mann; er muss selbst
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