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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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zartgrünen, frischen Blättern ein noch lichtes Dach. Ringsherum wuchsen junge Bäume mit schmalen Stämmen und dünnen Zweigen nach. Ein Eichhörnchen sprang geschickt von einem Ast zum anderen. Ein zweites lief kopfüber an einem Baumstamm hinunter, überquerte den Pfad, auf dem sich William befand, richtete sich auf und sah sich um, bevor es im Unterholz verschwand. Sicher war es auf der Suche nach Nahrung für seine Jungen. Nicht weit von der Stelle, an der es verschwunden war, lugten schon die ersten Pilze zwischen den halb verrotteten Blättern des vergangenen Winters hervor. Das lichte Grün des Farns, der rund um Orford in rauen Mengen wuchs, brachte den Boden zum Leuchten. Aus der Ferne waren der Ruf eines Kuckucks sowie das Klopfen eines Spechts zu hören.
    William war frohen Mutes. Er war ausdauernder geworden und sein Fuß schmerzte weniger. Endlich würde sich auszahlen, dass er in den letzten Monaten erneut seine Runden gelaufen war! Wie üblich hatte er seinen Fuß auch an diesem Morgen gründlich eingerieben und beim Umwickeln besonders darauf geachtet, dass die Bandagen keine Falten schlugen, damit er nicht so schnell Blasen bekam. Saubere Leinenstreifen und ein Töpfchen Kräuterfett hatte er ebenfalls in seinem Bündel. William wusste, dass ihn der Weg zur Landstraße führen würde, die Orford mit Ipswich im Süden und Norwich im Norden verband. An der Weggabelung musste er sich dann entscheiden, welche Richtung er einschlagen wollte. Bis dahin hatte er noch genügend Zeit, um darüber nachzudenken.
    Die Sonnenstrahlen, die durch das noch spärliche grüne Blätterdach fielen, tauchten den Wald in wunderbar sanftes, freundliches Licht. Was bin ich doch für ein Narr gewesen, mich vor dem Alleinsein zu fürchten!, dachte William gut gelaunt.
    Erst als es Abend wurde, machte er Rast, legte seinen Wollumhang unter eine Buche und setzte sich. Durch die Arbeit in der Schmiede war er regelmäßige Mahlzeiten gewöhnt und verspürte nun mächtigen Hunger. Er holte eine Fischpastete aus seinem Bündel. Als er hineinbiss, musste er plötzlich an Rose denken. Ihre Pasteten waren um einiges herzhafter gewesen als die, die Elfreda zubereitete; sie hatten nach Dill und Nelke geschmeckt. William seufzte. Ob in St. Edmundsbury alle wohlauf waren? Ein Zwicken in seiner Brust verriet, dass er Heimweh hatte. Traurig fragte er sich, ob auch seine Mutter und die anderen hin und wieder an ihn dachten.
    William war noch ganz in seine Gedanken vertieft, als er im Gebüsch neben sich etwas rascheln hörte. Erstaunt blickte er in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Ein paar vorwitzige kleine Frischlinge kamen auf ihn zugelaufen. Eines der kleinen Wildschweine mit den weißen Streifen auf dem behaarten Rücken schnüffelte geschäftig an Williams Bündel. Sein Anblick war so allerliebst, dass ein Lächeln über Williams Gesicht huschte. Doch plötzlich durchfuhr ihn ein Schreck: Wo Frischlinge waren, konnte die Muttersau nicht weit sein! Er sprang auf. Kaum etwas war gefährlicher als eine Wildsau, die ihren Nachwuchs beschützen wollte!
    Schon hörte William ein Stampfen auf dem Waldboden. Es war die Mutter der kleinen Kerle, die wutentbrannt auf ihn zuraste. Ihm blieb nur ein winziger Augenblick, um zu entscheiden, was er tun sollte.
    Er schrie laut und wedelte mit den Armen, aber das schien das Wildschwein nur noch mehr zu reizen. William keuchte vor Furcht, drehte sich um und begann, zitternd auf den Baum zu klettern, an dessen Fuß er gesessen hatte. Er rutschte ab, schürfte sich den Unterarm und das rechte Knie auf, blieb an einem abgebrochenen Zweig hängen, riss sich ein Loch ins Hemd und erreichte endlich einen rettenden Ast. Außer Atem und mit pochendem Herzen, saß er nun dort oben. Doch anstatt sich wieder in den Wald zurückzuziehen, trampelte das aufgebrachte Tier unter wütendem Grunzen auf seinem Umhang und dem Bündel herum, wühlte mit der Schnauze durch seinen Proviant und fraß alles auf. Zu allem Unglück ließ sich die Wildsau nun auch noch am Fuß des Baumes nieder und begann, ihre Frischlinge zu säugen. Nicht einmal als die Kleinen satt waren, machte sie Anstalten weiterzuziehen. Im Gegenteil, sie schien sich für die Nacht einzurichten! Solange sie dort unten blieb, konnte er auf keinen Fall hinabklettern.
    Wohl oder übel entschied sich William, noch ein Stück weiter hinauf, zu einem kräftigeren Ast, zu steigen. Dort versuchte er, es sich so bequem wie möglich zu machen.
    Als

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