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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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es dunkel wurde, nickte er ein. Sein Kopf fiel ruckartig zur Seite. William schreckte hoch. Um ein Haar wäre er vom Baum gestürzt! Er klammerte sich fest. Auf keinen Fall durfte er wieder einschlafen! Wenn er hinunterfiel, würde ihn die Wildsau zermalmen und vielleicht sogar auffressen. Wildschweine schmeckten zwar gut, aber sie waren brutale, grausame Tiere, das wusste William von Jean. Verzagt rutschte er auf seinem unbequemen Sitzplatz herum. Die Zunge klebte ihm am Gaumen. Die Fischpastete hatte ihn durstig gemacht. Unglücklicherweise lag sein Wasserschlauch zertrampelt am Boden.
    »W enn du glaubst, dass ich deinetwegen aufgebe « , brummte William erbost, »d ann hast du dich geirrt! « Er war fest entschlossen, aus Orford wegzugehen. Sobald die Wildschweine fort waren und er vom Baum klettern konnte, würde er weiterziehen. So schnell ließ er sich nicht entmutigen!
    Er griff nach dem Lederbeutel an seinem Gürtel, in dem er ein paar Kupfermünzen sowie das Silberstück des Königs verwahrte. Andächtig öffnete er ihn. Er bewahrte auch den kleinen Falken darin auf, den Isaac für ihn geschnitzt hatte.
    William nahm ihn heraus. Seit er aus St. Edmundsbury fortgegangen war, hatte er das Holztier oft betrachtet. Jetzt lag es so vertraut und schmeichelnd in seiner Hand, dass ihm der Hals eng wurde. Er holte tief Luft. Es war besser, er packte es wieder in den Beutel. Weder Isaac noch sonst ein bekanntes Gesicht würde er so bald wiedersehen, aber es half nichts: Wenn er Falkner werden wollte, musste er in die Fremde ziehen. Dass es nicht leicht werden würde, hatte er gewusst. Deshalb würde er auch nicht gleich bei der ersten Schwierigkeit aufgeben.
    William bewegte seine Finger. Sie waren steif vor Kälte, ebenso wie seine Füße, die er kaum noch spürte. »I ch muss unbedingt wach bleiben! « , sagte er halblaut. Wie gut es tat, die eigene Stimme zu hören! Einsamkeit war ein übler Weggefährte. William sah hinauf zum Wipfel des Baumes. Wie ein guter alter Freund schickte der Mond sein fahles, ungemein tröstliches Licht hinab in den dunklen Wald. William gestand sich ein, dass seine Lage bei näherer Betrachtung annähernd hoffnungslos war. Die Nacht hatte erst begonnen. Früher oder später würde er sich vor Müdigkeit nicht mehr halten können. Und wenn die Wildschweine auch am Morgen nicht das Weite suchten, dann war er verloren. Bei dieser Erkenntnis musste er heftig schlucken. Er wollte doch Falkner werden! Mit aller Macht versuchte William, gegen die aufkommende Verzweiflung anzukämpfen, schloss die Augen und begann zu singen.
    Seine Stimme zitterte vor Kälte, aber sie beruhigte ihn. Von Lied zu Lied wurde sein Gesang inbrünstiger, und so hörte er weder das Pferd, das sich ihm näherte, noch nahm er das Licht der Fackel in der Hand des Reiters wahr.
    »W illiam? William, bist du das? Was treibst du da oben? « , hörte er jemanden rufen.
    Gebannt hielt er den Atem an, dann erkannte er Arthurs Stimme. Der Schmied schien nicht einmal böse auf ihn zu sein, obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte. Stattdessen wirkte er belustigt über die Situation, in der sich sein Lehrjunge befand.
    »E ine Wildsau mit ihren Frischlingen sitzt unter dem Baum! « , rief William warnend.
    Arthur saß ab und band das Pferd an einer jungen Eiche fest, dann erst näherte er sich.
    »H e, ho! « Er schwenkte seine Fackel herum und stürmte auf die Wildsau zu. »W eg mit euch! Wird’s bald? « , brüllte er und fuchtelte bedrohlich mit dem Feuer herum.
    Die Wildsau zögerte einen Moment. Obwohl sie zunächst aussah, als wollte sie ihn angreifen, entschied sie sich doch für die Flucht. Sie trieb ihre Nachkommenschaft vor sich her, und schon bald war die Gefahr vorüber.
    »D u kannst runterkommen! «
    William stieg herab, wobei er sich sein Knie noch ein bisschen mehr aufschürfte. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, las er so beiläufig wie möglich seinen Umhang sowie das Wenige auf, das von seinem Bündel übrig geblieben war. Mit gesenktem Kopf ging er auf Arthur zu.
    Der Schmied klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »E lfreda war besorgt, als du nicht zum Essen zu Hause warst, so hungrig wie du immer bist! « Er grinste kurz, dann wurde er wieder ernst. »D u sollst wissen, dass ich nicht glücklich über dein Fortgehen bin. Ich hätte dich wirklich gern bei mir behalten, auch wenn mir nicht entgangen ist, dass du der Arbeit in der Schmiede nichts abgewinnen kannst. «
    William fühlte das Blut in

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