Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
ich das nur geträumt, oder will sie mich wirklich wegschicken? « , fragte er matt und wärmte seine klammen Finger an dem Becher mit heißer Milch, den Rose ihm vorgesetzt hatte.
»A rthur ist ein netter Kerl, ihr werdet bestimmt gut miteinander auskommen! Es ist sicher besser so « , versuchte Rose, ihn zu überzeugen.
William sah sie entgeistert an. Er hatte gehofft, sie würde ihn beruhigen und ihm sagen, es sei nur ein Fiebertraum gewesen, doch stattdessen bestätigte sie seine Befürchtung. Beunruhigt blies er den aufsteigenden Dampf von der Milch und nahm vorsichtig einen kleinen Schluck. »D u hast sie mit Honig gesüßt « , stellte er leise fest. Doch obwohl er süße Milch über alles liebte, konnte er sich in diesem Moment darüber nicht freuen. Er fühlte nichts als Traurigkeit.
»Z ur Stärkung, damit du bald wieder wohlauf bist! « Rose tätschelte liebevoll seine Hand.
» ›… und weggeschickt werden kannst‹, solltest du noch hinzufügen. « Bitter enttäuscht aß er schweigend seine Hafergrütze, bevor er sich wieder hinlegte. Offenbar hatten sich alle im Haus gegen ihn verschworen. William schwitzte wieder und fühlte sich elend. Zutiefst beleidigt drehte er sich zur Wand und zog sich die Wolldecke bis zu den Ohren.
Fast fünf Monate waren seit dem Besuch des Königs vergangen. Die Sonnenstrahlen nahmen an Kraft zu, und die Luft war nicht mehr so schneidend kalt wie noch im Februar. William war schon lange wieder gesund und arbeitete wie zuvor in der Schmiede. Er gab sich Mühe, aber es half nicht viel. Seine Mutter war übellaunig, vermutlich weil der König noch immer nicht nach einem Schwert von ihr verlangt hatte. Immerhin erwähnte sie Orford mit keiner Silbe mehr, weshalb William ihre Worte verdrängte und schließlich wieder zu laufen begann. Noch früher als zuvor erhob er sich von seinem Lager. Er achtete darauf, niemandem zu begegnen, und versuchte, sich auch nichts anmerken zu lassen, wenn er von seinen Runden zurückkam. Eines Tages jedoch ertappte ihn seine Mutter. Wie aus dem Erdboden gestampft stand sie plötzlich vor ihm.
»D u bist gelaufen, obwohl ich es verboten habe « , stellte sie tonlos fest.
Ihr Zorn stand wie eine Wand zwischen ihnen. Obwohl er sich nicht wirklich einer Schuld bewusst war, senkte William den Blick.
»M orgen früh brechen wir nach Orford auf! « , sagte Ellenweore frostig.
William riss den Kopf hoch. »N ein, Mutter, nicht! «
Doch sie hatte sich bereits abgewandt und war auf dem Weg zurück zur Werkstatt.
William lief ihr nach. »I ch muss hier sein, wenn der königliche Bote kommt! «
Ellenweore blieb stehen, drehte sich um und sah ihn beinahe mitleidig an. Der Ärger war aus ihrem Blick verschwunden. »N iemand wird kommen, begreifst du das denn nicht? Schlag dir diese Geschichte endlich aus dem Kopf! «
»I ch weiß, er schickt jemanden! «
»D u wirst Schmied, und damit Schluss. Ich bin sicher, Arthur wird dich gern aufnehmen, wenn ich ihm einen Teil der Pacht erlasse. Er wird dir ein guter Lehrherr sein. «
»A ber … «
»E s hat keinen Sinn, weiter darüber zu streiten. Mein Entschluss steht fest. Du hast dir das selbst zuzuschreiben, du warst gewarnt! «
William ließ die Schultern hängen und folgte ihr schweigend in die Werkstatt. Er wusste, dass ihre Entscheidung unumstößlich war. Vielleicht war es ja auch besser für ihn, von hier fortzukommen?
Beim Abendessen verkündete Ellenweore auch den anderen die Abreise, die sie bereits für den folgenden Tag angesetzt hatte.
Rose bemühte sich, es William mit einem Lächeln und aufmunternden Worten leichter zu machen, während Jean ihm ein paar gut gemeinte Ratschläge für die Reise und den Umgang mit dem neuen Meister gab.
Doch William hörte nur mit einem Ohr hin und sprach kein Wort. Wirre Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum. War es Enttäuschung, Hoffnung oder Angst, die sein Herz so rasen ließ?
Rose versorgte sie mit Proviant, einem Laib Brot und etwas Käse, die sie in ein Tuch schnürte. Dazu füllte sie zwei Wasserschläuche auf.
Jean hatte noch am Abend den Hammer herausgesucht, den William am liebsten benutzte. »W enn du schon schmieden musst … « , flüsterte er ihm zu, als er ihm den Hammer gab.
William schluckte gerührt.
»Z u Weihnachten kommst du uns besuchen und zeigst uns, welche Fortschritte du gemacht hast « , meinte Jean betont fröhlich und schlug William freundschaftlich auf den Rücken. »S ie wird dir nicht im Nacken sitzen, und du wirst
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