Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
denn du bist sein Freund. «
Als sie nach einem schweigsamen Essen zu Bett gingen, kuschelte sich Marguerite dicht an William und fuhr liebevoll mit der Hand über seine nackte, fast haarlose Brust.
»I ch will dich wieder so glücklich sehen wie früher « , murmelte sie. »I ch brauche deine Stärke. Ganz besonders jetzt, da ich wieder ein Kind erwarte. «
William richtete sich auf und sah sie erstaunt an. »D u bist guter Hoffnung? «
Marguerite nickte mit einem zaghaften Lächeln, und William durchfloss ein herrliches Gefühl von Wärme und Geborgenheit.
»D as ist wunderbar! Geht es dir gut? « , erkundigte er sich besorgt und strich ihr sanft über den Bauch. Er dachte an Richard und all das Glück, das ihnen sein unbeschwertes Lachen bescherte. Ja, er wünschte sich noch viele Kinder mit Marguerite! Viele Töchter und Söhne.
»J a, mein Liebster, es geht mir großartig. « Marguerite lachte und küsste ihn auf den Mund, bevor sie ihm tief in die Augen sah. Erst nach einer ganzen Weile sagte sie leise: »L ass Robert wieder für dich arbeiten, auch wenn du noch nicht wieder ganz Vertrauen zu ihm fassen kannst. Bitte, William! « Sie ließ ihre Hand von seiner Brust hinab zu seinem Bauch gleiten. »I ch liebe dich! « , flüsterte sie und streichelte ihn weiter, fuhr tiefer hinab zu seinem Schoß, bis er sich ihr willenlos ergab und ihre Zärtlichkeiten genoss.
So trug Marguerite letztendlich den Sieg davon, und Robert durfte bleiben. Zumindest für eine Weile, wie William betont hatte.
Robert fügte sich in die Arbeit der Falknerei, als wäre er niemals fort gewesen. Auch die neuen Jagdgehilfen respektierten ihn auf Anhieb und gehorchten ihm ohne Widerspruch. Nur William tat sich noch ein wenig schwer.
»D er Wanderfalke muss vorbereitet werden. Ich werde heute mit ihm beizen gehen « , erklärte er eines Tages. Er brachte es noch immer nicht fertig, so freundlich zu klingen wie früher, obwohl er Robert ansah, wie sehr er unter dieser Abweisung litt. »H umfrid wird mitkommen « , fügte er hinzu. Er hätte es niemals zugegeben, aber in seinem tiefsten Inneren fürchtete sich William davor, mit Robert allein zu sein. Er richtete es lieber so ein, dass immer einer der Gehilfen anwesend war. Dabei hatten Robert und er früher vollkommen unbeschwert miteinander umgehen können. So wie an dem Tag, als sie sich im Gras gebalgt und später den Sarazenen mit der Magd beobachtet hatten.
William legte die Stirn in Falten. Robert hatte nicht weniger erregt gewirkt als er. Die Magd musste ihm also doch gefallen haben! Oder hatte er sich etwa an dem Körper des Sarazenen ergötzt? William fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich und Unwillen in ihm aufstieg.
»G lotz mich nicht so an! « , fuhr er Robert an, als er sah, dass der ihn mit traurigen Augen anblickte. Dass er ungerecht war, wusste William dabei nur allzu genau.
Robert senkte schuldbewusst den Blick. Er machte William niemals Vorwürfe, egal, wie unwirsch der ihn behandelte.
Dezember 1203
S eit ein paar Tagen überzog der erste Raureif morgens Gräser und Bäume mit eisiger Kälte. Feuchter Nebel hing tief über dem Boden, und die Sonne mühte sich, das erste Eis langsam zerlaufen zu lassen, als ein Bote Roford erreichte. König John und seine Gemahlin waren vom Festland zurückgekehrt und wollten das Weihnachtsfest in Canterbury verbringen. Zu diesem Anlass, so teilte der Bote mit, würden auch William und Marguerite mit den königlichen Falken bei Hof erwartet.
»E ndlich können wir ihm Blanchpenny bringen! « , freute sich William, hob Marguerite trotz ihres schon recht runden Leibes hoch und wirbelte sie herum.
Als er sie absetzte, lachte sie und schnaufte atemlos. »D as Weihnachtsfest bei Hof wird sicher großartig! « , jauchzte sie. »I ch wünsche mir schon so lange, John und Isabelle unseren Sohn vorzustellen! « Ihre Wangen leuchteten wie zwei Äpfelchen.
Marguerite begann umgehend mit der Planung ihrer Abreise. Zwei junge Ritter, die in ihren Diensten standen, drei Fußsoldaten und vier Jagdhelfer würden sie ebenso begleiten wie Robert, dazu ein Jungfalkner und zwei Hundeführer, die Kinderfrau, eine Zofe, zwei Knechte und der kleine Richard, der im Herbst zwei Jahre alt geworden war.
William fand ein so großes Gefolge übertrieben, doch Marguerite bestand darauf, dass sie mit so vielen Männern aufbrachen.
»W enn man bei Hof erscheint, muss man zeigen, wer man ist und was man hat. Du bist jetzt ein Baron und musst dich
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