Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
verhalten wie einer von ihnen. Alle beäugen sich gegenseitig, beurteilen Kleidung, Pferde, Falken und Gefolge. Wenn du also nach einem guten Stand bei ihnen strebst, was dringend anzuraten ist, musst du wohlhabend und großzügig wirken « , erklärte Marguerite selbstsicher. »I ch lasse dir rasch noch ein neues Surcot machen. «
William zuckte mit den Achseln. »W ie du meinst, Liebste. « Er wusste, er konnte sich auf ihre Erfahrung verlassen. Sie hatte nicht umsonst so lange in Johns Nähe gelebt und wusste genau, was bei Hof üblich war.
Der Gedanke, dass Robert ihn begleiten würde, stimmte ihn zum ersten Mal nach dessen Rückkehr zuversichtlich. Keiner der anwesenden Barone ahnte, was ihre Freundschaft getrübt hatte. Niemand würde nach Roberts Verbleib fragen müssen und ihm damit die Schamesröte ins Gesicht treiben. Was die Pflege der Falken anging, so waren sie gut genug eingespielt, um die Beschwerlichkeiten einer solchen Reise so gering wie möglich für die Tiere zu halten. Trotzdem graute William vor den Tagen am Hof mit all den Gepflogenheiten, die ihm noch nicht vertraut waren. Ganz gleich, wie sehr er sich danach sehnte, John den neuen Gerfalken zu bringen – die Nähe zum König bereitete ihm eher Unbehagen als Vorfreude.
Nach einer guten Woche hektischer Vorbereitungen waren sie endlich bereit zum Aufbruch. Da sie Männer zu Fuß dabeihatten, kamen sie nicht allzu schnell voran. Außerdem wollte William auch Marguerite und Richard schonen, weshalb sie häufiger Rast machten als gewöhnlich.
Auf diese Weise brauchten sie fünf Tage bis Canterbury.
Tagsüber war der Himmel klar und sonnig, und für die Jahreszeit war die Luft überaus mild, doch sobald die Sonne unterging, wurde es klirrend kalt, sodass sie Gasthäuser und Klöster aufsuchten, um die Nacht im Warmen und in Sicherheit zu verbringen.
Während die meisten Reisenden das Westgate von Canterbury zum Ziel hatten und zum Marktplatz strömten, betraten William und seine Begleiter die Stadt durch das südliche Worthgate, welches schon vor langer Zeit von den Römern errichtet worden war, denn gleich hinter dem Stadttor zu ihrer Linken befand sich die königliche Burg.
Der prächtige Wohnturm war beinahe so groß und imposant wie der Tower von London. Im Burghof, der von einer beachtlichen steinernen Burgmauer umgeben war, wimmelte es nur so von Menschen und Tieren. Lachen und Flüche dröhnten ebenso an ihre Ohren wie lautstarke Begrüßungen und das Bellen der Hunde. Kräftige Knechte mit schwieligen Händen schleppten Wasser, Stroh und Hafer für die Pferde der unzähligen Gäste herbei, häuften den Mist auf, rieben erhitzte Pferdeleiber trocken und versorgten die wertvollen Tiere, so gut sie konnten. Hin und wieder glitten sie auf dem Weg über den Hof auf dem harten, vereisten Boden aus, fingen sich noch rechtzeitig oder rappelten sich fluchend und mit rotem Kopf wieder auf, wenn sie gestürzt waren.
Da in den Stallungen nicht genügend Platz für die Pferde aller Gäste war, hatte man Holzgestelle errichtet, an denen die Tiere nebeneinander angebunden werden konnten.
William ließ sich vom Pferd gleiten, übergab Robert den Gerfalken und nahm Marguerite den Jungen ab, der vor ihr im Sattel saß. Geduldig wartete er, bis einer seiner Ritter herbeieilte und ihr beim Absteigen behilflich war.
Marguerite, die sich mit Aufenthalten bei Hof auskannte, hatte dafür gesorgt, dass ein schönes Zelt in leuchtenden Farben zu ihrem Reisegepäck gehörte. Bevor sie aufgebrochen waren, hatte sie William noch erklärt, dass nur diejenigen einen Schlafplatz in der Halle oder einer der Schlafkammern bekommen würden, die John lieb und teuer waren. Wie gewöhnlich, wenn der König zu Weihnachten Hof hielt, würden die vielen Ritter, die Soldaten und das Gesinde der königlichen Gäste nicht genügend Platz in den Unterkünften der Burg finden und darum in Zelten übernachten müssen, die mitzubringen waren.
William wies einen seiner Ritter an, den Steward zu suchen und zu fragen, wo sie ihr Zelt aufstellen sollten. Robert bat er, sich um die Unterbringung der Falken zu kümmern. Bis zu seiner Hochzeit hatte sich William keine Gedanken um derlei Vorkehrungen machen müssen, doch nun war er ein Herr, auch wenn er vermutlich noch eine ganze Weile brauchen würde, bis er sich daran gewöhnt hatte, Befehle zu erteilen und Männer wie diese jungen Ritter um sich zu haben, die nur darauf warteten, ihn oder seine Frau zu verteidigen.
William nahm
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