Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
konnte noch immer nicht viel mit Falken anfangen. Doch plötzlich grinste er. Immerhin verstand er genug von Falken, um zu wissen, wie man ihnen schaden konnte. Logan hatte ihm immer wieder eingeschärft, dass Pökelfleisch wie Gift für Greifvögel sei. Vermutlich hatte es ihm gerade deshalb solche Freude bereitet, William mit einer scheinbaren Nachlässigkeit bei den Atzanweisungen vor John bloßzustellen. Er hatte dabei vorsichtig genug gehandelt, um nicht erwischt zu werden, und war darum umso überraschter gewesen, dass William es doch erfahren und ihm angedroht hatte, die Angelegenheit vor den König zu bringen, falls er nicht stillhielt. Ob Willliam einen heimlichen Zeugen für die Tat hatte?
Odon schüttelte den Kopf. Wer sollte das sein? Guy, der junge Bursche, den er für die Tötung des Tiers gedungen hatte, konnte niemanden mehr belasten. In weiser Voraussicht hatte er ihn vorsichtshalber erschlagen, statt ihn für die Tat zu bezahlen. Ob man den Leichnam gefunden hatte? Odon schnaufte. Er hatte darauf geachtet, dass niemand ihn gesehen hatte. William konnte also nichts wissen. Vielleicht hatte er nur einen Verdacht? Trotzdem nahm sich Odon vor, so lange auf der Hut zu bleiben, bis er dafür gesorgt hatte, dass William endgültig beim König in Ungnade fiel. Noch hatte er zwar keine Ahnung, wie er das bewerkstelligen sollte, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis ihm etwas Geeignetes einfallen würde.
Der lange Zug aus Baronen, Falknern, Hundeführern, Jagdhelfern und den dazugehörigen Damen, die mit ihren kleinen Merlinen ebenfalls beizen wollten, erreichte schon bald ein weitläufiges Gebiet mit Wiesen, Sumpfgelände und kleinen stehenden Gewässern, an denen zuvor genügend Beutevögel gesichtet worden waren.
Odon streckte sich im Sattel und sah zu Robert.
Adam lachte und schien sich zu amüsieren. Odon zog die Brauen zusammen. Der Junge ähnelte Carla so sehr! Es schmerzte ihn, ihren Sohn an William zu verlieren, mochte er Adam doch viel lieber als Rotrou. Sein ehelicher Sohn war ihm zwar wie aus dem Gesicht geschnitten, aber er besaß genau die Eigenschaften seiner Mutter, die Odon an Maud gar nicht schätzte. Er drehte sich noch einmal um und sah nach Adam. Als er Roberts Blick begegnete, blähte er die Nasenflügel. Wehe, du kommst meinem Sohn zu nahe, verdammter Sodomiter!, dachte er und fixierte ihn. Robert aber lächelte nur und legte die Hand freundschaftlich auf Adams Schulter.
Odon krallte die Zügel fest. Warum hatte William den Jungen ausgerechnet in die Obhut dieses Mannes gegeben? Odon schnaufte missbilligend. Offenbar nahm Robert ihn als Gegner nicht ernst. »W iege dich nur nicht zu sehr in Sicherheit « , knurrte er. Ob William von dem widernatürlichen Verhalten seines feinen Freundes und Odons Drohungen wusste? Vielleicht hielt er alles nur für Verleumdungen? Eines war sicher, Robert wusste, wessen Sohn Adam war, und vermutlich würde er sich für den durch Odon erlittenen Unbill an dem Jungen rächen. Zornig ballte Odon die Fäuste. Er jedenfalls hätte Williams Sohn nicht geschont, wenn er ihn in der Hand gehabt hätte!
Einen Moment zögerte er, dann huschte ein bösartiges Grinsen über sein Gesicht.
***
Die Beize sollte ein großer Triumph für William werden. Blanchpenny war nicht nur schön und darum überaus wertvoll, sie hatte auch wunderbare Flüge gezeigt und war erfolgreich bei der Jagd gewesen.
John war vor Freude darüber in bester Laune und versprach, William mit weiteren Ländereien und Titeln zu belohnen. Außerdem verkündete er, dass William ihn, bis die Zeit der Mauser begann, bei seinen Reisen begleiten würde, damit er sich ständig um Blanchpenny kümmern konnte. Sobald die Gerfalkendame aber ihre ersten Federn vermausern würde, sollten William und Robert mit ihr und den anderen Falken nach Roford zurückkehren, um die Tiere angemessen unterzubringen und weitere Falken zu erstehen, locke zu machen und abzutragen.
»K ann ich Euch kurz sprechen? « , fragte William den Maréchal und lief rot an. Schon auf dem Weg zurück zur Burg hatte er sich vorgenommen, ihn um Rat zu fragen. Nun, da sie ihre Pferde bei den Stallburschen abgegeben hatten, ergab sich endlich die Gelegenheit, ihn unter vier Augen sprechen zu können.
»S icher, mein Junge, nur zu. « Guillaume le Maréchal nickte freundlich.
»I ch brauche den Rat eines erfahrenen Mannes. « William seufzte tief. »M ein Stiefvater, den ich sehr verehrt habe, ist nicht mehr, und nun weiß ich
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