Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
herausfordernd.
»N ein, William, es wäre mir nicht gleichgültig gewesen und war es nie, seit ich von deiner Existenz wusste. Das magst du mir glauben oder auch nicht. « Der Maréchal lächelte traurig. »S ie hat es mir verschwiegen, weil sie mich geliebt hat und weil sie genau wusste, dass ein gemeinsamer Weg für uns unmöglich war. Als Lehrmeister des jungen Königs war ich nicht mehr als ein Habenichts. Eine Schmiede hätte ich ihr niemals geben können. Deine Mutter aber wollte immer nur eines, nämlich schmieden. Ich wusste das ebenso, wie sie wusste, dass ich immer nur meinem König und England dienen wollte. «
William hatte Mühe zu atmen. Er kannte seine Mutter genau, wusste, wie sie dachte, und darum auch, dass Guillaume recht hatte. In den Armen des Maréchal jedoch konnte und wollte William sie sich nicht vorstellen.
»G laubt nicht, dass ich Euch Vater nennen werde « , stieß er plötzlich hervor.
Der Maréchal sah ihn erstaunt an, dann lachte er und schüttelte den Kopf. »D as erwarte ich nicht, aber wenn du meine Hilfe benötigst, mein Sohn, dann komm zu mir, ganz gleich, ob du glaubst, dass ich dir helfen kann, oder nicht. Versprich mir das. «
»H m « , antwortete William nur. Mehr brachte er in diesem Moment nicht über die Lippen.
***
»S ie hat sich auf dem Absatz umgedreht und ist einfach gegangen! « , berichtete Marguerite aufgeregt und knetete ihre Hände, als sie nach dem abendlichen Festmahl endlich wieder in ihrem Zelt waren. »U nd beim Essen hat sie mich keines Blickes gewürdigt. Ich verstehe ja, dass sie wütend ist, aber sie täuscht sich doch! «
Marguerite sah William mit aufgerissenen Augen an. »D u und ich, wir wissen, dass Richard sein schiefes Hinterteil von mir hat, aber sie? « Marguerite errötete, als William die Augenbrauen hob und heftig nickte.
» I ch muss zugeben, ich erinnere mich immer wieder gern an diesen entzückenden Makel und daran, wie du schnurrst, wenn ich dich dort küsse. «
»W illiam! « , rief Marguerite mit gedämpfter Stimme aus und schüttelte tadelnd den Kopf. Sie sah zu der Ecke, in die sich die Kinderfrau mit Richard zurückgezogen hatte, und atmete auf. Beide schliefen tief und fest.
Das Feuer vor dem Zelt warf flackernde Schatten an die Stoffwände. Stimmen drangen von draußen herein. Robert, die beiden Ritter, der Jagdhelfer und Adam saßen noch immer beieinander und erzählten sich Geschichten. Bald würden sie sich auf dem Boden des Zeltes zur Ruhe legen, während William und Marguerite sich ein gemütliches, mit Stroh und Fellen ausgestattetes Lager teilten.
»M ir gefällt es eben! « , brummelte William und tat beleidigt.
»N un hör schon auf. Die Sache ist bitterernst. Dass Isabelle glaubt, Richard sei Johns Sohn, ist eine Katastrophe! «
»D u hast ja recht, meine Liebste, doch wenn wir von deinem reizenden Hinterteil sprechen, dann kann ich nun einmal an nichts anderes denken. «
» D u bist unmöglich! «
»B in ich nicht. « William schwieg eine Weile. »I ch denke wirklich ernsthaft darüber nach, das wolltest du doch. Du solltest dich vielleicht fragen, wo du dieses schiefe Gesäß herhast. Ich meine, Joan, Johns Bastardtochter, dürfte etwa so alt sein wie du, oder nicht? Wer weiß, welchen Damen außer ihrer Mutter der jugendliche Prinz noch den Hof gemacht hat? «
»W illst du damit andeuten, meine Mutter und John …? « Marguerite schnappte empört nach Luft. »D u gehst zu weit, William! «
»E inem hübschen Prinzen kann auch eine junge Dame von Stand nur schwerlich etwas abschlagen « , versuchte William, sie mit dem Gedanken zu versöhnen, und dachte gleichzeitig darüber nach, wie es wohl zwischen seiner Mutter und dem Maréchal gewesen war. »H ast du dich nie gefragt, warum deine Mutter gerade ihn zu deinem Vormund gewählt hat? Könnte es nicht bedeuten, dass sie ihn besser gekannt hat? «
»B esser ja, aber … Nein, William, das kann ich einfach nicht glauben! Sie hat immer nur gut von meinem Vater gesprochen, und außerdem wüsste ich doch, wenn John … Ich meine, er hätte es mir gewiss gesagt, wenn er nicht mein Vormund allein, sondern auch mein … « Sie brachte nicht fertig, es auszusprechen.
»W enn er dein Vater wäre? « , fragte William nach. Seine Gedanken wirbelten um das zuvor geführte Gespräch mit dem Maréchal. Was war das nur für ein eigenartiger Tag? Konnte es solch seltsame Zufälle überhaupt geben? »V ielleicht weiß er es ja gar nicht « , dachte er laut nach. » S
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