Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
wiedersehen. Bis dahin musst du ein rechtschaffenes Leben führen, damit ihr eines Tages wieder vereint sein werdet, du und deine Mutter. Glaubst du nicht, dass sie sehr stolz wäre, wenn sie dich am Hof des Königs wüsste? « , fragte William freundlich.
»G anz sicher. « Adam nickte tapfer.
»D u bist mein Page und wirst einmal Knappe werden. Wenn du redlich bist, klug und deinem König allzeit treu, dann wirst du später ein Ritter werden und ein gutes Leben hier wie auch im Paradies haben. Eine Tat aber wie die deines Vaters führt nach dem irdischen Dasein nicht ins ewige Leben, sondern in die Hölle. Ich habe ihn gehen lassen, weil der gerechte Gott ihn für seine Tat strafen wird. «
Eine Träne rollte über das Gesicht des Jungen. »D ann hat er sie also wirklich getötet? «
»I ch war nicht dabei. Darum kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Aber ganz gleich, ob er sie selbst umgebracht hat oder ob er, wie er behauptet, nur zugesehen hat, weil er zu feige war, ihr zu helfen: Er hat es zugelassen, und das macht ihn ebenso zum Mörder wie den, der das Messer geführt hat. Merk dir das, mein Junge. Wer Unrecht geschehen lässt, macht sich ebenso schuldig wie der Übeltäter selbst. «
»I ch werde niemals feige sein, das verspreche ich. « In Adams Augen spiegelte sich die Verzweiflung, mit der seine unschuldige Seele kämpfte.
William legte ihm den Arm um die Schultern. »D u bist ein guter Junge, Adam. «
»I ch werde Euch, die Lady und Euren Sohn allzeit beschützen. « Adam schob die Brust raus und schlug mit seiner Faust darauf. »M it meinem Leben. Darauf gebe ich Euch mein Ehrenwort! « Vermutlich glaubte er, in dieser Haltung besonders mutig auszusehen.
William lächelte mild. Die Entscheidung, den Jungen bei sich aufzunehmen, war sicher richtig gewesen. Während er noch darüber nachsann, kam Marguerite herein, und Adam stob nach draußen, damit sie sein vom Weinen verquollenes Gesicht nicht sah.
»I ch halte das nicht länger aus! « Stöhnend ließ sich Marguerite auf einen Schemel fallen und rieb sich den Rücken. »D ie Königin ist mir noch immer gram. Sobald ich die Halle betrete, wirft sie mir böse Blicke zu und verlässt sie umgehend. Drei Tage geht das nun schon so. Sie lässt ihren Unmut aber nicht nur an mir, sondern auch an ihrem Gemahl aus. Wie man hört, soll sie ihm nicht einmal mehr Zutritt zu ihrer Kammer gewähren. Ich muss mit ihr reden, Will. Mit ihr oder mit John – ich kann nicht länger untätig herumsitzen. « Sie wollte schon wieder aufstehen, als William ihr die Hände auf die Schultern legte.
»D u solltest dich vorläufig lieber ausruhen; du bist blass, meine Liebste. Ich sehe doch, dass dich dein Rücken schon seit Tagen quält. Die Reise war sicher zu viel für dich. « Er küsste sie auf die Wange. »W as hältst du davon, wenn Adam dir etwas aus der Küche holt und du dich ein wenig bedienen lässt? «
Marguerite nickte. »A ber irgendwann muss ich mit ihr sprechen « , protestierte sie schwach.
»S icher, sobald es dir besser geht. Und nun leg dich ein wenig hin. «
Auf Williams Befehl stürzte Adam sofort los und holte Braten, Käse und einen etwas schrumpeligen Apfel für seine Herrin, dazu sprudelnden Cidre und genügend Brot für eine ganze Kompanie.
Die Kinderfrau und die Ritter bekamen ihr Essen nicht aus der Burgküche. Mägde aus Canterbury verteilten Kohl-, Fleisch- und Fischpasteten sowie Eier, Zwiebeln, Speckgrütze, Brot und Bier an das Gefolge der Lords. Statt in der Halle oder in ihrem Zelt aßen die Männer gemeinsam, dicht um das Feuer gedrängt, das den ganzen Tag vor dem Zelteingang brannte und sie ein wenig wärmte.
Nachdem Marguerite und der Junge versorgt waren, gingen William und Robert schweigend zur Halle, um auch an diesem Abend am Festmahl des Königs teilzunehmen. Es waren nur noch zwei Tage bis zum Dreikönigstag, nachdem das Weihnachtsfest endgültig zu Ende war.
»I ch bin froh, dass du so gut mit Adam zurechtkommst « , bemerkte William unvermittelt.
Robert sah ihn erstaunt an. »E r ist ein guter Junge « , erwiderte er schließlich. »U nd er hat Schneid, ganz im Gegensatz zu seinem Vater. «
»I ch habe mich immer auf dich verlassen können. « Zum ersten Mal seit langem lag in Williams Stimme nicht die Spur eines Vorwurfs.
»D aran hat sich nichts geändert, Will! «
»G ut! « , sagte er zufrieden. Es reichte, dass er sich Sorgen um Marguerite machen musste. Sie nahm sich die Sache mit der Königin viel zu
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