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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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umschloss mit den Fingern dessen Bauch und Rücken. Auch diesmal schien er vollkommen gelassen zu sein, wofür ihn William bewunderte, da er selbst jedes Mal vor Aufregung bebte, sobald Logan in der Nähe war.
    »D as ist ein Merlin. Warum nenne ich ihn Rotfalke, weißt du das? « , fragte Logan und sah William streng an.
    »W eil er noch nicht vermausert ist « , antwortete William selbstsicher. Vom Maréchal wusste er, dass jeder Falke bis zur ersten Mauser, bei der er neue Federn bekam, so bezeichnet wurde, egal, um welche Falkenart es sich handelte.
    »G ut. Weißt du auch, was ›a ufbräuen‹ bedeutet? «
    »N ein, Meister. «
    »U m den Vogel handzahm zu machen, muss man ihn daran hindern, den Menschen sehen zu können. Deswegen verschließen wir ihm die Augen, wir nennen das ›a ufbräuen‹. Wenn er sich daran gewöhnt hat, vom Menschen berührt zu werden, wird er erst halb und dann ganz abgebräut. «
    William nickte, obwohl ihm bei dem Gedanken, hierbei helfen zu müssen, ein wenig mulmig zumute wurde.
    »H ier, nimm die Handschuhe und halte seine Füße fest, aber gib auf seine Krallen acht! «
    William gehorchte und ergriff mit zitternden Händen die Beine des Rotfalken.
    » W enn man nur zu zweit einen Vogel aufbräuen will, packt man ihn am besten in ein feuchtes Tuch, das auch seine Füße bedeckt. Gib nur acht, du wirst sehen, wie stark seine Beine sind, wenn er sich wehrt! « Logan nahm die Nadel mit dem Pferdehaar von seinem gesteppten Wams und durchbohrte das untere Augenlid des Falken von innen nach außen. Dann zog er an der Nadel, bis ein guter Teil des Fadens durchgezogen war.
    William wurden die Knie weich.
    Der Falke wehrte sich. William spürte die Kraft, die der kleine Vogel aufbrachte, und hatte Mitleid mit ihm. Trotzdem hielt er die Füße des Greifs weiterhin gut fest.
    »M an muss darauf achten, die Nadel nicht zu weit am Lidrand anzusetzen, weil die Ziliatur sonst zu leicht ausreißt « , erklärte Logan, ohne aufzusehen.
    Williams Magen rebellierte. Verzweifelt schluckte er den vielen Speichel hinunter, der ihm vor Übelkeit im Mund zusammenlief, so sehr fürchtete er, dass der Falke leiden musste.
    Logan führte den Faden über den Kopf des Falken und durchstach das Lid des zweiten Auges. Dann zog er die unteren Lider so weit zu den Brauen, dass sie die Augen vollkommen bedeckten, brachte die beiden Fadenenden auf dem Kopf des Vogels zusammen, verknotete sie und schnitt mit dem Messer, das er an seinem Gürtel trug, die überstehenden Reste bis auf Daumenbreite ab.
    »M an muss das Pferdehaar so gut wie möglich mit den Kopffedern bedecken, damit der Vogel nicht so leicht darin hängen bleibt, wenn er sich kratzt. Und das wird er tun, weil ihm die Ziliatur Unwohlsein bereitet. «
    William nickte beklommen.
    »D er eine Vogel ist mehr, der andere weniger bestrebt, den Faden mit den Krallen zu entfernen. Wehrt sich einer zu sehr dagegen, kann man die Fangklauen seiner beiden Füße durch ein Lederriemchen miteinander verbinden, sodass er seinen Fuß nicht mehr anheben kann, um sich am Kopf zu kratzen. «
    William fühlte eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Einem Falken solche Schmach zuzufügen! So hatte er sich das Falknersein nicht vorgestellt! Tränen schossen ihm in die Augen, und zum ersten Mal, seit er aus St. Edmundsbury fort war, fragte er sich, ob er mit seinem Wunsch, Falkner zu werden, richtig lag.
    Logan schien zu ahnen, was in ihm vorging. »D as Aufbräuen ist keine angenehme Aufgabe, denn in diesem Moment hasst der Falke den Menschen, weil er ihn festhält und ihm seinen Willen aufzwingt. «
    » E s muss ihn doch auch schmerzen! « William war noch immer aufgewühlt.
    Logan schüttelte den Kopf. »I ch glaube nicht, dass er sehr leidet. Wenn man das Lid durchsticht, dann zuckt ein Falke nicht einmal. Ich denke, er wehrt sich nur, weil er flüchten will. « Er zuckte mit den Schultern. »A ber das Aufbräuen ist nun einmal notwendig. Will man einen Falken ordnungsgemäß abtragen und locke machen, dann muss man ihn daran gewöhnen, sich vom Menschen berühren zu lassen. Und das geht am besten, wenn er einen nicht sieht. Auch Vögel, die man als Nestlinge geholt hat, wie unsere beiden Rotfalken hier, bräut man besser auf, damit sie ruhig bleiben, selbst wenn sie den Anblick des Menschen bereits gewöhnt sind. «
    William verstand Logans Erklärungen, trotzdem konnte er nicht begreifen, wie man einem Falken so etwas Schändliches antun konnte.
    Der Falkner kürzte

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