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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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abkühlte. Dann versuchte sie, der geschwächten alten Frau ein wenig davon einzuflößen.
    Nana trank mühsam und in kleinen Schlucken und sah Enid dann dankbar an. »S chmeckt nach Maikraut. Hast du Veronika …? «
    »… Schlüsselblume und Vogelkraut dazugetan, ja, Nana « , ergänzte Enid weich. »T rink, das wird dir guttun! «
    Alles, was sie über Kräuter, Wurzeln, Bäume und Früchte, über Pilze und die Tiere des Waldes wusste, hatte sie von Nana gelernt. Der Wald war nicht nur ein Kräutergarten, sondern auch eine reichhaltige Speisekammer, in der man niemals Hunger zu leiden brauchte, wenn man sich nur gut genug auskannte.
    »I ch koche dir etwas Gutes, das wird dir neue Kraft geben! « Enid lächelte zuversichtlich.
    »L ass nur, Kind « , seufzte Nana matt. »I ch bin alt und müde. Der Herr will mich zu sich rufen, und ich bin bereit. «
    »A ber du darfst uns nicht allein lassen! « Enid fühlte Todesangst in sich aufsteigen, obwohl es doch Nana war, die den Tod hätte fürchten müssen.
    Die alte Frau sah sie mit unendlicher Ruhe und Güte an. »E nid, du kennst den Wald besser als jede andere. « Nana schnaufte kurzatmig, das Sprechen strengte sie offenbar sehr an. »D u wirst von nun an allein für euch sorgen müssen. « Ihre Lider flatterten, als sie die Augen schloss. »N ur vor Fremden nimm dich in Acht, hörst du? « , mahnte sie. Ein leises Röcheln kam noch über ihre Lippen, dann war es ganz still in der Hütte.
    Enid legte ihr Ohr auf die Brust der alten Frau. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen. »N ein, Nana, nicht! « Eine Woge des Schmerzes brach über Enid zusammen, und sie begann, bitterlich zu weinen. Nach einer Weile sah sie zu David hinüber, der in offensichtlicher Verzweiflung am Boden hockte und sich vor und zurück wiegte. Sogar er hatte wohl begriffen, dass Nana tot war.
    Enid umklammerte die kälter werdende Hand wie ein verängstigtes Kind. Sie merkte gar nicht, wie lange sie so dasaß und weinte. Erst als es dunkel wurde und sie dumpf die Stimme ihres Bruders vernahm, kam sie zu sich.
    » E n! « , presste er kläglich heraus, zeigte auf seinen Bauch und rieb sich im Kreis darüber.
    »N ana ist tot, und du denkst an Essen! « , fuhr sie ihn an und schluckte trocken.
    David sah sie zerknirscht an, schlang die Arme um sich und begann wieder, sich vor und zurück zu wiegen.
    Plötzlich hatte Enid ein schlechtes Gewissen. David war sicher genauso traurig wie sie, nur dass er sich nicht ausdrücken konnte. »S chon gut! « , beruhigte sie ihn deshalb sanft und fuhr ihm liebevoll über die wirren blonden Haare. »I ch lass dich schon nicht verhungern. Ich hab doch nur noch dich! « Bei diesen Worten traten erneut Tränen in ihre Augen, doch sie wischte sie tapfer weg und schickte sich an, eine Mahlzeit für ihn zuzubereiten.

Juli 1185
    W illiam hatte sich keine Vorstellung davon gemacht, wie viel Arbeit in einer Falknerei anfiel, und war überrascht, dass sie auch zu viert – Logan hatte noch einen Gehilfen namens Alfred – alle Hände voll zu tun hatten und niemals fertig zu werden schienen. Mit größter Sorgfalt bemühte er sich, alle Aufgaben, die man ihm übertrug, zu Logans Zufriedenheit zu erledigen. Meist musste er Alfred zur Hand gehen, sich um die Hunde kümmern, ihren Schuppen säubern und sie füttern. Entweder brachten Sir Ralphs Jäger Schlachtabfälle und Knochen für die Hunde vorbei, oder Logan ging mit den Jungen auf die Jagd.
    Das Fleisch für die Falken durfte dabei nur vom Besten sein und konnte sowohl von Hühnern und Tauben als auch von Hasen oder Rehen stammen. Den Vorzug gab der Falkner jedoch eindeutig den Wildvögeln. Ringel- oder Turteltauben, Drosseln, Spatzen oder Lerchen hielt er für am besten geeignet, um die Falken zu atzen. Neben dem Haus hatte er deshalb einen großen Holzverschlag gebaut, in dem er eine stattliche Anzahl kleiner Vögel halten konnte. Vogelfänger aus der weiteren Umgebung brachten ihm mehrmals im Monat ihre Beute. Trotzdem mussten auch William und Robert täglich die aufgestellten Lebendfallen kontrollieren und sich mit Netz oder Steinschleuder auf die Jagd begeben, damit immer ein genügend großer Vorrat an Vögeln in dem Verschlag verblieb.
    Robert durfte seinem Vater auch bei den Falken zur Hand gehen, während William, der nun schon einen guten Monat in der Falknerei war, bisher kaum mit den Falken hatte arbeiten dürfen.
    »D ie Welpen sind jetzt alt genug, bring sie wieder bei der Meute unter, William! « ,

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