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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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aus den Flügeln der Vögel herstellen müsst, auf die ihr sie abtragen wollt. Nur wenn ein Falke häufig auf das Federspiel beireitet und die besten Leckerbissen darauf findet, wird er es lieben und zu seinem Falkner zurückkommen, sobald er ihn damit lockt. Alfred und ich werden euch bei jedem Schritt beaufsichtigen. Die Hauptarbeit aber müsst ihr erledigen, denn nur im Umgang mit den Falken lernt ihr, sie mit der Zeit vollends zu verstehen. Wenn die Merline abgetragen sind, werden wir sie einjagen und sehen, welcher der beiden Falken der bessere ist. Den stärkeren Merlin will Sir Ralph seinem Neffen schenken. «
    » O h, nein, ausgerechnet Odon! « , stöhnte Robert leise.
    William sah ihn verwundert an. Odon war der Knappe, der ihn nach seiner Ankunft in die Falknerei gebracht hatte. Ihm war es so vorgekommen, als wäre er für einen jungen Adeligen ganz in Ordnung. Was Robert nur gegen ihn haben mochte?
    Logan warf seinem Sohn einen tadelnden Blick zu und fuhr fort: »D en anderen Merlin soll Sir Ralphs Tochter bekommen, damit sie sich an das Halten eines Falken gewöhnt. «
    William war überglücklich. Endlich würde er lernen, ein richtiger Falkner zu werden! Gegen Robert anzutreten, der ja bereits viel mehr Erfahrung mit den Vögeln hatte, war eine Herausforderung nach seinem Geschmack. Auch wenn er nicht vorhatte, ihre Rivalität zu einem Konkurrenzkampf ausarten zu lassen, strengte er sich doch mächtig an. Er gierte nach jedem Lob von Logan, das er aufsog wie trockener Boden einen leichten Sommerregen. Da freundliche Worte nicht gerade die Stärke des Falkners waren, buhlten William und Robert umso ehrgeiziger um sie.
    Logan zeigte ihnen mit einem älteren Falken, wie man Hand und Arm in verschiedensten Situationen zu halten hatte. Der Falke musste immer sicher stehen und auch längere Zeit auf der Faust durchhalten können. Das Auf- und Absteigen vom Pferd übten sie bis zur Erschöpfung. Irgendwann meinten William und Robert schließlich, es sogar im Schlaf zu können.
    Als sie das Tragen des älteren Falken sicher beherrschten, befahl Logan ihnen, die Merline drei Tage und Nächte schweigend durch den dunklen Turm zu tragen. William und Robert durften sich und den Vögeln dabei nur wenige Pausen gönnen. In diesen aber fanden sie nicht etwa Zeit, sich auszuruhen, denn sie hatten einen Großteil ihrer üblichen Aufgaben weiterhin zu erledigen. Trotz des geringen Gewichtes der Merline wurden den Jungen die Arme durch die ungewohnte Haltung schon nach kurzer Zeit bleischwer. Sie wechselten die Hand und trugen den Vogel mal auf der rechten, dann auf der linken Faust.
    Die Schmerzen in Oberarmen und Schultern, aber auch die Dunkelheit erinnerten William an die Schmiede seiner Mutter. Doch im Gegensatz zu dem Unmut, den er beim Arbeiten in ihrer Werkstatt stets empfunden hatte, verspürte er beim Tragen des Falken Stolz und Ehrfurcht.
    Obwohl er jetzt sicher war, den richtigen Weg gewählt zu haben, dachte er doch hin und wieder mit Wehmut an Ellenweore, Isaac und die anderen. Ob sie ihn schon vergessen hatten? William seufzte leise.
    Logan hatte ihnen erklärt, dass sie bei der Atzung schmeichelnde Töne von sich geben sollten, damit ihr Falke sie an diesen Lauten erkennen konnte und seine Scheu verlor. Jeder von ihnen hatte einen eigenen Ruf für seinen Merlin, und damit die Vögel in aller Ruhe kröpfen konnten, wie man das Fressen nannte, atzten die beiden Jungen sie niemals gemeinsam.
    Während sich William und Robert um die Merline kümmerten, trugen Logan und Alfred die bereits abgebräuten Falken ab. Sooft es ging, sahen ihnen Robert und William dabei zu, um sich auf ihre nächste Aufgabe vorzubereiten. Obwohl sie auf diese Weise vom Morgengrauen bis in die Nacht hinein zu tun hatten, ihre Mahlzeiten immer nur hastig hinunterschlangen und kaum Schlaf bekamen, war William so glücklich wie nie zuvor in seinem Leben.
    ***
    Robert war allein losgezogen, um einen besonderen Leckerbissen für seinen Falken zu erbeuten. Zufrieden hob er die Drossel auf, die er mit seiner Steinschleuder erlegt hatte. Der Vogel würde seinem Merlin sicher hervorragend munden! Die Schleuder klemmte er sich in den Gürtel, den toten Vogel packte er in seine Falknertasche.
    Das diesige Weißgrau des Himmels war seit dem Mittag in ein dunkles, regenschweres Schiefergrau übergegangen. Robert beschloss, sich zu beeilen. Jeden Moment konnte ein kräftiger Schauer niedergehen. Die letzten Augusttage waren ungewöhnlich heiß

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