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Der silberne Sinn

Titel: Der silberne Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Gefängnis sperren lässt?«
    »Machen wir uns darüber Gedanken, wenn es so weit ist. Sind das die Unterlagen?« Yeremi deutete auf einen Aktendeckel, den der Notar in der Hand hielt.
    Shoemaker geleitete seine Klienten zu einer freien Sitzgruppe und breitete die Papiere vor Yeremi aus. Sie ließ sich das Kreuz zeigen, hinter das sie ihre Unterschrift setzte, ohne die Übereignungsurkunde noch einmal zu lesen. Anschließend strahlte sie Saraf an.
    »Jetzt bin ich bettelarm.«
    Es fiel ihm sichtlich schwer, ihren einschneidenden Entschluss mit einem Lächeln zu honorieren.
    »Nicht ganz«, mischte sich Carl ein. »Ich habe dir das hier mitgebracht. Ein kleines Geschenk. Nur für den Fall der Fälle.« Er reichte ihr einen Umschlag von beträchtlicher Dicke. Yeremi warf einen Blick hinein. Das Kuvert enthielt eine größere Anzahl Hundert-Dollar-Noten.
    »Betrachte es als Vorschuss auf dein Erbe. Ich dachte, du könntest es in den nächsten Tagen vielleicht brauchen«, fügte Carl hinzu. Seine Voraussicht war durchaus angebracht. Sollten Yeremi und Saraf fliehen müssen, konnte jede Kreditkartenzahlung verräterisch sein.
    Die Enkelin bedankte sich gerührt bei ihrem Großvater. Dann sah sie auf ihre Uhr. In zehn Minuten würde die Pressekonferenz beginnen. Yeremi legte die Hand auf Sarafs Arm. »Es wird Zeit für dich abzutauchen. Sandra zeigt dir dein Versteck. Wenn ich dir das Signal gebe, kommst du in den Saal. Erschrick nicht, wenn viele Lichter aufblitzen. Das sind keine bösen Geister – jedenfalls hoffe ich das.« Als sie ihm zum Abschied die bärtige Wange streichelte, küsste er die Innenfläche ihrer Hand.
    »Danke, Jerry. Du hast so viel für mich getan.«
    Sandra räusperte sich. »Ehe ich es wieder vergesse, Jerry – ich schleppe das hier schon eine ganze Weile mit mir herum. Genauer gesagt, seit dem Treffen mit diesem abgedrehten Motorradfahrer in der Mühle.« Sie reichte Yeremi ein zusammengefaltetes Blatt.
    Die Angesprochene nahm den Zettel entgegen. »Was ist das?«
    »Ein kleiner Nachtrag zu deiner Anfrage an unser Archiv. Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll, aber vielleicht wirst du schlau daraus. Lies es nach der Pressekonferenz. Könnte dich jetzt nur von deinem großen Auftritt ablenken.«
    Yeremi nickte und steckte das Blatt in den Rucksack. Sandra führte Saraf aus der Halle. Ihn vorerst vor den Journalisten zu verstecken war ein dramaturgischer Kniff und eine Vorsichtsmaßnahme zugleich. Je später Al Leary vom Auftritt des Silbermannes erfuhr, desto besser. Früher als erwartet sollte sich die Vorahnung bestätigen.
    Einige Journalisten hatten die seit der Guyana-Expedition geradezu prominente Anthropologin erkannt und drängten sich um sie. Blitzlichter flammten auf.
    »Professor Bellman wird alle Ihre Fragen beantworten, aber nicht jetzt und hier, meine Damen und Herren«, vertröstete Carl die Reporter. Er und der terrierhafte Oswald Shoemaker schirmten Yeremi mit ausgebreiteten Armen ab wie Adlereltern ihre Brut und geleiteten sie in Richtung Fahrstuhl.
    Mit einem Mal stand Al Leary vor ihr. »Was hast du vor?«, zischte er.
    »Alle Achtung! Du bist aber schnell«, erwiderte Yeremi spöttisch.
    »Solltest du beabsichtigen, Saraf Argyr dieser Meute vorzuführen, dann mach dich auf eine Überraschung gefasst.«
    Jetzt begann sich Yeremi doch zu sorgen. »Was heckst du jetzt wieder aus, Al Leary?«
    Er deutete über seine Schulter, wo Yeremi zwei stattliche, in tadellose dunkle Anzüge gekleidete Männer mit militärisch kurzem Haarschnitt bemerkte. Sie trugen Sonnenbrillen und wetteiferten darum, cool auszusehen. »Flatstone hat mir seine Bodyguards ausgeliehen. Sie werden vor dem Konferenzraum Posten beziehen.«
    »Machen Sie bitte Platz«, knurrte Carl und drückte Leary zur Seite.
    Yeremi stolperte dem Fahrstuhl entgegen. Als sie, Carl und Shoemaker endlich im Lift standen und sich die Türen schlossen, fragte ihr Großvater: »Wer war der Mann?«
    »Al Leary.«
    »Der Kerl gefällt mir nicht. War richtig, ihm den Laufpass zu geben.«
    Yeremi blickte starr auf den Schlitz zwischen den Fahrstuhltüren, der sich in diesem Moment auch schon wieder öffnete. »Ja.«
    Carl spürte, wie sehr die Begegnung im Foyer seine Enkelin aufgewühlt hatte, und versprach: »Ich werde ihn dir vom Leib halten.«
    Yeremi trat aus dem Fahrstuhl. »Sie wollen Saraf vor dem Saal abfangen.«
    »Mache dir um ihn keine Sorgen. Er kann ganz gut auf sich selbst aufpassen.«
    Verwundert musterte

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