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Der silberne Sinn

Titel: Der silberne Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stanley A. McFarell oder S. Arthur Moltridge oder Sam Iceberg – oder wie immer dieser Betrüger hieß, der da Yeremi mit scheinheiliger Freundlichkeit entgegenblickte. Den dritten Mann konnte sie nicht identifizieren, weil er ihr den Rücken zuwandte. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und ließ sich vom Blinzeln der Mona Lisa betören.
    Leary führte die Geiseln zum Tisch. Er bot Saraf geradezu fürsorglich einen Platz an und wollte schon für Yeremi den Stuhl daneben zurechtrücken, als sich Jefferson H. Flatstone umdrehte – und Yeremi erstarrte.
    Die Mona Lisa über dem Kopf des Stheno-Imperators blinzelte erneut.
    Sekundenlang geschah nichts, wenn man einmal davon absah, dass Flatstone diabolisch grinste und Yeremi den Mund nicht mehr zubekam. Unter dem Dach des Waldes hatte sie in einem Albtraum das gleiche hämische Grinsen gesehen: am Kopf einer Schlange und auf groteske Weise vermischt mit den Gesichtszügen Al Learys. Aber dies hier war kein Flashback, kein Trugbild ihrer überspannten Nerven. Es war die Wirklichkeit. Von den Füßen her glaubte sie zu einem Eiszapfen zu erstarren. Mit allem hatte sie gerechnet, aber damit…! Jetzt, viel zu spät, wurde ihr alles klar, begriff sie die Zusammenhänge, durchschaute sie ihn…
    »Na, Jerry, hast es wieder mal eilig gehabt, dich aus dem Staub zu machen, was?«
    Zwei dunkle Marderaugen hielten Yeremis Blick gefangen. Ganz ähnliche Worte hatte sie schon einmal gehört, in einem anderen Leben. In letzter Zeit stiegen häufiger Bilder aus ferner Vergangenheit in ihr auf. So auch jetzt. Bereits damals hatte sie diesen Mann gefürchtet, als wäre er eine Green Mama – denn genau wie eine solche Giftschlange sah er für sie aus. Inzwischen war er älter geworden. Yeremi bemerkte die Narbe über seinem linken Auge, das Andenken einer unrühmlichen Niederlage. Aber dieses Detail war nur Nebensache. Die launische Natur hatte den Mann, der inzwischen Jefferson H. Flatstone hieß, auf eine andere, unverwechselbare Weise gezeichnet: Er war gänzlich kahl; deshalb nannte man ihn in Jonestown auch den Haarlosen Eugene.
    Flatstone alias Eugene Smith kam auf Yeremi zu, als wolle er einen hoch geschätzten Geschäftspartner begrüßen, doch sie wich vor ihm zurück. Erst als sie mit dem Rücken an Madalins Brust prallte, blieb sie stehen.
    Der Stheno-Chef zeigte ihr die hellen Innenhandflächen seiner Hände und lächelte beschwichtigend. »Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten, Jerry. Oder ist es Ihnen lieber, wenn ich Sie Professor Bellman nenne?«
    Der Silberne Sinn gedeiht in einem überhitzten oder unterkühlten Umfeld nicht besonders gut. Yeremi rief sich Sarafs Lektion in den Sinn. Sie zwang ihren Atem in einen ruhigeren Takt, was nicht ganz leicht war, denn von Jackie Tailor wusste sie, was für ein Blutbad ihr Gegenüber auf dem Flugfeld von Port Kaituma angerichtet hatte. Flatstone versuchte es mit empathischen Tricks. Diesmal würde sie nicht darauf hereinfallen. »Mir ist weder das eine noch das andere lieb«, antwortete Yeremi erstaunlich ruhig. »Was wollen Sie von mir?«
    Flatstone sah zunächst McFarell fragend an, dann Leary. »Hat Al Ihnen das nicht schon gesagt? Uns ist zu Ohren gekommen, dass es da einen Schatz gibt, dessen Versteck nur Ihr Freund kennt. Er nannte ihn das Gedächtnis des Silbernen Volkes. Unseren Vermutungen zufolge müsste es sich dabei um eine Bibliothek handeln, aus der wir uns wertvollen Aufschluss für unsere Forschungsarbeit versprechen. Habe ich Recht, Saraf Argyr?« Flatstone wandte sich überraschend dem Silbermann zu.
    Der erwiderte gelassen den stechenden Blick der beiden Knopfaugen und blieb stumm.
    »Kommen Sie zur Sache, Jeff!«, mahnte McFarell von seinem Drehsessel aus.
    Flatstone schien sich nicht hetzen zu lassen. Auf Sarafs Schweigen reagierte er eher amüsiert. »Wie wäre es, Mr Silverman, wenn Sie uns zum Versteck Ihres Schatzes führten? Dann können wir uns selbst ein Bild über dessen Nutzen für uns machen.«
    Saraf blickte zu Yeremi hinüber, die wie eingekeilt zwischen Madalin, Leary und Flatstone stand. Letzterer wechselte erneut seinen Ansprechpartner.
    »Jerry! Ihr Freund scheint ein wenig entscheidungsschwach zu sein. Helfen Sie ihm auf die Sprünge. Mein Angebot lautet: Ihre und seine Freiheit im Tausch gegen das Volksheiligtum der Silbernen. Was halten Sie davon?«
    Eine glatte Lüge!, dachte sie und lächelte. »Sie haben mit keinem Wort meinen Vater erwähnt.«
    »Lars?« Flatstones

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