Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4
in der Lage?« Koggs betrachtete die Windgeister nachdenklich.
»Aber ja, und wie!«
»Der Lagerraum meines Schiffes ist voll mit Flaschen aus Feenkristall. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, sie einzutauschen.« Der Klabauterkapitän grübelte immer noch und Fi hatte den Eindruck, dass er irgendetwas ausheckte.
Doktorius Gischterweh und Magistra Wogendamm warfen sich überraschte Blicke zu. »Ihr könnt die Elementare gern haben, Käpt’n«, sagte der Dicke. »Aber was habt Ihr damit vor?«
Koggs wollte gerade antworten, als es am bewölkten Himmel laut krächzte und Kriwa auf sie zustob. Auf ihrem Rücken saß ein kaum fingergroßer Reiter: Magister Eulertin!
Die Silbermöwe landete auf der Wetterharfe und zwinkerte ihnen zu. »Schön zu wissen, dass es euch gut geht, Freunde«, begrüßte die Möwe die Umstehenden.
»Dem kann ich mich nur anschließen!« Magister Eulertin rutschte von Kriwas Rücken und blickte nach oben. Am Himmel war ein Rauschen zu hören und umgeben von einer schwarzen Wolke landete ein weiterer Zauberer neben der Ruine. Der Unbekannte trug eine dunkle Magierrobe und hielt mit der Linken die Krempe eines spitz zulaufenden Hutes fest, damit der Wind ihn nicht fortwehte. Er warf den anderen kühle Blicke zu. »Guten Tag«, brummte er missmutig.
»Darf ich vorstellen, Magis…« Der Däumling redete weiter, doch seine Stimme wurde immer dünner und war schließlich gar nicht mehr zu verstehen. Irritiert hob er die Hand und tippte mit seinem Zauberstab gegen den kleinen Ring, den er am Finger trug. »Entschuldigt«, sagte er in gewohnter Lautstärke. »Ich habe meinen Ring nicht aufgeladen. Ich habe eine lange Nacht hinter mir und manchmal vergesse ich, dass ihr meine Stimme ohne die Hilfe des Rings kaum versteht. Wo war ich gleich? Ach ja: Das ist Magister Horatio Chrysopras.«
»Wir kennen uns doch.« Koggs nickte dem fremden Zauberer zu. »Ihr wart damals bei der Seeschlacht gegen Mort Eisenhand dabei. Gute Arbeit!«
Der Zauberer mit dem Spitzhut lächelte knapp. »Danke, Käpt’n Windjammer. Gut zu wissen, dass noch ein paar Recken unter uns weilen, während die Geschicke der Stadt von Zauderern und selbstgefälligen Narren gelenkt werden.«
»Aber ja doch!« Doktorius Gischterweh eilte Magister Chrysopras entgegen und schüttelte ihm herzlich die Hand. »Gerade fällt mir ein, dass ich ebenfalls schon von Euch gehört habe. Seid Ihr nicht der Bordmagier der Hammerhai?«
»Das war ich bis vor zwei Wochen. Ihr solltet mitbekommen haben, dass das einzige Kriegsschiff der Stadt auf Geheiß des Ersten Ratsherrn ausgemustert wurde. Schließlich soll sich Hammaburg ›streng neutral‹ verhalten, was die Spannungen zwischen dem Kontinent und Albion betrifft.« Er schnaubte abfällig. »Als ob das die verdammte Nebelhexe davon abhalten würde, Hammaburg einzunehmen, wenn sie könnte.«
»Ihr habt Euch in der Vergangenheit sehr bedeckt gehalten«, meinte Magistra Wogendamm freundlich. »Ihr wart nie bei den halbjährlichen Zusammenkünften der Magierschaft in Hammaburg.«
»Mit Absicht, werte Kollegin.« Magister Chrysopras’ dunkle Augen blitzten zufrieden. »Nur wer unerkannt bleibt, vermag einer hinterhältigen Attacke zu entgehen.« Mahnend hob er einen Finger. »Der Feind kann überall lauern. Und als Bordmagier eines Kriegsschiffs hatte ich eine besondere Verantwortung.«
»Und jetzt seid Ihr arbeitslos«, stellte die Magistra unbeeindruckt fest.
»Ähem, so kann man das natürlich auch ausdrücken.« Er schniefte und betrachtete kurz den Garten. »Eure magischen Schutzmaßnahmen hier oben sind übrigens ziemlich leicht zu überwinden.«
»Welche magischen Schutzmaßnahmen?« Doktorius Gischterweh sah sich suchend um.
»Schon gut, ich schaue mich mal um«, krächzte Kriwa und stieg wieder zum Himmel auf.
»Wie dem auch sei«, sagte Magister Eulertin, »Magister Chrysopras und ich haben in den letzten Tagen das Grab des Piraten Mort Eisenhand untersucht. Wie erwartet, war sein Leichnam fort. Immerhin konnten wir herausfinden, dass die Totenbeschwörung vor etwa einem Monat stattgefunden hat und dass sie ohne Zweifel die Handschrift des Hexenmeisters Morbus Finsterkrähe trägt.« Eulertin seufzte. Er stützte sich auf seinen winzigen Zauberstab und sah die anderen der Reihe nach an. »Diese Erkenntnis sowie die Geschehnisse, die sich zwischenzeitlich in Rüstringen zugetragen haben«, er nickte Fi und Nikk zu, »stellen uns leider vor die bittere Tatsache, dass der
Weitere Kostenlose Bücher