Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
dürfen.«
    »Was sind Gewitteregel?«, fragte Nikk.
    Die Magierin griff zu einem langen Schöpflöffel und rührte so lange in dem Schlamm herum, bis sie einen fast fingergroßen Egel herausgefischt hatte. Das schleimige Tier schimmerte blauschwarz und Fi glaubte, es kurz in seinem Inneren aufblitzen zu sehen. »Diese Egel ernähren sich von Blitzen und magischen Energien. Heute Abend dürften sie sich also so richtig satt fressen können – falls unsere Kerzen nicht doch brennen bleiben.« Sie seufzte. »Leider werden Gewitteregel in den Kerkern aller größeren Städte dazu benutzt, Zauberern die Magie abzuzapfen. Man legt den Gefangenen die kleinen Biester auf die Haut, sie beißen sich fest und saugen ihren Opfern die Zauberkraft aus.« Sie ließ den Egel wieder in den Zuber fallen. »Der Hammaburger Stadtrat hat die Gewitteregel gleich fässerweise bestellt. Erasmus und ich verzögern jede Lieferung, so gut es geht.«
    »Alruna, warum zeigst du ihnen nicht lieber den Aeolsfänger?«, ertönte hinter ihnen Doktorius Gischterwehs Bassstimme. Der dicke Magier winkte die vier zu sich. Er führte sie an der Hausruine vorbei zum Ursprung der eigentümlichen Melodie, die den verwilderten Garten erfüllte. Fi hob überrascht eine Augenbraue. Die Töne kamen aus einem hölzernen Kasten, der Teil einer eigenwilligen Apparatur war. Der Kasten war ähnlich wie der Resonanzkörper einer Laute geformt, nur deutlich länger. Daran waren dünne Saiten aus kostbarem Mondeisen angebracht, die beständig im Wind vibrierten. Unmittelbar hinter dem Resonanzkörper war ein Gestell aufgebaut, in dem quer ein Trichter aus blankem Kupfer steckte. Das spitze Ende wies nach außen auf einen schmalen Ring, der etwa so groß wie ein Fassdeckel war. Auch Nikk runzelte die Stirn, denn der Ring wurde von einem feucht schimmernden Film ausgefüllt, der silbrig im Wind waberte.
    »Was ist das denn?«, fragte Koggs.
    »Oh, bloß eine weitere kleine Erfindung, die wir derzeit testen«, erwiderte Doktorius Gischterweh stolz. »Ich habe doch vorhin erwähnt, dass der Garten wilde Luftelementare wie Säuselgeister oder Windsbräute anlockt. Wir bezeichnen sie als ›freie Radikale‹, da sie sich gern unten am Fluss austoben. Wir fangen sie mit dem Aeolsfänger ein, damit sie den Handelsschiffen keinen Schaden zufügen. Zentraler Bestandteil der Apparatur ist diese Wetterharfe.« Er tippte auf den klingenden Kasten. »Wir locken die Elementare damit an, denn sie lieben es, über die Saiten zu streichen – bis sie irgendwann in den Trichter geraten. Und dann … seht selbst!« Das wundervolle Spiel der Wetterharfe verebbte und aus dem Trichter schlug ihnen ein windiges Brausen entgegen. Im Rohr zischte es und der silbrige Film im Ring dahinter wölbte sich zu einem Gebilde, das einer übergroßen Seifenblase ähnelte. Mit einem schmatzenden Laut löste sich die Blase und stieg von einer Brise angehoben langsam auf. Im Innern zeichnete sich eine flirrende Gestalt mit pausbackigem Gesicht ab, die wütend um sich blickte.
    »Rasch, Alruna. Fang sie ein!«, rief der Dicke. Die Zauberin lief los und holte die eigentümliche Blase mit der Spitze ihres Zauberstabes aus der Luft. Das eingefangene Luftelementar hämmerte zornig gegen die Innenwände.
    »Soll ich es freilassen oder zu den anderen bringen?« Magistra Wogendamm wies zu einer Baumgruppe, an deren Ästen Dutzende der schillernden Blasen baumelten.
    »Häng es erst einmal zu den anderen. Wir finden schon eine Verwendungsmöglichkeit für sie.« Doktorius Gischterweh sah Koggs, Fi und Nikk unglücklich an. »Das sind leider alles ziemlich windige Gesellen, die sich bislang weigern, mehr als nur einen kräftigen Windstoß auszuführen. Aber wir stehen ja auch erst am Anfang. Der Aeolsfänger könnte die aufwendige magische Bindung von Luftelementaren eines Tages revolutionieren und deutlich kostengünstiger machen.«
    »Wie viele Luftgeister habt ihr denn bisher eingefangen?«, fragte Koggs interessiert.
    »Sechzig? Siebzig?« Der beleibte Zauberer zuckte die Schultern. »Leider halten die Blasen nicht sehr lange. Vielleicht drei, vier Tage, dann sind die Geister wieder frei.«
    »Wir bräuchten Phiolen aus Feenkristall, um sie einzusperren«, rief ihnen die Zauberin von der Baumgruppe aus zu, wo sie die Blase an einem Zweig befestigte. »Schinnerkroog hat die letzte Lieferung aus dem Reich der Feenkönigin bis auf Weiteres beschlagnahmt.«
    »Und die Elementare sind zu kräftigen Windstößen

Weitere Kostenlose Bücher